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Berger, Fabian

Berger, Fabian

Titel: Berger, Fabian
Autoren: Tiefschlaf
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zu drehen.

-88-
    M ittlerweile hatte das Einsatzteam das Institut erreicht und sich vor dem Gebäude postiert. Panisch stürmte Vollmer auf die Beamten zu.
    »Schnell! Es brennt. Ihre Tochter ist gefangen! Wir müssen sie da herausholen!« Hechelnd deutete er auf den Eingang.
    Lorenz reagierte sofort. Gemeinsam mit ein paar Männern vom SEK folgte er dem Journalisten ins Innere. Ein flackernder Lichtschein erhellte das Ende des Ganges. Als sie die gläserne Tür des Labors erreichten, hatte der Rauch den Raum fast vollständig ausgefüllt. Er zog seine Waffe und richtete sie auf die Glastür. Vollmer hielt ihn im letzten Moment zurück.
    »Nicht! Das ist Panzerglas! Die Kugeln würden uns um die Ohren fliegen!«
    Lorenz senkte die Pistole.
    Ein SEK-Beamter nahm die Tür genauer in Augenschein. »Man könnte sie sprengen.«
    »Dann tun Sie das!«
    Der Rauch im Labor verdichtete sich zusehends. Die Zeit rannte ihnen davon. Schließlich hatten sie eine Ladung angebracht und zogen sich zurück. Mit einem donnernden Knall riss der Druck der Detonation das Schloss in Fetzen. Die Tür schwang auf. Die frische Luft gab dem Feuer frische Nahrung und ließ die Flammen weiter anwachsen. Lorenz machte einen kräftigen Satz, hob seine Tochter vom Boden auf und trug sie aus dem Labor direkt nach draußen. Behutsam legte er sie auf den kalten Asphalt des Parkplatzes. Ihre Augen waren geschlossen, das Gesicht von Ruß bedeckt, der Mund stand weit offen. Doch er konnte ihren Atem nicht spüren.
    »Hannah!« Er packte sie am Kinn und schüttelte sie. »Wach bitte auf! Hörst du? Wach auf! Er presste die Lippen auf ihre Nase und stieß Luft in ihre Lunge. Mit verschränkten Händen drückte er immer wieder auf ihren Brustkorb.
    Mit einem starken Hustenanfall kam sie endlich zu sich. Dann sah sie in das besorgte Gesicht ihres Vaters.
    »Gott sei Dank!« Er lächelte erleichtert. Seine Hand strich sanft über ihre Wange.
    Langsam richtete sie sich auf. Sie war völlig erschöpft.
    Während die Flammen bereits aus dem Gebäude schlugen, erkannte sie den reglosen Körper von Charlotte Bernstein, der von einem Mann hinausgetragen wurde. Fetzen des fast vollständig verbrannten Jutesacks bedeckten noch immer einen Teil ihres Kopfes.
    Sie ließ sich von ihrem Vater in den Arm nehmen und schloss die Augen. Es war endlich vorbei.

-89-
    D oktor Ruth Heller hetzte durch die Flure. Sie war seit Tagen ununterbrochen in Eile. Der Tod ihres Kollegen Professor Braun und das immense Interesse der Medien an dem Institut ließen ihr keine Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben. Auch heute Abend würde sie wieder bis spät in die Nacht arbeiten müssen, um wenigstens das Nötigste zu erledigen. Sie knallte ihrer Sekretärin einen Stapel Papiere auf den Tisch, die gerade telefonierte und zu ihrer Chefin aufsah.
    »Es ist für Sie, Frau Doktor«, flüsterte sie, mit der Hand auf der Sprechmuschel.
    »Wer ist dran?«
    »Das weiß ich nicht. Der Herr wollte seinen Namen nicht nennen. Aber er sagt, es sei wichtig.«
    Heller rollte mit den Augen. »Dann stellen Sie ihn zu mir durch.« Sie kehrte in ihr Büro zurück und warf die Tür hinter sich zu. Das Telefon begann bereits zu klingeln. Sie schritt an ihren Schreibtisch und nahm den Anruf entgegen.
    »Ich dachte, es würde Sie interessieren, dass wir die Arbeit an der Errichtung des provisorischen Labors abgeschlossen haben.«
    »Wunderbar!« Sie war begeistert. Doch dann verschwand ihr Lächeln für einen Augenblick. »Trotzdem müssen wir dafür sorgen, dass sich so etwas nicht wiederholt, und das Experiment in Zukunft unter unserer Kontrolle bleibt. Was ist mit dem fünften Probanden?«
    »Deichmann? Keine Sorge. Wir sind ihm bereits auf den Versen. Offenbar ist die Polizei lange Zeit davon ausgegangen, dass er tot ist. Wir haben also einen leichten Vorsprung.«
    Ruth Heller war diese Tatsache nur allzu bewusst. Schließlich hatte sie genau aus diesem Grund die Krankenakten der Versuchsteilnehmer manipuliert und an die Polizei gesandt. Als Braun damals die Leitung des Instituts übernommen hatte, hatte sie es nicht fassen können, derart übergangen worden zu sein. All die Jahre hatte sie sämtliche Entbehrungen auf sich genommen, um genau das zu erreichen, was Braun aus ihr unerfindlichen Gründen einfach in den Schoß gelegt worden war. Er hatte es nicht verdient. Sie war die Einzige, die fähig war, dieses Institut erfolgreich zu leiten und sie hatte sich geschworen, es allen zu beweisen. Sie war sich
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