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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
Autoren: Marnie Schaefers
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so genannten Menschen sollte sie Hilfe suchen, wenn sie alleine stand? Ganz bestimmt nicht. Nicht nachdem ihre leiblichen Eltern von diesen Kreaturen getötet worden waren.
    Ihr Vater stieß einen langen Seufzer aus und stützte den Kopf in die Hand . »Ich weiß, wie schwierig das für dich sein muss.«
    » Dad, was ist passiert? Ich weiß, der Grund tut nicht zur Sache, aber…ich verstehe nicht einmal annähernd worauf du hinaus willst!«, versuchte sie, ihm zu entlocken, was er nicht bereit war preiszugeben.
    » Ich hoffe so sehr, dass du eines Tages verstehen wirst.«
    Ihre Blicke trafen sich. 
    Hilflos warf Crevi die Hände in die Luft. »Beim besten Willen, Dad...«
    » Ich habe etwas für dich«, fiel er ihr ins Wort. Er griff in die Tasche seines edlen, blauen Mantels und holte einen Briefumschlag hervor, reichte ihn ihr. »Öffne ihn heute Nacht, wenn der Mond voll am Himmel steht.«
    Sprachlos starrte sie auf den Umschlag in ihrer Hand. Er war so leicht und dünn wie eine Feder, als wäre er leer.
    Urplötzlich dämmerte es ihr. »Was hast du vor?«
    » Nichts, soweit ich das im Augenblick sagen kann.«
    » Nichts«, wiederholte sie anklagend. »Willst du dich aus dem Staub machen?«
    Wut regte sich in ihr.
    »Das würde ich niemals übers Herz bringen. Du musst mir glauben, Crevi! Wenn ich es irgendwie verhindern könnte, würde ich das tun.«
    » Wenn du was verhindern könntest?«
    Er winkte ab . »Du wirst es noch früh genug erfahren.«
    » Dad…« Ihre Worte gingen in dem aufbrandenden Applaus der übrigen Gäste unter.
    Ihr Vater zuckte mit den Schultern . »Schätze, es ist an der Zeit, sie eine schöne Rede hören zu lassen. Von weiteren ruhmreichen Siegen und Derlei.« Er erhob sich. Dieser Ausdruck in seinem Gesicht war alles andere als normal für ihn. Es war, als breche er mit einem Mal unter der Last eines Jahrhunderte langen Lebens zusammen. 
    Er war kein guter Schauspieler. Nie gewesen.
    Als er ihren Blick suchte, standen Tränen in seinen Augen. 
    Unwillkürlich streckte Crevi eine Hand nach ihm aus . »Geh nicht. Bleib hier.«
    Eine unheimliche Leere kroch in ihren Verstand.
    Mit einem Mal wirkte die ganze Welt unwirklich. Sie hatte das Gefühl alles nur halb so gut zu verstehen, wie sie immer geglaubt hatte. Was ging hier vor? Möglicherweise träumte sie nur.
    » Das kann ich nicht.« Unter großen Mühen wandte er ihr den Rücken zu. Seine ersten Schritte wirkten unbeholfen. Sein Gang erinnerte Crevi auf unangenehme Weise an einen Verbrecher, der zum Richtblock schlurfte.
    Ein letzter Blick.
    Dann richtete er sich zu seiner vollen Größe auf, hob den Kopf und die Unsicherheit verschwand. 
    Die Hitze schlug über ihr zusammen.
    Ihr Magen verhärtete sich zu einem steinharten Klumpen und am liebsten hätte sie sich übergeben.
    Crevi verfolgte wie ihr Dad sich einen Weg durch die Menge bahnte und auf das kleine Podest stieg, auf dem zuvor die Musikkapelle gespielt hatte.
    Die drängenden Rufe gewannen an Lautstärke.
    Der Schweiß brach ihr aus. Das Herz drohte ihr aus der Brust zu springen. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Was war nur los?
    Ihr Vater stieg die kleine Treppe neben der Bühne hinauf. Und wandte sich dem Publikum zu. »Myladys, Mylords, liebe Freunde!«, begann er, bat um Ruhe. »Ich möchte euch danken, dass ihr alle mir zu Ehren hierher gekommen seid! Ich weiß das sehr zu schätzen. Denn obwohl ich den Ruhm längst gewöhnt bin, die Jubelschreie, die…«
    Crevis Aufmerksamkeit ließ nach, als sie an einer Stelle in der Menschenmasse Unruhe bemerkte. Es schien, dass jemand gewaltsam versuchte , sich in die erste Reihe zu drängeln. Sie wusste, dass ihr Vater beliebt war, aber dass jemand derart erpicht darauf war ihm möglichst nahe zu sein, wenn er seine große Rede über den Triumph bei…
    Eine Frau kreischte auf.
    Sofort sprang Crevi auf die Füße und hinter dem Tisch hervor. Sie schwankte. Die Welt um sie herum drehte sich. Dennoch strauchelte sie vorwärts.
    Ihr Vater fuhr ungeachtet dessen mit seiner Rede fort . »Mein Sieg ist nicht nur ein Sieg für den Staat…«
    Der Drängler brach aus der Menge hervor. Hielt geradewegs auf das Podest zu.
    »…er ist ein Sieg für unser Volk! Solange wir…« Mit übernatürlicher Geschwindigkeit stürzte der Fremde auf die Bühne. Unbeirrbar. Seine Bewegungen waren graziös, elegant, animalisch. In einem Sekundenbruchteil riss er, während er sprang, ein Messer  aus dem Nichts und landete direkt vor ihrem
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