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Berger, Fabian

Berger, Fabian

Titel: Berger, Fabian
Autoren: Tiefschlaf
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entkommen wollte. Er hatte keine Wahl. Sie hatten ihm keine Wahl gelassen.
    Plötzlich hörte er dumpfe Schritte hinter sich. Noch bevor er sich umdrehen konnte, packte ihn jemand von hinten. Deichmann versuchte sich loszureißen, sich mit aller Kraft herauszuwinden. Doch der Griff war zu fest.
    Der Angreifer riss ihm den Kopf in den Nacken und drückte ihm ein Taschentuch auf Mund und Nase. Ein schwarzer Lieferwagen kam mit quietschenden Reifen vor ihm zum Stehen.
    Konrads Gegenwehr verebbte. Sein Körper wurde träge, seine Lider mit jedem Wimpernschlag schwerer. Tausende funkelnde Sterne tanzten vor seinen Augen. Dann war es vorbei.
    Sie hatten ihn gefunden.

Epilog
    D er Raum lag in fast vollständiger Dunkelheit. Zahlreiche Ledergurte fixierten Konrad Deichmann in aufrechter Position an einem Gestell aus kaltem Stahl. Ein Schlauch füllte seinen Mund aus und pumpte fortwährend frischen Sauerstoff in seine Lunge. Seit Monaten hatte er nicht mehr selbstständig atmen können und wandelte seitdem auf einem schmalen Grat zwischen Bewusstlosigkeit und Wachzustand. Oft wusste er nicht zwischen Traum und Realität zu unterscheiden. Dutzende Drähte führten von seinem kahl geschorenen Kopf hinüber zu einer mannshohen Maschine, deren unaufhörliches Blinken an den gefliesten Wänden reflektierte.
    Seine Glieder waren schwer wie Blei. Die permanente Lähmung seines Körpers war schier unerträglich. Obwohl er künstlich ernährt wurde, verspürte er dennoch Hunger und besonders Durst. Das unbändige Verlangen nach einem Schluck Wasser brachte ihn fast um den Verstand. Er war dem Wahnsinn nahe, ihm womöglich bereits erlegen.
    Er dachte oft an Charlotte, wie sie ihm lachend entgegenlief, ihn in den Arm nahm und zärtlich küsste. Doch dann sah er sich wieder an dieses Gestell gefesselt. Absolut unfähig sich zu bewegen oder einen einzigen Ton von sich zu geben.
    Er wusste genau, aus welchem Grund er in diesem Labor festgehalten wurde. Menschen in weißen Kitteln kamen und gingen, ständig darum bemüht die Verbindung zwischen ihm und sämtlichen elektronischen Geräten aufrechtzuerhalten und jede kleinste Störung zu beheben. Sie hatten ihn zu etwas gemacht, das weder menschlich noch künstlich war. Er war ein Teil eines gigantischen Netzwerks aus Schaltkreisen, Prozessoren und Gehirnzellen. Er war die Erschaffung einer neuen Spezies, eines Wesens in seiner Existenz einzigartig. Die logische Konsequenz dessen, was die Evolution in Millionen von Jahren hervorgebracht hatte, und dessen Entwicklung nun kurz vor der Vollendung stand. Alles, was nun folgte, konnte er nur erahnen. Er wusste nur eines sicher: Für ihn gab es keinen Ausweg. Für den Rest seines Lebens würde er in diesem Zustand gefangen bleiben, und zum ersten Mal hoffte er, dass ihm die Zeit davonlief.
    Plötzlich flackerten die Neonröhren an der Decke hell auf. Seine Lider begannen zu zucken, doch er konnte sie nicht schließen. Eine mechanische Vorrichtung hinderte ihn daran. Eine Pipette für jedes seiner Augen befeuchtete ständig die Hornhäute, um sie vor dem Austrocknen zu bewahren. Dann öffnete sich die Tür, und zwei Personen betraten den Raum. In seinem Augenwinkel sah er eine Frau, die langsam an ihn herantrat und ihn fassungslos begutachtete.
    »Mein Gott, Frank! Ist er das?«
    Malcom lächelte verwegen. »Ja, das ist er, Doktor Heller. Die Software, die Imhoff zur Kontrolle der Arrays entwickelt hat, ist mit seinem Tod leider verloren gegangen. Die einzigen Versionen waren auf seinem Laptop und Brauns PC installiert, die beide bei dem Brand zerstört wurden. Die Rekonstruktion des Programms ist eine wahre Herausforderung. Doch ich bin mir sicher, dass unsere Arbeit abgeschlossen sein wird, bevor das Institut saniert worden ist, damit Sie mit Ihren wissenschaftlichen Untersuchungen beginnen können.«
    Ruth Heller konnte ihren Blick nicht von Deichmann abwenden. »Haben Sie denn schon einen Fortschritt erzielen können? Ich meine, konnten Sie bereits ...«
    Malcom unterbrach die Doktorin und führte ihre Frage fort. »... auf sein Gehirn zugreifen? Sicher. Schon zu Beginn ist es uns gelungen, eine direkte Verbindung über das Mikroelektroden-Array herzustellen. Allerdings sind wir noch nicht in der Lage die einzigartigen Fähigkeiten des menschlichen Gehirns vollständig zu nutzen. Auch wenn uns bereits kleinere Durchbrüche gelungen sind, ist das volle Potenzial bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Wir sind jedoch der festen Überzeugung, dass
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