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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg)
Autoren: Tatort Eifel
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ich legte meine Hand auf ihre und zitierte ein paar Verse aus dem Buch Salomons. Sie ahnen es schon, in der Ferne flogen ein paar Spatzen auf.
Ah! Come alto-gettato da una pala!
sagte sie, und wir haben uns dann nie mehr getroffen.
    Und jetzt sitze ich hier in der Justizvollzugsanstalt Trier, aber nicht wegen der Bibel. Die Bibel fiel keineswegs in den ungelöschten Kalk, sondern traf einen der Bauarbeiter am Kopf. Aber auch deswegen sitze ich nicht hier, denn beide konnten restauriert werden, die Bibel sowie der Bauarbeiter. Ich kam wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung vor Gericht. Der gegnerische Anwalt, der das Kloster vertrat, plädierte auf zehntausend Euro Schadenersatz und Schmerzensgeld, mein Anwalt auf nichts: Die Bibel sei nicht echt und die Schmerzen nicht so groß gewesen. Der Richter stand auf und verkündete das Urteil: fünfhundert Euro. Das war zu verkraften. Auf dem Gang des Gerichtsgebäudes sah ich, dass sich der gegnerische Anwalt und mein Anwalt In breitestem moselfränkischen Dialekt miteinander unterhielten und dabei auf den Balkon traten. Ich verstand zunächst kein Wort, doch dann deutete der eine hinaus auf die saftigen sommerlichen Ebenen und sagte:
Lao flejen Meschen obp!
Der andere erwiderte:
Als wenn met na Schaufl hischgewurf!
Ich stieß beide vom Balkon.

Im Zweifel in die Eifel
von Tatjana Kruse
    War ja klar, dass es schief gehen würde.
    Schon als Bertie verkündete, wir würden den Bruch nach dem Vorbild der englischen Gentlemen-Posträuber durchziehen, nur nicht in England, sondern in der Eifel, war klar, dass es voll in die Hose gehen würde. Aber ich hielt meine Klappe.
    Biggs hatte im August 1963 mit vierzehn Komplizen einen englischen Postzug ausgeraubt und 2,63 Millionen Pfund erbeutet, wohingegen wir ein vergleichsweise lächerliches Projekt in Angriff nehmen wollten und das – in Ermangelung geldbeladener Schienenverkehrsmittel – auch noch
stationär:
Wir planten, zu dritt die VSGB, die Volks-Spar-und-Genossenschaftsbank in Daun auszuräumen.
    Anfang August – quasi am Jahrestag. So viel Detailtreue musste schon sein.
    »Eine Bank knacken kann jeder Idiot mit einer Knarre. Wir dagegen werden Kriminalgeschichte schreiben – als die Eifeler Gentleman-Einbrecher«, hatte Bertie verkündet und die Bowler-Hüte unter uns Dreien verteilt. Versteht sich, dass es keine echten
Bowler Hats
waren. Die Hüte stammten aus einem Faschings-Restposten-Verkauf, hatten Einheitsgröße und passten nur einem, nämlich Bertie. Mir rutschte der Hut ständig über die Ohren, und Rüdiger fiel der Hut dauernd vom Kopf, weil er zu klein war. Aber das focht Bertie nicht weiter an.
    »Der Zeitpunkt ist perfekt. Es ist Sankt-Laurentius-Kirmes, da ist ganz Daun im Ausnahmezustand. Detlef, du sorgst für die adäquate Verpflegung. Rüdiger, du bringst den Schweißbrenner mit.«
    Rüdiger nickte, und wieder glitt sein Bowler zu Boden.
    Wir waren ein Hirn und zwei Brüder, wie Bertie immer zu sagen pflegte. Ein Hinterherbesserwisser, ein Frühaufgeber und ein Vollblutverneiner – Bertie, Rüdiger und ich. Bertie, geniales Verbrecherhirn, das sich derzeit von einer wohlhabenden Witwe aus Köln-Porz aushalten ließ, mein kleiner Bruder Rüdiger und ich, beide Gerolsteiner-Arbeiter, aber Bitburger-Trinker. Bislang hatten wir kleinkriminell vor uns hindilettiert, aber nun hatte Bertie der Ehrgeiz gepackt, und er beabsichtigte den Sprung auf die nächste Ebene: ein Ba-Ba-Banküberfall.
    Ich war ja dagegen. Selbst in der idyllischen Eifel waren Banken mittlerweile High-Tech-gesichert und ich hatte nicht vor, die nächsten Jahre hinter Gittern zu verbringen. Aber wie sagte Bertie immer: Wir drei sind eine große, glückliche Familie. Nur wird in Familien selten Demokratie praktiziert, folglich mussten Rüdiger und ich brav alles tun, was Bertie ausheckte. Und Bertie hatte es sich in den Kopf gesetzt, die Bankfiliale auszuräumen. Es war was Persönliches. Bertie war in Daun aufgewachsen. Wahrscheinlich hatte ihm der Schalterbeamte der VSGB vor hundert Jahren am Weltspartag keinen Lutscher für Berties Sparschweininhalt spendiert. Oder so.
    »Das ist als Einstieg ideal für uns. Nicht genug Kohle, als dass es die Profis interessieren könnte, aber genug für uns drei.« Die Hälfte ging grundsätzlich immer an Bertie als Kopf der Bande. Na, war nicht weiter tragisch, Rüdiger und ich lebten ja sparsam.
    »Ich erwarte euch dann Punkt siebzehn Uhr an der Hintertür. Vergesst nicht, im Anzug zu
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