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Besessen

Besessen

Titel: Besessen
Autoren: Jennifer Armintrout
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–, er setzte sich also ungefragt, als hätte ich ihm den Platz angeboten. Mir machte das nichts aus. Immerhin war es seine Wohnung, und Ziggys altes Zimmer fühlte sich nicht wirklich wie mein Zuhause an.
    Ich musterte ihn, während er mich beobachtete. Wahrscheinlich wollte er meine Stimmung abschätzen. Nathan hasst es, mit mir zu streiten, und offensichtlich hegte er andere Hoffnungen, in welche Richtung diese Unterhaltung gehen sollte.
    Pech.
    „Na gut, ich mach mir Sorgen.“ Fragend zog ich eine Augenbraue hoch, und er räumte ein: „Okay, ich bin aus völlig irrationalen Gründen sauer auf dich.“
    Verflucht sei er für seine Schönheit. Die Zeit tut einem nichts mehr an, wenn man ein Vampir geworden ist, und Nathans Erscheinung war im Alter von zweiunddreißig Jahren eingefroren. Ungeachtet der Blässe, die siebzig Jahre ohne Sonnenlicht mit sich bringen, war er so jung und gut aussehend wie auf den Fotos seines vor-vampirischen Daseins. Im Moment eigentlich noch besser, denn er befand sich leibhaftig in meinem Schlafzimmer. Dunkle Haare, umwerfende graue Augen und ein Körper, so grazil und kräftig, als wäre er in einem früheren Leben die Statue eines griechischen Gottes gewesen. Aber es waren seine Augen, denen ich verfallen war. Obwohl er mit Härte gehandelt und mein Leben bedroht hatte, als wir uns zum ersten Mal begegneten, entdeckte ich Liebenswürdigkeit und Leid in ihnen. Seine Augen waren nicht nur Fenster seiner Seele, sie waren Türen, die durchließen, was er nicht vor mir verbergen konnte, auch wenn es das Blutsband zwischen uns nicht geben würde.
    Ich wandte mich wieder meinem Computer zu, wo meine aktuelle Dissertation über die Physiologie der Vampire mit ungeduldig blinkendem Cursor wartete. Man kann einer Ärztin das Menschsein nehmen, aber man kriegt die Ärztin nicht aus dem Vampir. Oder so ähnlich. Ich arbeitete an Eine Fallstudie von Bluttypenkompatibilität und ihre Wirkung auf den Stoffwechsel, um die Zeit totzuschlagen und mich vom Wahnsinn der letzten zwei Monate abzulenken. Doch der holte mich unweigerlich ein, und so saß ich, als Nathan mein Zimmer betrat, stumpf da und tippte immer wieder die Worte „verrückte gelbe Röhrensocken“ in die Tastatur. „Duhast von irrational geredet, nicht ich.“
    „Ich kann nichts dafür.“ Seine Verlegenheit teilte sich mir durch das Blutsband deutlich mit, aber sie konnte meinen Ärger nicht dämpfen. „Was ist los?“
    „Gut, also erstens, ich habe dieses blöde Forschungsprojekt satt –“
    „ Du hast es satt? Ich bin diejenige, die während der ganzen verdammten Woche AB negativ getrunken hat.“ Obwohl er leise lachte, war ein müder Unterton zu hören.
    „Und du hast mich im Schlaf beobachtet, was normalerweise heißt, dass etwas Schlimmes passieren wird. Und – ich habe diese Albträume.“ Erschöpft bedeckte ich mein Gesicht mit den Händen und massierte meine Stirn. „Ich bin sicher, es ist gar nichts los.“
    „Es klingt nicht nach nichts.“ Die Bettfedern quietschten, als er aufstand.
    Resigniert ließ ich die Hände sinken und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Ach, er lauscht auch noch, statt nur zu spannen.“
    Der Hauch eines sarkastischen Lächelns huschte über sein Gesicht, während er neben meinem Stuhl niederkniete. „So wie du es sagst, klingt es direkt unanständig.“
    Ich wusste, dass er machtlos war gegen die Welle verspielter Lust, die mich durch das Blutsband erreichte, denn unsere Gehirne waren in einem seltsamen Gemeinschaftsanschluss miteinander verbunden. Solange er mich nicht abblockte oder ich ihn, hörten wir die Gedanken des anderen oder fühlten seine Emotionen. Verspürte einer von uns auch nur die leichteste Neigung in sexueller Richtung, erfuhr es der andere – und reagierte gewöhnlich sofort darauf.
    Leider filterte das Blutsband die negativen Emotionen nicht heraus, sodass ich regelmäßig jede Menge postsexuellerSchuldgefühle abbekam. Gedanken an Marianne, seine tote Frau, wichen nie ganz aus seinem Bewusstsein, und gewöhnlich setzte schon wenige Minuten nach dem kleinen Tod die Geißelung ein. Sobald ich seine Gewissensbisse fühlte, regte sich mein eigener Schuldkomplex, da ich für seine Seelenqualen mitverantwortlich war. Der dann folgende Schneeballeffekt war Grund genug, jeden Sex mit ihm für immer aufzugeben.
    Abgesehen von gelegentlichen Anfällen, wenn es einfach sein musste. Die aufzugeben, wäre einem Heroinentzug von einer Minute auf die andere
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