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Berlin Gothic: Thriller

Berlin Gothic: Thriller

Titel: Berlin Gothic: Thriller
Autoren: Jonas Winner
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Text versunken war!
    Die Schritte hielten inne.
    Einen Moment lang tat sich nichts. Dann setzten sie wieder ein und Till hörte, wie der helle Holzklang der Dielen von dem Knirschen der Steinplatten abgelöst wurde, mit denen die Terrasse vor dem Gartenhaus gepflastert war. Einen Augenblick später wurde das Geräusch der Schritte vom Rasen geschluckt.
    Till warf sich auf den Rücken. Vor dem Nachthimmel, in den er hinaufstarrte, zeichnete sich schwarz die Gestalt von Max’ Vater ab, das Gesicht schwach erhellt von dem Schein, der durch die Glastür fiel.
    „Ich wollte gerade weiter - es tut mir leid, Herr Bentheim - ich habe nicht gehört, was Sie gesagt haben“, sprudelte es aus Till hervor.
    „Was … was machst du hier, Junge“, fuhr Bentheim ihn an. Mit einer harten, kurzen Bewegung riss er ihn hoch, dass es Till vorkam, als würde er aus seinem T-Shirt geschleudert. „Ist Max auch hier?“
    Tills Kopf zuckte nach rechts und nach links – nein, Max ist nicht hier, er kann nichts dafür, es ist alles meine Schuld, Max wollte mir doch nur helfen.
    „SAG SCHON!“, platzte es aus Bentheim heraus – und es war, als würde die energische Wucht, mit der Bentheim ihn anherrschte, Till geradezu fernsteuern.
    „Max ist nicht schuld, Herr Bentheim“, stieß er hervor, „ich habe ihn gefragt, ob ich im Schuppen schlafen kann, morgen wollte ich sowieso weiter, es war ja nur für eine – für zwei Nächte, ich habe auch nichts gemacht, ich hole meine Sachen und gehe jetzt gleich schon. Es tut mir leid, aber Sie dürfen mit Max deshalb nicht schimpfen.“
    Dann verließ sie ihn wieder, die Gewissheit, dass es das war, was er hatte sagen wollen, und er fürchtete, vor lauter Aufregung hinzustürzen, hier ins Gras, dem Mann vor die Füße, der dann vielleicht einfach aus Wut darüber, dass Till ihm nicht geradeheraus antwortete, nach ihm treten würde, erst in den Bauch dann ins Gesicht …
    Stattdessen jedoch blickte Bentheim ihn ruhig an. „Geh in den Schuppen und warte dort auf mich“, sagte er schließlich.
    Till nickte. Ja. Ja, das werde ich tun.
     


     
    Heute
     
    „Wie, was ich habe?“ Claire steht in der Tür zum Wohnzimmer und sieht auf Butz herunter, der die Schuhe ausgezogen hat und auf der Couch liegt. Seine Augen sind tief in die Höhlen gesunken - ihm ist anzusehen, wie sehr ihn der Unfall mitgenommen hat, auch wenn er das zu überspielen versucht. „Erzähl lieber mal, was bei dir los war.“ Sie sperrt die Augen absichtlich übertrieben weit auf.
    Er winkt ab. „Ich war viel zu spät. Ich hätte lieber gleich aufstehen sollen, als unnötig Zeit mit den Ärzten zu verlieren.“
    „Was war denn?“ Claire lässt den Blick auf seinem bartstoppligen Gesicht ruhen.
    „Es würde was? Zwei Millionen am Tag kosten, wenn sie die Bauarbeiten jetzt für einen gewissen Zeitraum einstellen würden.“ Butz muss selbst lachen. „Keine Ahnung, ich habe die genauen Zahlen schon wieder vergessen. Es ist auch egal. Sie bauen weiter - und über das Nachbargrundstück kommen wir an den Stollen auch nicht heran, wir müssten ein halbes Bürogebäude abreißen.“ Er richtet sich ein wenig auf, streckt den Arm aus und angelt sich ein Glas Wasser, das er auf dem Tisch neben dem Sofa abgestellt hat.
    Es ist Abend geworden, sie ist gerade nach Hause gekommen.
    „Und bei dir?“ Er sieht sie aufmerksam an.
    „Ich hoffe, die Aufnahmen sind was geworden.“
    „Vom Boxkampf?“
    Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Konstantin. Er hat achtmal auf meine Mailbox gesprochen.
    „Claire?“
    „Hm?“
    Sie sieht, wie Butz sich auf dem Sofa aufsetzt. „Komm doch mal her, setz dich.“
    Sie zögert.
    „Was ist denn los, du wirkst ja wie ein Vögelchen, das aus dem Nest gefallen ist.“
    Es ist doch heller Wahnsinn. Wie kann sie sich von Frederik derartig unter Druck setzen lassen! Und während sich Claire noch bemüht, innerlich empört zu sein, spürt sie, wie der Gedanke an Frederik in ihr um sich greift. Wie die Erinnerung an das, was zwischen ihnen so plötzlich in der Boxhalle geschehen ist, sie bedrängt, verwirrt, betört.
    „Erwartest du Besuch?“ Butz sieht sie erstaunt an.
    Claire reißt sich zusammen.
    „Was?“
    „Es hat geklingelt. Erwartest du Besuch?“
    Claire schüttelt den Kopf. Was? Wieso …
    „Ich mach mal auf.“ Butz erhebt sich vom Sofa.
    Sie hat das Klingeln gar nicht gehört.
    Er schiebt sich an ihr vorbei in die Diele zur Wohnungstür.
    Claire hebt ihre Handtasche vom Boden auf
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