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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg)
Autoren: Tatort Eifel
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Kremer empor, als habe er eine ganze Flasche
Henkell trocken
geleert. Endlich würden all diese enervierenden Fragen und Anspielungen aufhören. Selbst im vorigen Frühjahr auf dem Deutschen Paläontologen-Kongress (in Bad Ems) war es dazu gekommen. Der Vorsitzende hatte ihn doch glatt als Kollegen aus der blutigsten Region Deutschlands angekündigt – vor versammelter Mannschaft! Auch am Abend, gesellig an der Bar, hatten die Kollegen mehr nach witzigen Morden gefragt statt nach seinen neuesten Funden. Schluss damit! Ein für allemal.
    Zu was war diese Welt nur geworden, wenn Leichen die Menschen mehr interessieren als Fossilien? Und nicht nur Menschen, auch Politiker! Wussten die vielleicht, wo er welche Funde atemberaubender Leitfossilien gemacht hatte? Nein, aber sie wussten mit Sicherheit, wer in welchem Buch im Moor versunken oder in Monschau ersoffen war. Es gab kaum noch einen Flecken seiner Heimat, der nicht von Blut besudelt war!
    Doch ab morgen würde niemand mehr Eifel-Krimis schreiben, es würde kein Eifelkrimi-Museum geben und die dummen Sprüchemacher würden ebenfalls verstummen. Die Eifel würde endlich befreit sein von diesem Eifelkrimi-Autorengesocks und ihrer Schundliteratur.
    Das Örtchen Berndorf tauchte vor ihm auf, letzte Station des fossilen Kreuzzuges.
    Wilhelm Kremer bog mit einem Lächeln in die Straße, die zum Haus desjenigen führte, der die Büchse der Pandora geöffnet hatte. Der Paläontologe wunderte sich nicht darüber, dass hier kein anderer Wagen fuhr. Dies war schließlich die Eifel, und Berndorf ein Nest.
    Er wunderte sich allerdings sehr, als er neben dem Haus des Schriftstellers parkte und vier vermummte Polizisten ihn mit Maschinengewehren aus seinem VW Käfer komplimentierten. Und er wunderte sich noch mehr, als sie mit einem Griff seine Eisenstange fanden, an der Blutspritzer von etlichen Autorenköpfen hafteten.
    Er hatte nicht darüber nachgedacht, dass es für die Polizei ein Leichtes sein würde, sein letztes Opfer auszumachen. Den einzig verbliebenen Eifelkrimi-Autoren.
    Sie hatten nur auf ihn warten müssen.
    Wilhelm Kremer saß innerhalb kürzester Zeit mit Handschellen im vergitterten Teil des Einsatzwagens. Doch sein Lächeln kam schnell wieder. Die Gewissheit, das Geschwür Eifelkrimi-Literatur maßgeblich eingedämmt und ein unsinniges Museum verhindert zu haben, erfüllte ihn so mit Stolz wie einst der Fund fossilisierter Exoskelette zweier Insektenlarven.
    »Mannomann«, hörte er den Polizisten auf dem Fahrersitz sagen. »Ich sag dir was, Franz. Über die Sache hier schreib ich ein Buch. Einen handfesten Krimi.«
    »Da musst du aber schnell sein«, sagte Franz. »Ich glaub, unser Einsatzleiter sitzt schon dran.«
    »Tja, aber ich bin bei allem schneller als er.« Der Fahrer lachte anzüglich. »Meins ist fertig zur Eröffnung des Eifelkrimi-Museums. Denn das Ding, darauf verwette ich meinen Arsch, wird nach der Geschichte hier erfolgreicher als Disneyland.«
    Wilhelm Kremer schrie.
    Und klang dabei genau wie ein Archaeopteryx. Aus dem oberen Jura.

Ritterspiel
von Carola Clasen
    Die letzte Ferienwohnung, die frei war.« Peter wedelte mit der Buchungsbestätigung. »Ohne Garantie. Hoffentlich taugt sie was.«
    Anja fiel ihm um den Hals.
    »In Reifferscheid. Weißt du überhaupt, wo das ist?«
    »Nein! Aber das ist mir auch egal.« Anja wäre überall hingefahren, Hauptsache, sie kam mal Zuhause raus. Peter hatte vor fünf Jahren seine Selbstständigkeit als Steuerberater begonnen, seitdem waren sie nicht mehr gemeinsam in Urlaub gewesen. Kein Wochenende ohne Arbeit.
    »Und wann?«
    »Morgen.«
    »Schon? Das ging aber schnell. Ich müsste noch waschen und einkaufen und ...«
    »Wir lassen einfach alles stehen und liegen, wie früher, ja?«
    »Na ja«, Anja war irritiert. Es war nicht mehr wie früher. Nichts. Sie waren beide komplizierter geworden. Entscheidungen dauerten viel länger als früher. Sie hatten die Kinderfrage immer noch nicht geklärt. An Anja lag das nur insofern, als ihre biologische Uhr tickte. Peter konnte sich nicht durchringen. Für ihn schienen Kinder ein einziges Rechenexempel. Ein Steuerposten.
    Ob er vielleicht jetzt etwas plante? Anja musterte ihn. Er sah besorgt aus und angespannt.
    »Ein paar schöne, romantische Tage. Von Montag bis Donnerstag.«
    Ach, wenn es doch nur so wäre. Sie hatten es beide verdient.
    Die Ferienwohnung lag leider nicht im historischen Ortskern, der sich innerhalb des Burgberings um die große Anlage mit dem
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