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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg)
Autoren: Tatort Eifel
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Rückspiegel.
    »Nicht gut«, antwortete Mulan. »Sie blutet stark. Meiner Meinung nach gehört sie ins Krankenhaus.«
    »Nein, kein Krankenhaus«, sagte Heidi mit geschlossenen Augen. »Ich schaffe das auch so.«
    Bambi nickte, keineswegs überzeugt. Die Wunde begann zu stinken und verpestete den Wagen.
    »Wir fahren nach Köln. Ich kenne jemanden, der die Kugel rausholt.«
    Maja runzelte die Stirn. »Hält sie so lange durch?«
    »Klar halte ich durch«, entgegnete Heidi. Viel Kraft hatte sie nicht mehr in ihrer Stimme.
    »Blöde Sache, das mit dem Wachmann«, meinte Mulan. »Wer konnte das auch ahnen.«
    »Niemand«, antwortete Bambi. »Der Typ hatte da nichts zu suchen. Trotzdem ...«
    »Wir hätten auf alle Eventualitäten vorbereitet sein müssen«, erklärte Maja und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Klimaanlage des Volvos hielt der sengenden Augusthitze nicht stand.
    »Ja, das hätten wir«, bestätigte Bambi. »Beim nächsten Mal ...«
    »Es wird kein nächstes Mal geben«, warf Mulan ein. »Jedenfalls nicht für mich. Ich habe genug.«
    Stille breitete sich im Wagen aus. Dass Mulan aussteigen wollte, war neu.
    »Was willst du jetzt anfangen?« fragte Maja neugierig.
    Mulan zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Vielleicht auswandern. Ich bin flexibel.«
    »Gut zu wissen«, meinte Maja und lächelte spröde.
    Wieder Stille, jedoch nur kurz. Dann fragte Bambi: »Also direkt weiter nach Köln?«
    »Ja, nach Köln, zu einem Arzt«, bettelte Heidi, halb ohnmächtig.
    Bambi seufzte. Der Asphalt der B 265 ratterte unter den abgefahrenen Reifen des alten Volvos dahin.
    »Es war ein ziemlich erfolgreicher Tag heute.«
    Maja nickte halbherzig. »Ja, ein erfolgreicher Tag, bis auf das Ende.«
    »Das Ende war
ätzend
«, beschwerte sich Mulan. »Heidi sieht das sicher genauso.«
    »
Ätzend
«, wiederholte Heidi, der Ohnmacht immer näher.
    Die Fahrt ging vorbei an Prüm und Schleiden. Die Landschaft der Eifel flog vorbei. Vier Banken hatten sie ausgeräumt, eine in Euskirchen, eine in Stadtkyll, eine in Daun und eine in Bad Münstereifel. Die schlimmste Überfallserie, die die Eifel je erlebt hatte. Und alles an einem Tag. Eine halbe Million Euro befand sich im Kofferraum, säuberlich verstaut in zwei Taschen. Noch etwas anderes befand sich im Kofferraum. Daran aber wollte keine der vier Frauen denken. Später würden sie sich darum kümmern. Jetzt aber noch nicht.
    Heidi stöhnte leise. Die Kugel, die ihr der Wachmann verpasst hatte, steckte irgendwo zwischen ihren Rippen.
    »Sie hat Schmerzen«, sagte Mulan.
    Heidi wurde ohnmächtig. Blut lief ihr in einem dünnen Rinnsal aus dem Mundwinkel.
    »Ich glaube, sie macht es nicht mehr lange.«
    »Noch einer«, maulte Bambi. Ihre Stimme klang verärgert. »Als hätten wir nicht schon genug Ärger am Hals.«
    »Sie kann nichts dafür«, beharrte Mulan. »Es ist genauso gut unsere Schuld.«
    Dem konnte niemand widersprechen. Der Wachmann war wie aus dem Nichts gekommen. Niemand hatte ihn bemerkt. Erst als der erste Schuss fiel, hatten die vier Frauen reagiert. Da war es um Heidi bereits geschehen gewesen.
    Maja zeigte nach vorn auf die Straße. »Eine Straßensperre, verdammt. Was machen wir jetzt?«
    Das Blaulicht des Streifenwagens leuchtete hell. Nur ein einzelner Polizist war zu erkennen.
    »Wo sind die anderen Bullen?« fragte Bambi.
    Maja runzelte die Stirn. »Niemand zu sehen. Vielleicht geht es ohne Gewalt.«
    »Ja, vielleicht.« Bambi griff unter ihren Pullover, zog die Waffe hervor und legte sie zwischen ihre Beine. »Wahrscheinlich eher nicht.«
    »Es geht
bestimmt
ohne Gewalt«, sagte Maja. »Überlass das bitte mir.«
    »Okay, wie du willst«, gab sich Bambi ganz friedlich. »Was hast du vor? Willst du ihn bestechen?«
    »Nicht ganz«, erwiderte Maja und öffnete die oberen zwei Knöpfe ihrer Bluse. Ein üppiges Dekolleté kam zum Vorschein. »Das sollte reichen.«
    Mulan wischte Heidi das Blut aus dem Gesicht. »Jetzt sieht sie aus, als würde sie schlafen.«
    »Das tut sie doch auch«, lächelte Bambi. »Irgendwie zumindest.«
    »Halt die Klappe, du Miststück«, blaffte Mulan.
    Sie erreichten die Straßensperre, die eigentlich keine war. Der Streifenwagen stand auf dem Seitenstreifen. Weit und breit war kein anderes Auto zu sehen. Der Uniformierte stand mitten auf der Straße und winkte mit seiner roten Kelle.
    Bambi fuhr rechts ran und kurbelte das Fenster herunter. »Können wir Ihnen helfen?«
    Der Polizist schaute in den Wagen. Unsicherheit
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