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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
Autoren: Unbekannter Autor
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ich je hier herauskommen, würde ich Mama inständig bitten, ob wir nicht etwas andres werden könnten. Dann wären sie vielleicht nicht mehr so böse auf mich. Aber im tiefsten Innersten wußte ich, daß auch das nichts nützen würde. Denn selbst wenn Mama dazu bereit wäre, Papa würde nie etwas ändern. Soweit kannte ich ihn schon. Hatte er sich einmal für etwas entschlossen, dann wurde er nie mehr andern Sinnes. Das war sicher auch der Grund, weshalb er all die Jahre ein Jude geblieben war. Nein, es hätte keinen Sinn. Mama wird also doch sehr böse auf mich sein. Zu schade, dachte ich, als ich zu dösen begann, zu schade, daß das an einem Tag geschehen mußte, der so schön begonnen hatte.
    Jetzt wurde das Bellen des Hundes wieder lauter, und dann war es mir, als hörte ich zwischen dem grellen Echo seines Gebells jemanden meinen Namen rufen. Ich versuchte die Augen zu öffnen, es gelang mir aber nicht, ich war zu müde.
    Die Stimme wurde lauter und eindringlicher: »Danny! Danny Fisher!«
    Jetzt öffnete ich die Augen, und das geisterhaft weiße Licht des Mondes warf unheimliche Schatten in die Grube. Wieder rief eine Männerstimme meinen Namen. Ich kämpfte mich auf die Beine und versuchte zu antworten, aber ich brachte keinen lauten Ton aus der Kehle. Es war nichts als ein schwaches, heiseres Flüstern. Der Hund begann wieder wütend zu bellen. Jetzt hörte ich die Stimme bereits am Grubenrand und das Bellen des Hundes wurde noch schriller und aufgeregter.
    Das Licht einer Stablampe fiel jetzt in die Grube und bewegte sich hin und her, um mich zu suchen. Ich wußte, daß sie meine Stimme nicht hören konnten, daher lief ich dem Lichtstrahl nach, um mich ihnen zu zeigen. Der Hund folgte mir, laut bellend, auf den Fersen. Endlich erfaßte mich der Lichtstrahl, und ich blieb stehen. Ich legte die Hände schützend über die Augen, das grelle Licht tat mir weh. Eine Männerstimme rief: »Da ist er!«
    Eine andre Stimme drang aus der Dunkelheit von oben zu mir: »Danny! Danny!« Es war Papas Stimme. »Bist du verletzt?« Dann hörte ich, wie ein Mann teils kletternd, teils rutschend über die Grubenwand zu mir herunterkam. Ich lief weinend auf ihn zu, und dann fühlte ich, wie mich seine Arme umschlossen. Zitternd bedeckte er mein Gesicht mit Küssen. »Danny, ist dir nichts geschehen?« fragte er.
    Ich drückte mein Gesicht an seine Brust. Mein Gesicht war zerkratzt und zerschunden, dennoch tat mir die Berührung mit der rauhen Wolle seines Anzugs unendlich wohl. »Mir ist nichts geschehen, Papa«, sagte ich zwischen Schluchzern, »aber Mama wird mit mir sehr böse sein. Ich hab mir in die Hosen gemacht.« Etwas, das wie unterdrücktes Lachen klang, war die Antwort. »Mama wird nicht böse sein«, beruhigte er mich. Dann wandte er das Gesicht zum Grubenrand und rief: »Er ist okay. Werft mir einen Strick 'runter, damit wir ihn hier 'rausbekommen.«
    »Vergiß den Hund nicht«, sagte ich. »Wir müssen ihn unbedingt mitnehmen.«
    Papa bückte sich und kraulte den Kopf des Hündchens. »Selbstverständlich nehmen wir ihn mit«, sagte er. »Denn wenn er nicht gebellt hätte, hätten wir nicht gewußt, wo du bist.« Plötzlich drehte er sich um und sah mich an. »Bist du seinetwegen hier unten?« Ich schüttelte den Kopf. »Nein«, antwortete ich, »Paul und Eddie haben mich heruntergestoßen, weil ich ein Jude bin.« Papa sah mich mit einem merkwürdigen Ausdruck an. Ein Strick fiel vor unsre Füße, und er bückte sich, um ihn aufzuheben. Ich konnte die Worte kaum verstehen, die er dabei leise vor sich hinmurmelte: »Die Umgebung ist zwar neu, doch die Menschen bleiben sich gleich.«
    Ich wußte nicht, was er meinte. Er befestigte den Strick um seine Mitte, nahm mich unter einen Arm, den Hund unter den andern.
    Der Strick wurde straff gezogen, und wir begannen die Grubenwand emporzusteigen.
    »Papa, du bist mir nicht böse, nicht wahr?«
    »Nein, Danny, ich bin nicht böse.«
    Ich schwieg einen Moment, während wir langsam höherstiegen. »Dann ist's okay, wenn ich den Hund behalte, Papa?« fragte ich. »Er ist ein so lieber kleiner Kerl.« Der Hund mußte gewußt haben, daß ich über ihn sprach; sein Schwänzchen klopfte gegen die Hüfte meines Vaters. »Wir wollen ihn Rexie Fisher rufen«, fügte ich hinzu. Papa sah auf das kleine Hündchen hinunter, dann blickte er mich an. Er begann zu lachen. »Du meinst wohl, du wirst sie Rexie Fisher
    nennen. Es ist kein er, es ist eine sie.«
    Im Zimmer war's finster,
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