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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
Autoren: Marnie Schaefers
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wollten doch nur…«
    » Ich will euch nicht mehr sehen«, gab sie zu verstehen. »Verschwindet, solange ich noch in der Laune bin, euch gehen zu lassen!«
    Die meisten von ihnen taten wie geheißen. Einige zögerten, schlossen sich dann aber doch ihren Gefährten an. Zuletzt war es Daylon, der als einziger zurück blieb. 
    Yve war bewusst, dass er ihr die Treue geschworen hatte und ihr deswegen nicht entsagen wollte. Dies war etwas, das zu seiner nichtmenschlichen Fähigkeit zählte – mit der sie sich nicht genauer beschäftigt hatte. Ebenfalls ein Fehler?
    » Was willst du noch?« Ihr Tonfall wurde etwas sanfter. Zum Zeichen, dass sie es ernst meinte, steckte sie ihren Degen zurück an seinen Platz.
    » Ich wollte nicht, dass du sauer bist. Yve, die Jungs wollten das Geld…«
    » Als hättest du es nicht gewollt. – Komm, geh. Ich gebe dir eine letzte Chance.«
    » Ich kann nicht. Ich diene nur dir.«
    » Was soll das?«
    » Ich habe dich enttäuscht. Du musst über mich richten.« Er sah sie mit großen, feuchten Augen an. »Ich bin  nicht würdig, dir länger zu dienen.« Mit einer schwachen Kopfbewegung nickte er in Richtung ihres Degens. »Töte mich, das habe ich verdient.«
    » Was? Nein! Ich gebe dir noch eine Chance, hast du nicht gehört?« Yve starrte ihn an. Hatte sein Makel tatsächlich derartige Auswirkungen? Angestrengt versuchte sie, sich einen Reim auf sein Verhalten zu machen. Das ist doch…verrückt. Ich dachte immer, ich wäre arm dran!
    » Das ist nicht möglich. Ich kann mit diesem Fehler nicht länger leben.« Daylon schluckte. »Ich weiß, ich hab es nicht verdient. Aber, bitte, erlöse mich von meiner Schande!«
    Zweifelnd rührte Yve sich nicht von der Stelle. Was sollte sie auch tun? Ihr wurde übel, wenn sie auch nur daran dachte, ihn zu töten. Er hatte sie verraten, aber niemals würde sie ihn, der ihr in vielen Momenten auch ein Freund gewesen war, umbringen können. Daylon blinzelte und hoffte auf ihren Rechtspruch.
    » Daylon, ich verzeihe dir. Du musst dich nicht grämen. Ich will, dass du gehst«, unternahm sie einen erneuten Versuch.
    » Dann muss ich es selbst tun.«
    Ehe Yve reagieren konnte, sprang er vor und riss ihr en Degen aus der Halterung an ihrem Gürtel. Ein leichter Schauer durchfuhr sie, als der Stahl sie am Unterarm berührte.
    Doch alles was sie in diesem Augenblick sah, war Daylon, der sich die Klinge unbeirrt in den Bauch rammte. Rein, raus. Rein, raus. Bis ihn die Kräfte verließen und er gurgelnd in einer Lache aus Blut zusammenbrach.
    Ihr Degen fiel klappernd neben ihm zu Boden.
    Völlig entsetzt starrte Yve auf den Toten.
    Tiefe Bestürzung packte sie, ihr Mund wollte sich nicht mehr schließen. Ihre Knie drohten nachzugeben. Guter Gott, konnte das wirklich geschehen sein?
    Da riss sie eine glockenklare, weibliche Stimme aus ihrem Grauen.
    »Das nenne ich eine Vorstellung!«
    Die Stimme kam aus dem Fabrikteil hinter der Schmiede. Aus dem Teil mit der Druckmaschine. Ein kleiner Applaus folgte.
    Sina – ihre Grafikerin.
    Benommen drehte Yve sich um und würgte den aufsteigenden Mageninhalt hinunter.
    Sie bückte sich und fischte ihren Degen aus der Blutlache. Dabei versuchte sie krampfhaft zu ignorieren, dass ihr die widerwärtige Flüssigkeit über den Handrücken lief und sich auch ihr Hemdärmel damit voll sog. 
    Sina. Das war alles, auf das sie sich nun konzentrieren musste.
    Ein ungutes Gefühl sagte ihr, das die Frau nicht in Freundschaft auf sie gewartet hatte.
    Nach einigen Schritten konnte sie wieder aufrecht gehen. Sie durchquerte den Rest der Schmiede, dann trat sie in den Raum, in dem der Geruch von frischem Druck vorherrschte. Sollte sie sich geirrt haben und Sina hatte ihre Arbeit gewissenhaft versehen und war nicht in den Verrat verwickelt?
    »Wieso hat sie dann nichts unternommen?«, murmelte sie vor sich hin. Beinahe fühlte sie sich, als hätte sie soeben eine ordentliche Menge geraucht.
    Im Türrahmen stützte sie sich einen Augenblick ab, um wieder zu vollem Bewusstsein zu gelangen  und den Schock zu überwinden.
    »Willst du nicht herkommen?«, fragte Sina mit gespielter Freundlichkeit.
    » Was soll das, Sina? Diese Spielchen kannst du dir sparen.«
    Sie machte einen weiteren Schritt in den Raum mit den Tischen und Kunstwerken, die die Vorlage für die Drucke enthielten und stolperte.
    Yve wusste nicht einmal worüber sie gestolpert war, als sie bereits dem Boden entgegen flog. Im Fallen sah sie, wie etwas an ihrem Ohr
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