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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
Autoren: Unbekannter Autor
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fragte ich mit heiserer Stimme, »was macht sie?« Sein müdes, faltiges Gesicht erhellte sich etwas, als er mich ansah. »Sie ruht jetzt, Mr. Fisher«, antwortete er ruhig, »sie hat zwar noch ziemliche Schmerzen, wird aber durchkommen.« Ich wurde auf einmal ganz schlaff, meine Erregung schwand dahin. Ich sank kraftlos in meinen Sessel und bedeckte mein Gesicht mit den Händen. Diesmal war mein Gebet erhört worden. Ich fühlte die Hände des Arztes auf meiner Schulter und sah zu ihm auf. »Darf ich jetzt zu ihr, Herr Doktor?«
    »Jetzt noch nicht«, sagte er kopfschüttelnd, und sein Gesicht wurde sehr ernst. »Mr. Fisher, wir haben eine ganz schwache Aussicht, Ihrem Sohn das Leben zu retten, wenn wir einen Blutspender der richtigen Blutgruppe finden können.«
    Ich sprang auf. Ich hatte ihn wohl nicht richtig verstanden. »Was meinen Sie, Herr Doktor?«
    Er blickte mir in die Augen. »Das Kind hat keine schwereren Verletzungen erlitten, vielleicht weil es eine Frühgeburt war und er daher noch sehr klein ist, aber es hat einen ziemlichen Blutverlust gehabt. Wenn wir imstande sind, das Blut früh genug zu ersetzen, dann hat es die besten Aussichten durchzukommen.«
    Ich zog ihn heftig am Arm. »Kommen Sie rasch«, sagte ich eifrig, »ich hab mehr als genug Blut.«
    Er schüttelte wieder den Kopf. »Ich fürchte, Ihr Blut wird uns nichts nützen«, erklärte er, »ein schwacher Rhesus-Faktor spielt dabei eine Rolle, und Ihr Blut wird damit nicht übereinstimmen. Die Blutgruppe, die wir brauchen, kommt unter tausend Blutspendern vielleicht einmal vor. Ich habe bereits einen Aufruf durchsagen lassen. Alles hängt jetzt davon ab, wie schnell wir ihn hierherbekommen können.«
    Ich versank aufs neue in abgrundtiefe Verzweiflung. Kein Glück! Ich lehnte mich in den Sessel zurück, während der Arzt mit seinen Erklärungen fortfuhr. »Die einzige Chance für Ihr Kind wäre höchstens ein Kaiserschnitt mit einer kompletten Bluttransfusion gewesen.«
    Das war kein Trost. Mein Sohn lebte und hatte eine Chance. Nur das zählte! Die Verzweiflung drang mir durch Haut und Knochen wie ein körperlicher Schmerz.
    Doch jetzt klang mir Zeps Stimme wie die schönste Musik in den Ohren. »Vielleicht paßt mein Blut dazu, Herr Doktor.« Ich sah ihn dankbar an und wieder zum Arzt zurück. »Vielleicht«, sagte der Arzt müde, »kommen Sie mit, wir werden ja sehen.« Er blickte sich im Zimmer um. »Wenn jemand von Ihnen mitkommen will, um sich testen zu lassen, dann bitte sich anzuschließen.« Wir folgten ihm alle. Mimi half Sam in einen Sessel, während wir andern auf den Korridor traten. Nach einigen Schritten kamen wir zu einem kleinen Laboratorium, in dem sich eine Schwester aufhielt, die in einer Zeitung las. Als wir eintraten, erhob sie sich rasch. »Stellen Sie sofort die Blutgruppen dieser Leute fest, Schwester«, sagte der Arzt.
    »Gewiß, Herr Doktor«, erwiderte sie und machte sich bereits an dem Tisch zu schaffen.
    Ich sah zu, wie sie die Glasplättchen vorbereitete und in die Nähe des Mikroskops legte. Nachdem allen Blut abgenommen worden war, schob sie eins der Plättchen geschickt unter die Linse. »Ich sehe mir's selbst an, Schwester«, sagte der Arzt rasch. Sie trat beiseite. Der Arzt beugte sich hinunter und spähte durch das Mikroskop. Er schüttelte den Kopf, und sie schob das nächste Plättchen unter die Linse. Ich hielt den Atem an, bis er alle angesehen hatte. Dann richtete er sich auf und schüttelte den Kopf. »Nichts, Herr Doktor?« fragte ich hoffnungslos. Er blickte sich im Zimmer um. Meine Eltern, Zep und seine Mutter sahen ihn gespannt an. Dann wandte er sich zurück. »Tut mir leid, Mr. Fisher«, sagte er aufrichtig, »niemand von den Anwesenden hat die richtige Blutgruppe. Es bleibt uns daher nichts übrig, als zu warten, bis der richtige Blutspender hier eintrifft.«
    »Dann kann es schon zu spät sein«, sagte ci h leise, »mein Sohn könnte. könnte.« Zum erstenmal hatte ich die Worte ausgesprochen: mein Sohn. Aber ich konnte den Satz nicht beenden. Voll Mitgefühl legte der Arzt seine Hand auf meinen Arm. »Wir können bloß hoffen, daß er bald kommt«, sagte er tröstend, »er kann jede Minute hier sein.«
    Die Türe öffnete sich jetzt, und ich drehte mich hoffnungsfroh um. Doch gleich darauf sank mein Herz wieder in den tiefsten Abgrund. Es war bloß Sam.
    Schwerfällig schob er sich ins Zimmer. Auf seinem Kinn befand sich eine riesige Beule, die sich bereits schwarz verfärbte. Mimi folgte
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