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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
Autoren: Unbekannter Autor
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Und dennoch kämpfte ich mit einer Kraft dagegen an, die ich nie zuvor gegen irgend etwas aufgewendet hatte. Und wieder schwand die Stimme aus meinem Bewußtsein, und der Schmerz kehrte zurück.
    Wie süß kann diese Schmerzempfindung sein, wenn jedes andre Gefühl deinen Körper verlassen hat! Wie sehnsüchtig klammerst du dich an diese Qual, die dich an die Erde bindet! Du atmest den Schmerz, als wäre er die köstlichste Luft, du trinkst ihn mit jeder Faser deines dürstenden Seins. Du sehnst dich nach dieser Qual, weil sie Leben bedeutet.
    In meinem Innern brannte der Schmerz. Der geliebte Schmerz, an den ich mich klammerte. Ich hörte meine Stimme in weiter Ferne, die in wildem Protest aufheulte, und die Qual machte mich glücklich. Begierig streckte ich meine Hände nach ihr aus, konnte sie aber nicht fassen, sie entschlüpfte mir wieder, und ich tauchte zurück in die stille besänftigende Finsternis.
    Die Stimme war jetzt dicht neben mir. »Warum wehrst du dich gegen mich, Danny Fisher?« fragte sie vorwurfsvoll, »ich bin gekommen, um dir Frieden zu bringen.«
    »Ich will keinen Frieden!« schrie ich verzweifelt, »ich will leben!«
    »Aber leben heißt leiden, Danny Fisher.« Die Stimme war tief und warm, wohltönend und trostreich. »Das müßtest du jetzt doch schon wissen.«
    »Dann geh! Und laß mich leiden«, schrie ich, »ich will leben. Es gibt noch so viele Dinge, die ich tun will!«
    »Was bleibt dir denn noch zu tun übrig?« fragte die Stimme in gelassener Ruhe. »Denk an das, was du vor wenigen Minuten gesagt hast. Erinnere dich der Worte, die du zu deinem Vater sagtest: >Es gibt kein Bedauern. Ich habe alles vom Leben gehabt, was man haben kann. Ich habe mich weder zu beklagen noch gegen etwas aufzulehnen. <«
    »Ach, die Menschen sagen so viele Dinge, die sie nicht wirklich meinen«, rief ich verzweifelt. »Ich muß leben. Nellie hat gesagt, daß sie ohne mich nicht leben kann. Und mein Sohn braucht mich.« Die Stimme war weise und nachsichtig wie die Zeit. Sie hallte dumpf durch meinen Sinn. »Glaubst du das wirklich, Danny Fisher, wie?« fragte sie ruhig. »Du wirst doch bestimmt wissen, daß das Leben für die andern wegen eines Mitmenschen nicht aufhört.«
    »Dann will ich um meiner selbst willen leben«, rief ich weinend, »ich will die harte Erde unter meinen Füßen spüren, ich will das Glück kosten, das mir meine geliebte Frau schenkt, und mich am Heranwachsen meines Sohnes erfreuen.«
    »Wenn du weiterleben würdest, Danny Fisher«, sagte die Stimme unerbittlich, »dann könntest du nichts von all dem genießen. Der Körper, der dir gegeben wurde, ist unheilbar zerschmettert. Du würdest nicht sehen, nicht fühlen, nicht schmecken. Du wärest nichts als eine Hülle, die ein lebender Organismus geblieben ist, eine dauernde Bürde und Qual für die, die du liebst.«
    »Aber ich will leben!« schrie ich und wehrte mich mit aller Kraft gegen die Stimme. Ich fühlte, wie der Schmerz in meinen Körper zurückkehrte.
    Ich hieß ihn willkommen, wie eine Frau den langentbehrten
    Geliebten. Ich gab mich ihm hin und ließ ihn freudig in mich ein. Ich fühlte, wie die ersehnte Qual meinen ganzen Körper durchflutete, so wie das rote Blut den ganzen Körper durchfließt. Einen Augenblick lang war alles klar, und ich vermochte im hellsten Licht wieder zu sehen. Ich sah mich selbst, zerfetzt, verstümmelt und verunstaltet. Hände streckten sich mir entgegen, hielten aber bei dem furchtbaren Anblick, den ich bot, von Grauen geschüttelt inne. So sah mein Körper also jetzt aus, und so würden mich die Menschen von nun an ansehen.
    Ich fühlte, wie sich die Tränen meines Grams mit den Schmerzen, die mich folterten, vereinten. War denn nichts mehr von mir übriggeblieben, was das Herz eines ändern erfreuen konnte? Ich blickte scharf auf mich hinab. Mein Gesicht war unverletzt. Es war still und friedlich. Selbst der Abglanz eines Lächelns lag noch auf meinen Lippen. Ich blickte noch schärfer hin.
    Meine Lider waren geschlossen, ich vermochte jedoch dahinter zu sehen. Leere Höhlen starrten mich an. Von Grauen gepackt, wandte ich mich vor mir selbst ab. Meine Tränen strömten und spülten diese neue unbekannte Pein hinweg.
    Während das Licht verblaßte und die Finsternis zurückkehrte, verschwand auch der Schmerz. Die Stimme war wieder dicht an meiner Bewußtseinsschwelle.
    »Nun, Danny Fisher«, sagte sie teilnehmend, »willst du mir jetzt erlauben, dir zu helfen?« Ich verbannte die Tränen
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