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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
Autoren: Marnie Schaefers
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leider sind es viel zu wenige«, gestand sie sich selbst ein.
    Es war alles andere als einfach, Widerstand gegen die Regierung und die Stadt, in die man sie verbannt hatte, zu organisieren. Die Freiwilligen waren alles andere als zahlreich. Und wenn es einmal neue Mitglieder in ihrer Rebell engruppe gab, waren diese nach wie vor skeptisch  und schlugen sich bei nächster Gelegenheit nur allzu leicht erneut auf eine andere Seite.
    Loyalität war in der Hölle ein Fremdwort.
    »Man muss einfach das Beste draus machen.«
    Yve schaute die Straße hinunter, die sich am Kanal entlang schlängelte.
    Abblätternde Fassaden, bemalte Wände, zerklüftete Bürgersteige, heruntergekommene Geschäfte und zwielichtige Händler. Ach, ist das schön hier. Der Abfall und Unrat türmte sich massenweise.
    Sie rümpfte die Nase, als ein Karren voller verschimmelten Obstes an ihr vorüber zog.
    Eilig ging sie weiter. Ohne allzu viele Blicke an die Bettler und Obdachlosen zu verlieren, huschte sie die Straße hinunter.
    Es schien viel länger zu dauern als sonst, bis Yve das Geschäft eines alten Freundes erreichte.
    Sie musste noch einige Besorgungen machen, bevor sie ihre Organisation erreichte. 
    Ihr vorläufiges Ziel war ein kleiner Eckladen, der vom Äußeren her nicht genauer einzuordnen war. In der Reihe der fragwürdigen und düsteren Läden erregte er keine weitere Aufmerksamkeit.
    Als Yve die Tür durchschritt, erklang ein leises Glöckchen. Sie sah sich abwartend im Inneren um.
    Wenig später tauchte ein kleiner, untersetzter Mann aus einem Nebenraum auf . »Ah, die Widerliche! Ich hatte nicht angenommen, dass du uns so bald schon wieder beehren würdest«, begrüßte er sie. »M’lady, ich stehe Ihnen zu Diensten.« Er grinste.
    Ein Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln . »Ich hatte ebenfalls gehofft, dir länger fernbleiben zu können, Ferzo. Aber ganz offensichtlich verlangt es mich nach deiner Nähe.«
    » Eine begnadete Zynikerin wie eh und je, was, Yve?«
    » Verschwende meine Zeit nicht.«
    » Natürlich, natürlich. – Was führt dich heute her?«
    » Die Berichte.« Sie stützte sich auf der Theke ab und lehnte sich zu ihm hinüber. »Wie viele waren es im letzten Monat?«
    » Das haben wir gleich. Entschuldige mich einen Moment.« Er verschwand wieder in der Kammer, aus der er gekommen war.
    Während sie wartete, betrachtete sie in Gedanken versunken Ferzos Ware. Sein Laden war äußerst beliebt. Niemand sonst verkaufte Originalwaren von außerhalb der Stadt. Da man die meisten alltäglichen Dinge in Ral’is Dosht nur zu ungeheuer hohen Preisen bekommen konnte, machte Ferzo, der mit geringeren Preisen handelte, ein ziemlich gutes Geschäft. Außerdem war seine Ware Extraklasse, aufgrund seiner illegalen Beziehungen zu einigen der Wachen. Das Angebot reichte von Bürsten, Spiegeln, Besteck und Lampen, bis hin zu Büchern, Schmuck und Instrumenten.
    Für jeden war etwas dabei.
    Ebenso für Yve. Nur dass sie keinen materiellen Handel mit ihm trieb.
    Er informierte sie über die neusten Entscheidungen der Regierung bezüglich der Verbannten, besorgte ihr die Zahlen der Eingelieferten und die Geburtenraten von potenziellen Teufelskindern; im Gegenzug lieferte sie ihm Waffen aus ihrer kleinen Fabrik zum Verkauf und hielt ihm einen sicheren Platz bei ihrem großen Fluchtversuch frei.
    Ferzo kam zurück, unter dem Arm ein dickes Aktenbuch. »So, dann wollen wir mal sehen«, murmelte er, wobei er die erste Seite aufschlug. Er blätterte eine Weile – Yve war sich sicher, nur um sie auf die Folter zu spannen – dann stieß er ein theatralisches »Ah! Da ist es ja« aus und drehte das Buch in ihre Richtung.
    Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, die Zahl zu entziffern , auf die er mit dem Zeigefinger deutete. Sie hatte nie gelernt, zu lesen und zu schreiben; ihre Fähigkeiten reichten eben so weit, dass sie in der Lage war Zahlen zu erkennen. Doch auch dies bereitete ihr Schwierigkeiten. Alles, was sie im Augenblick erkennen konnte, war, dass die Zahl ziemlich groß war. Sie versuchte, sich ihr Unvermögen nicht anmerken zu lassen. Keine Schwäche zeigen. Das kommt nicht in Frage.
    » Über hundert Verstoßene.« Ferzo schüttelte den Kopf.
    Yve stimmte ihm mit einem knappen Nicken zu. Als er den Kopf hob, lächelte er sie an. Nun war sie sich sicher, dass er ihren Bluff durchschaut hatte. Auf gewisse Weise ärgerte es sie, keine so gute Schauspielerin zu sein, wie sie immer gehofft hatte; auf der anderen Seite war
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