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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition)
Autoren: Manuela Kuck
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denn?«
    »Die gehören auch zur Konkursmasse, oder?«
    »Natürlich, aber wir einigen uns mit den –«
    Johanna winkte ungeduldig ab. »Wir gehen einem Hinweis nach, Frau
Mohn. Sie wissen doch, wie das ist – bei Konkursgeschichten verschwindet immer
eine ganze Menge Kram, und die Gläubiger gehen anschließend leer aus.« Sie
spürte, dass Mareni ihr einen schnellen Blick zuwarf.
    »Na schön.« Mohn griff einen schmalen Ordner, der hinter ihr im
Regal stand, und reichte ihn der Kommissarin über den Schreibtisch. »Es hat
alles seine Ordnung. Wir lassen nichts verschwinden, wenn es das ist, was Sie
andeuten wollen. Hier ist alles aufgelistet: Lieferfahrzeuge, Pkws,
Baufahrzeuge …«
    Johanna blätterte die Unterlagen langsam durch. Es gab sogar ein
Betriebsfahrrad und einen Motorroller.
    »Zufrieden?«, fragte Mohn.
    Johanna blickte auf. »Durchaus.« Sie reichte Mareni den
aufgeschlagenen Ordner. »Wann waren Sie das letzte Mal mit einem der Fahrzeuge
unterwegs?«
    Mohn starrte sie verdutzt an. »Hören Sie – ich bin berechtigt, die
Fahrzeuge zu benutzen, schließlich ist Komfortbau jetzt Eigentümerin und –«
    »Ich weiß. Darum geht es nicht. Ich muss eine Zeugenaussage
überprüfen.«
    »Was für eine Zeugenaussage?«
    »Frau Mohn, waren Sie am Freitagabend mit dem Motorroller dieses
Betriebes in Braunschweig unterwegs?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Beantworten Sie doch einfach meine Frage.«
    Mohn verschränkte die Arme vor der Brust. »Das tu ich gerne, sobald
ich weiß, worum es geht.«
    Johanna seufzte unterdrückt und nickte dann Mareni zu, der sofort
aufstand und aus dem Büro schlüpfte. »Mein Kollege sieht sich ein bisschen um …«
    »Das dürfen Sie gar nicht ohne ausreichenden Grund!«
    »Vollkommen richtig, aber mein Grund ist ausreichend.«
    »Dann müssen Sie ihn mir nennen«, beharrte Sarah Mohn und runzelte
die Stirn.
    »Eine Braunschweiger Beamtin wurde verfolgt – von einer Frau auf
einem Motorroller.«
    Mohn schwieg einen Moment verblüfft. »Und das soll ich gewesen sein?
Wie kommen Sie denn darauf?«
    Johanna hörte die Tür klappen, kurz darauf trat Mareni ein. Er
nickte ihr lächelnd zu.
    »Ganz einfach – weil ich Sie fotografiert habe.« Sie blickte den
Wolfsburger Kollegen an. »Wir setzen die Befragung in der PI fort.«
    Falls Sarah Mohn über Johannas forsche Vorgehensweise
erschüttert war, ließ sie sich bemerkenswert wenig anmerken. Eine gewisse
Irritation und Ärger über die Störung zeichneten sich allenfalls für Momente
auf ihrem Gesicht ab, ansonsten gab sie sich entspannt und aufmerksam und bat
höflich um ein Glas Wasser, als sie den Vernehmungsraum betreten hatten. Die
Vorstellung, dass diese zarte junge Frau etwas mit den Todesfällen zu tun haben
könnte, war auf den ersten Blick absurd, aber andererseits im Moment die
einzige, noch dazu äußerst dünne Spur.
    »Ich habe niemanden verfolgt«, erklärte Sarah Mohn, kaum dass das
Tonband in Gang gesetzt war und Mareni ihr das gewünschte Wasser gebracht
hatte. »Ich bin ein bisschen durch die Gegend gefahren, das war alles. Ich
denke, hier liegt ein Irrtum vor.« Sie trank einen Schluck und setzte das Glas
behutsam ab. Ihre Hand war völlig ruhig.
    »Wie lange sind Sie schon im Auftrag Ihrer Firma in Helmstedt?«,
fragte Johanna.
    »Immer mal wieder ein paar Tage. Wenn Sie das genau wissen wollen,
müssten wir meinen Kalender befragen. Den habe ich aber jetzt nicht dabei.« Sie
lächelte.
    Johanna lächelte zurück. »Die einzelnen Termine können wir auch
später zusammentragen. Was wollten Sie von Hannelore Maurer?«
    »Hannelore Maurer? Wer soll das sein?«
    »Sie ist Staatsanwältin in Braunschweig und steht auf Ihrer Liste.«
    »Was? Wovon reden Sie? Was für eine Liste?«
    Johanna öffnete ihren Ordner und griff nach einem Foto von Maurer,
das Mareni noch in aller Eile besorgt hatte. »Das ist Frau Maurer.«
    Sarah Mohn musterte die Aufnahme in aller Seelenruhe. »Ich habe
keine Ahnung, wer das ist«, sagte sie mit nach wie vor melodisch
einschmeichelnder Stimme und schüttelte im Hochblicken bedauernd den Kopf. »Tut
mir leid, Frau Kommissarin. Ich denke, Sie verwechseln mich.«
    »Das denke ich nicht. Sie haben die Frau an mehreren Abenden
verfolgt, zum Beispiel nach Braunschweig-Hondelage. Das wurde beobachtet.«
    Mohn hob die Hände. »Sie irren sich.«
    Johanna breitete die Fotos der anderen toten Polizisten vor der
jungen Frau aus, wobei sie auf Rauth verzichtete. »Lange, Ansdorf,
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