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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition)
Autoren: Manuela Kuck
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wie gut Johanna vorbereitet war und wie
offensiv und unerschrocken sie ihre Meinung zu den Geschehnissen und deren
Hintergründen darstellte, um ihre ganz persönliche Argumentationskette zu
präsentieren. Sie neigte den Kopf zur Seite. Beunruhigt wirkte sie aber immer
noch nicht, allenfalls gespannt darauf, was die Kommissarin noch anführen
würde.
    »Ich denke, Sie haben die Polizistin ganz schlicht im Dunklen
überrascht, und für den ›Unfall‹ Ihres Großvaters wird es, obwohl Sie damals
noch ein Kind waren, eine ebenso schlüssige Erklärung geben«, sinnierte Johanna
weiter. »Vielleicht haben Sie ihn abgelenkt oder was auch immer – nichts
jedenfalls, was nachweisbar gewesen wäre. Der Kollege Vogt aus Peine hat Sie in
die Wohnung gelassen, in der er gerade renovierte, davon bin ich überzeugt, und
Sie haben eine Möglichkeit gefunden, ihn ans Fenster zu locken und
hinauszustoßen. Diese Vorgehensweise passt zu Ihnen. Sie ähnelt sowohl der
Huhlmann- wie der Großvater- als auch ein bisschen der Wespenstichnummer,
finden Sie nicht?«
    Mohns Blick blieb ruhig und klar.
    »Sie sorgen für den nötigen Anstoß«, behauptete Johanna. »Sie geben
dem Tod eine Chance, sein Werk zu tun, den Rest, die Vollendung erledigt er
dann quasi selbst, womit Sie wiederum Ihr Tun bestätigt sehen, nicht wahr? Das
hat alles seinen Sinn und seine Ordnung. Eine gerechte Ordnung.«
    Mohn schwieg weiterhin, aber Johanna spürte, dass sie auf dem
richtigen Weg war.
    »Tja, und warum das Ganze? All diese Menschen und vielleicht noch
einige mehr haben eines gemeinsam: Sie sind charakterlich fragwürdig, korrupt
oder schlichtweg Menschenquäler oder sogar alles zusammen gewesen, und Sie
haben sie ihrer gerechten Strafe zugeführt. Aber«, Johanna schüttelte
nachdenklich den Kopf, »warum kam die Droge Badesalz zum Einsatz? Das ist nicht
Ihr Stil. Oder etwa doch? Vielleicht fehlen mir lediglich noch einige Informationen,
um die Wahl dieses Mittels besser einordnen zu können. Was meinen Sie?«
    Mohn machte eine verständnislose Geste, die Johanna ihr jedoch nicht
abnahm. »Ich denke, Sie haben längst einen Vorschlag, eine Erklärung parat,
oder?«
    »Die Wirkung der Droge soll grauenvoll sein«, entgegnete die
Kommissarin. »Ich habe mich diesbezüglich ein bisschen schlau gemacht. Die
Horrortrips sind so fürchterlich, dass die Leute sich umbringen, nur um nichts
mehr mitzubekommen. Genau die richtige Bestrafung für einen Typen wie Lange,
der mit vollem Einsatz dafür gesorgt hat, dass das grausige Verbrechen an
Scheidners Ehefrau nicht aufgeklärt werden konnte, finden Sie nicht? Ansdorf
hat das Foltern eines jungen Mannes verschleiert – auch nicht gerade ein
Kavaliersdelikt. Andererseits hat Huhlmann auch nicht lange gefackelt, den Tod
eines Menschen, jedenfalls soweit wir bislang wissen, unter den Tisch fallen zu
lassen, und Vogt war für jeden Euro extra sehr dankbar, egal, was er dafür tun
oder besser lassen musste. Sein Gewissen hat die Bezeichnung nicht verdient.«
    Johanna zog ein skeptisches Gesicht. »Nun, vielleicht wog das aber
doch nicht ganz so schwer, vielleicht wollte Scheidner die Droge insbesondere
bei Frauen nicht einsetzen oder, ganz einfach, er hatte nicht mehr genug von
dem Zeug und scheute das Risiko, das mit dem erneuten Beschaffen verbunden
gewesen wäre. Unter Umständen ging es auch lediglich darum, Verwirrung zu
stiften oder noch besser: Er hat es ganz einfach Ihnen überlassen, das richtige
Mittel für den entsprechenden Anlass zu wählen …« Johanna brach plötzlich ab.
»Ja, ich glaube, so war es.«
    Mohn zuckte mit den Achseln, ließ die Kommissarin aber nicht aus den
Augen.
    »Er vertraut Ihrem Gespür. Vielleicht ist das auch der tiefere
Grund, warum Maurer noch lebt«, ergänzte Johanna ihre Darlegung. Sie sprach
leise, fast melancholisch und ließ sich bei der Wahl ihrer Worte ganz von ihrer
Intuition leiten.
    »Die Frau verdankt ihr Leben nicht Scheidners Warnung an Sie, dass
das BKA sich bei den Ermittlungen eingeschaltet
hat und Sie sich zurückhalten sollten, bis der Wirbel sich gelegt hat, sondern
Ihnen. Maurer ist nicht böse, stimmt’s? Sie wurde erpresst und musste ihr Kind
schützen – das war der Motor ihres Handelns, und Sie haben das gemerkt. Ihr
siebter Sinn hat Sie zurückgehalten, dieser Frau etwas anzutun. Sie töten
niemanden, der es nicht wirklich verdient hat.«
    Sarah legte die Hände vor sich auf den Tisch.
    »So ist es gewesen«, bekräftigte Johanna. Und das werde
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