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Besessen

Besessen

Titel: Besessen
Autoren: Jennifer Armintrout
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des Läufers.
    „Harrison.“ Max am anderen Ende der Leitung klang unbeschwert. Ich wollte sein, wo er war, und nichts von dem wissen, was ich eben gesehen hatte.
    „Hier ist Carrie.“ Ich schluckte, die Zunge in meinem Mund fühlte sich geschwollen an. „Ich brauche dich.“

2. KAPITEL
    Vertrautes Gelände
    Der Boden war kalt, dafür war die Luft zu heiß und zu hell. Instinktiv schreckte Cyrus vor dem Sonnenlicht zurück, das sein Fleisch berührte.
    Sein nacktes, menschliches Fleisch.
    Wie demütigend. Er hatte nicht die Energie, gegen diese Würdelosigkeit aufzubegehren. Müdigkeit quälte seine Knochen, Hunger nagte an seinen Nerven. Als Vampir war der Durst nach Blut dasselbe gewesen wie Hunger, aber doch weit mehr als ein körperliches Bedürfnis. Den Blutdurst zu stillen, war ein Akt emotionaler Erfüllung, der Drang, dem Grundtrieb seiner Art zu folgen. Töten. Beherrschen. Menschlicher Hunger war dagegen sadistisch und so simpel. Den einfachen Todeskampf des Organismus hatte er seit Jahrhunderten nicht mehr gefühlt.
    Was war mit ihm passiert?
    Stöhnend setzte er sich auf. Seine Muskeln protestierten schmerzhaft, und er brach wieder zusammen. Höhlenartige Dunkelheit umgab ihn. Über ihm strömte ein Kegel Sonnenlicht herab und legte, wie Dahlia es genannt hätte, einen Schutzkreis um ihn. Dahlia. Wenn sie hier ihre Finger mit im Spiel hatte, würde er ihren kleinen, süßen Kopf von ihren fetten Schultern schlitzen, Hexe hin oder her. Wenn er sich erst einmal erholt hatte, würde seine Wut ihm genug Stärke verleihen, um es mit einer ganzen Armee Vampirhexen aufzunehmen. Da war er sicher.
    In der Dunkelheit hörte er Stimmen, konnte aber nicht erkennen, aus welcher Richtung sie kamen. Sein Blick war nicht besonders scharf, auch wenn er mehr erkennen konnteals zu Zeiten seines Todes.
    Tot. Carrie. Der Schmerz über ihren Verrat kehrte mit überraschender Grausamkeit zurück. Sie hatte seine Liebe zurückgewiesen und sein Blut. Dann hatte sie ohne eine Spur von Gewissensbissen eine Klinge durch sein Herz getrieben. Fast hätte er die Tat bewundern können, wenn er nicht das Opfer gewesen wäre.
    Er schloss die Augen und streckte sich auf dem kalten, harten Boden aus. Marmor, dachte er. Seltsam, wie ihm nach und nach wieder alles einfiel. Vielleicht war das der Beweis für die Existenz der Seele – Erinnerungen aus den vergangenen Leben. Dahlia hatte immer darauf bestanden, dass ihre Seele schon andere Leben gelebt hatte, in den Körpern von berühmten und berüchtigten historischen Persönlichkeiten. Nein, er würde jetzt nicht anfangen, an die Unsterblichkeit der Seele zu glauben. Das würde die Situation hier noch lächerlicher machen.
    Genau wie dieses unangenehm drückende Gefühl in seinem Unterleib. Das hatte er lange nicht mehr gespürt, aber die Bedeutung kam mühelos zurück.
    „Hallo?“, rief er den Stimmen in der Dunkelheit zu, obwohl ein barsches „Hey!“ wohl angebrachter gewesen wäre, wenn er bedachte, was man ihm angetan hatte. „Ich muss zur Toilette!“
    Die Stimmen tuschelten leise untereinander, wurden dann immer lauter, bis jemand die Spannung brach und schrie: „Na schön, geh und hol sie!“
    „Wen?“, rief Cyrus, aber der Lärm in der Dunkelheit verschluckte seine Frage. Inständig hoffte er, die fragliche „Sie“ war nicht eine von den beiden Vampiren, die ihn zurückgeholt hatten. Die eine wirkte durch ihre heulende Stimme wie eine Todesfee. Und die andere klang so rau und maskulin,dass er sie sogar für einen Mann gehalten hatte.
    Eine Tür öffnete sich knarrend und schlug wieder zu. Ein gellender, entsetzter Schrei entfachte nostalgische Funken in Cyrus’ Herz. Die Tür flog kreischend wieder auf. Die in Frage stehende „Sie“ war offenbar sehr verängstigt. Das befriedigte ihn ein wenig, wenigstens war er nicht der Einzige, der den Gestalten hilflos ausgeliefert war.
    „Beweg dich, Schlampe“, kommandierte eine verzerrte Stimme aus den Schatten.
    Ein bleicher, einsamer Umriss löste sich aus der Dunkelheit. Als sie näher kam, verschwammen die Farben. Das gedämpfte Gelb ihres Kleides verschmolz mit dem schlichten Braun ihrer Haare und dem papierähnlichen Weiß ihrer Haut. Ihr Körper war mit Blut bespritzt, ihre Kehle zeichnete sich blau und violett von der Dunkelheit ab, und um ihre Augen lagen schwarze Ringe.
    Vorsichtig näherte sie sich, hielt zwei Schritte von ihm entfernt inne und kniete dann an seiner Seite nieder. Das Sonnenlicht berührte sie,
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