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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition)
Autoren: Manuela Kuck
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Sie
tatkräftig mitgewirkt, die Sie überhaupt erst ermöglicht haben, muss im
Mittelpunkt stehen und wird uns Monate beschäftigen.«
    »Schon klar«, meinte Johanna schließlich, ohne auf das Kompliment
einzugehen. »Der Verfassungsschutz und einige andere Dienststellen wollen den
Karren, der längst im Dreck steckt, ganz schnell wieder rausziehen. Und die
Frage, wie er da überhaupt so tief hineingeraten konnte, verursacht hier und da
wahrscheinlich heftige Bauchschmerzen. Da müssen wohl einige zum Rapport
antreten.« Unter Umständen rollen da sogar Köpfe – in Niedersachsen, in Berlin
und im Ruhrpott, fügte sie wortlos hinzu.
    »Ja, durchaus«, gab Samthof mit leisem Räuspern zu. »Doch davon
abgesehen, gehen einige Fachleute von Verfassungsschutz und Geheimdienst, aber
auch von unserer Dienststelle, die sich mit Ihren Ermittlungsergebnissen
befasst und mit eigenen Recherchen verglichen haben, davon aus, dass die
Polizistenmorde unmittelbar in den terroristischen Umkreis gehören – von
welcher Seite auch immer.«
    Johanna wechselte den Hörer von einem Ohr ans andere. »Dafür gibt es
nicht den geringsten Anhaltspunkt«, wandte sie ein.
    »Man wird in dieser Richtung weiter ermitteln«, beharrte Samthof.
»Mit allen Möglichkeiten, die einem großen, übergreifenden Apparat zur
Verfügung stehen.«
    Johanna schloss kurz die Augen. »Sie meinen, da findet sich im Zuge
der allgemeinen Aufräumarbeit bestimmt was? Notfalls ist eben eine dieser
brandgefährlichen islamistischen Gruppen mit von der Partie?« Sie hörte selbst,
dass sie dabei war, sich den Mund zu verbrennen. Nichts Neues.
    »Kommissarin Krass …«
    »Doktor Samthof?«
    Er atmete laut aus. »Warten wir es doch einfach ab. Sie wissen
selbst, dass wir mit aller Sorgfalt vorgehen müssen – die Öffentlichkeit wird
uns gewaltig auf die Finger gucken.«
    »Ach ja … Und was ist mit Sarah Mohn? Müssen wir darauf warten, dass
sie beim nächsten Kill unvorsichtiger ist?«
    »Ich werde durchsetzen, dass man sie eine Weile beschattet.«
    »Mit welchem Argument?«
    »Mir wird etwas einfallen.«
    Das kann ich mir vorstellen, dachte Johanna.
    »Machen Sie ein paar Tage Urlaub«, fügte Samthof hinzu. »Danke für
Ihre Arbeit, die ich sehr zu schätzen weiß. Sie war alles andere als einfach.«
Das klang, als ob er es ernst meinte.
    Johanna verabschiedete sich wenig später von Mareni. Seine Einladung
zu einer Currywurst im »TachoMeter« lehnte sie ab. Es fiel ihr schwer, sein
Lächeln zu erwidern, obwohl das unfair war. Schließlich konnte er nicht das
Geringste dafür, dass der Fall unvollendet blieb, in ihren Augen jedenfalls,
und dass sie es hasste, lose Enden zurückzulassen – noch dazu in Gestalt einer
Frau, die sie für eine gefährliche Mörderin hielt und die nun wieder auf freiem
Fuß war, und eines Staatsanwalts, der keinen anderen Ausweg aus seinem Schmerz
gesehen hatte, als sich zu rächen. Bezeichnenderweise hatte er nicht nach den
Tätern geforscht, obwohl ihm das durchaus möglich gewesen wäre, sondern die zur
Verantwortung gezogen, deren oberste Aufgabe Schutz und Aufklärung waren und
die ihre Macht auf schändlichste Weise missbraucht hatten. Vielleicht schlief
er sogar ruhig. Eine Weile zumindest.
    Tiefe Melancholie hatte sich in ihrem Herzen eingenistet, als sie
über die Berliner Brücke in den »Alten Wolf« fuhr, um ihre Sachen zu packen.
    Als sie das Hotel verließ, trat ihr Annegret Kuhl entgegen. Sie
streckte die Hand aus. Ihr Lächeln war müde, aber voller Wärme. »Wir dürfen
niemals aufgeben, egal, was passiert«, sagte sie. »Ich hoffe, wir sehen uns
wieder.«
    Johanna lächelte zurück und drückte ihre Hand.

Epilog
    Helmstedter Zeitung
    Ein tragisches Unglück auf dem Gelände einer Tischlerei
beendete das Leben der kaufmännischen Angestellten Sarah M. aus Berlin. Die
junge Frau, die im Auftrag des neuen Inhabers, der Komfortbau Berlin, die
Buchhaltung der kürzlich in Konkurs gegangenen Firma durcharbeitete, erlitt
einen Stromschlag, als sie – so die Nachforschungen der Polizei – am
Sicherungskasten eine defekte Sicherung auswechselte. Dabei stürzte sie so
unglücklich auf den Kopf, dass sie eine schwere Hirnblutung erlitt. Sarah M.
starb, ohne noch einmal das Bewusstsein zu erlangen.

Manuela Kuck
    TOD IN WOLFSBURG
    Niedersachsen Krimi
    ISBN 978-3-86358-005-6
    »Manuela Kuck kennt sich aus. Mit Mädchen und mit Abgründen. Mit
     Männern und mit Gier. Und mit Krimis. Dem dichten Spurenlabyrinth, das sie
    
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