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Berlin Gothic: Thriller

Berlin Gothic: Thriller

Titel: Berlin Gothic: Thriller
Autoren: Jonas Winner
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spült sich ab. Dann dreht sie das Wasser ab, schnappt sich ihr Badehandtuch von der Stange, wirft es um und steigt aus der Dusche.
    Er ist wie besessen gewesen - von ihr . Dabei kennen sie sich doch gar nicht. Als sie die Fotos von ihm gemacht hat, neulich in der Boxhalle, haben sie sich zum ersten Mal gesehen. Der Rausch nach dem Sieg, die Aufregung … vielleicht hat es ihn aufgestachelt, wie sie ihn fotografiert hat - das kann sie noch verstehen. Es ist einfach über sie gekommen in dieser Umkleidekabine - eine Verrücktheit, die vielleicht mal passieren kann.
    Aber heute? Er muss sich eingehend informiert haben, ihre Adresse herausgesucht haben. Er muss sich die Sache mit den Getränkekästen zurechtgelegt haben …
    Und dann … in der Kammer hinten … sie hat ja förmlich spüren können, wie er darauf brannte, ihr nahe zu sein.
    Claire rubbelt sich die Haare trocken, die ihr bis weit über den Rücken herabfallen.
    Sie kann nicht leugnen, dass die Minuten in der Kammer sie zutiefst aufgewühlt haben. Frederik ist nicht zu stoppen gewesen, ein kräftiger, um ein Vielfaches kräftigerer Mann, als jeder andere, den sie jemals kennen gelernt hat. Eine Begegnung von einer Intensität - sie mag es sich kaum einzugestehen - wie sie sie mit Konstantin nie erlebt hat. Frederik ist nicht nur wie versessen darauf gewesen, sie zu besitzen. Er hat sie mit seiner … mit seiner Leidenschaft - durch welchen Impuls auch immer - geradezu mitgerissen.
    Claire kann ein Lächeln nicht unterdrücken. Bei ihrer letzten Begegnung, in der Boxhalle, muss sie ihm vollkommen den Kopf verdreht haben. So verrückt es auch ist - in gewisser Weise kann sie es auch verstehen, in gewisser Weise ist es ihr ja ähnlich ergangen!
    Sie bindet ihre noch feuchten Haare zu einem dicken Knoten am Hinterkopf zusammen und schlüpft in den Bademantel, der an der Tür hängt.
    Trotzdem … Als sie Frederiks Kopf vorhin in ihre Hände genommen und zurückgebogen hat, um ihm in die Augen zu schauen … es ist etwas in seinem Blick gewesen …
    Nachdenklich zieht Claire die Tür des Badezimmers auf und schlendert Richtung Küche durch den Flur.
    … es ist etwas Verletzliches in seinem Blick gewesen. Er hat innegehalten, sie angesehen, ihre Blicke haben sich ineinander vertieft. Und sie hat das Gefühl gehabt, als hätte er ihr etwas sagen wollen. Vorsichtig hat sie ihm über die Wange gestrichen - seine Lippen haben sich bewegt, es ist offensichtlich gewesen, dass er nach Worten gesucht hat.
    Und sie hat den Eindruck gehabt, als wollte er etwas erklären.
    Aber was gab es da schon zu erklären?
    Sie öffnet den Kühlschrank in der Küche, nimmt ein Mineralwasser heraus und trinkt in tiefen Schlucken direkt aus der Flasche.
    Was hat er zu erklären versucht?
    Claire stellt die Flasche zurück, schließt die Kühlschranktür.
    Beinahe totenstill liegt die Wohnung da.
    Er muss doch in seinem Arbeitszimmer sein, oder?
    Plötzlich schießt ihr ein ganz neuer Gedanke durch den Kopf.
    Hat Konstatin etwas bemerkt?
    Sie hat Butz, seitdem er Frederik die Tür geöffnet hat, nicht mehr gesehen. Sie ist fest davon überzeugt gewesen, dass er in seinem Zimmer arbeitet.
    Claire legt den Kopf ein wenig auf die Seite. Es ist nichts zu hören.
    Ist nicht KLAR, dass er etwas mitbekommen hat!?
    Aber es hat doch nur wenige Minuten gedauert!
    Vorsichtig schleicht sie durch den Flur zum Wohnzimmer, von dem Butz’ Arbeitszimmer abgeht.
    Die Tür zu seinem Zimmer ist geschlossen. Das ist nicht ungewöhnlich. Butz pflegt sie immer hinter sich zu schließen, wenn er sein Zimmer aufsucht.
    Lautlos huscht Claire an der Couch vorbei zu der Tür.
    Dahinter ist nichts zu hören.
    Sie fährt herum - eiskalt durchschossen von der Idee, er könnte hinter ihr stehen. Aber da ist niemand. Ruhig liegt das Wohnzimmer vor ihr.
    Claire dreht sich wieder zur Tür des Arbeitszimmers. Seit Wochen schon ist sie nicht mehr darin gewesen. Butz verwahrt dort zum Teil Unterlagen, die er sich aus dem Büro mitbringt, und sie weiß, dass er es nicht gern sieht, wenn sie das Zimmer betritt.
    Langsam legt sie die Hand auf die Klinke, drückt sie herunter. Es knirscht leise im Schloss. Niemand meldet sich.
    „Konstantin?“
    Keine Antwort.
    Mit Schwung reißt Claire die Tür auf - und prallt zurück.
    Das Zimmer ist leer. Aber die vier Wände des kleinen Raums, die sonst kahl und weiß sind, sind jetzt mit Zetteln, Ausschnitten, Bildern, Formularen, Skizzen und Unterlagen fast vollständig bedeckt.
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