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Berger, Fabian

Berger, Fabian

Titel: Berger, Fabian
Autoren: Tiefschlaf
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die Hand und führte sie langsam über das Keyboard. Mit einem Tastendruck öffnete sich ein Fenster.
    Datei senden?
    Er klickte auf Ja .
    Der grüne Balken wuchs von links nach rechts stetig an, bis er schließlich die gesamte Breite des Monitors ausfüllte und mit Beendigung des Vorgangs wieder verschwand. Vollmer fuhr den Rechner herunter, warf sich die Jacke über und durchquerte den riesigen Raum der Lokalredaktion.
    Seine Kollegin, Sarah Lambi, rief ihm hinterher. »Jan. Wo willst du denn hin?«
    Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. »Ich habe etwas Wichtiges vergessen.«
    »Soll das ein Scherz sein?« Sie schaute ihn verständnislos an. »Was könnte denn wichtiger sein als diese Story?«
    Er lächelte. »Eigentlich alles, Sarah.«
    Sie schüttelte den Kopf und beugte sich wieder über ihre Arbeit.
    Vollmer hatte sich entschieden. Er kehrte noch einmal zu Sarah zurück. »Wenn du Sattler siehst, richte ihm bitte aus, dass ich sein Angebot leider ablehnen muss.«

-92-
    L orenz wusste nicht, was ihn erwarten würde. Drei Wochen waren seit den furchtbaren Ereignissen vergangen. Charlotte Bernsteins Verbrennungen waren mittlerweile zu einem vernarbten Gewebe verheilt, das hatte er von der behandelnden Ärztin des Pflegeheims am Telefon erfahren, in dem sie nun versorgt wurde. Erst jetzt hatte er das dringende Bedürfnis verspürt, sie zu besuchen, um den Fall für sich abschließen zu können.
    Er folgte dem Weg durch die Parkanlage in Richtung Hauptgebäude. Tief in Gedanken versunken stieß er auf halbem Weg beinahe mit einem jungen Mann zusammen. Sofort entschuldigte er sich für seine Unachtsamkeit. Der Mann zog seinen grauen Hut tiefer ins Gesicht und ging ohne ein Wort an ihm vorbei. Kurz darauf betrat der Hauptkommissar das Foyer und blieb vor der Anmeldung stehen.
    »Guten Morgen. Lorenz, Kriminalpolizei. Ich habe einen Termin mit Frau Doktor Rossmann.«
    Die Dame am Empfang lächelte ihn freundlich an und suchte seinen Namen auf einer Liste. Dann nahm sie den Hörer in die Hand und kündigte ihn im Ärztezimmer an. »Sie können durchgehen. Frau Doktor Rossmann erwartet Sie.« Sie deutete auf den langen Flur rechts von ihr. »Zimmer 12. Einfach immer geradeaus.«
    Er bedankte sich und folgte dem breiten Korridor.
    Die junge Ärztin wartete an der Tür. »Guten Morgen, Herr Lorenz. Ich bin Doktor Rossmann. Wir hatten telefoniert.«
    »Würden Sie mich bitte zu ihr führen? Ich habe leider nicht viel Zeit.«
    »Natürlich«, erwiderte sie und eilte ihm ein paar Schritte voraus.
    Schließlich blieb sie stehen. Sie zog eine Magnetkarte durch das Lesegerät der Tür und ein leises Summen ertönte. Dann drückte sie die Klinke hinunter und betrat als Erste den Raum.
    Lorenz folgte ihr und blickte um sich. Die Jalousien waren heruntergelassen. Nur wenige Sonnenstrahlen drangen ins Zimmer. In einer Ecke saß Charlotte Bernstein in einem Rollstuhl.
    »Sie verträgt kein Licht«, erklärte ihm die Ärztin.
    Lorenz machte ein paar Schritte auf die zierliche Gestalt zu. Sein Blick wanderte über die nicht verdeckten Stellen ihres Körpers. Die vernarbte, gerötete Haut ihrer Unterarme schimmerte wie dünnes Pergament. Als er in ihr entstelltes Gesicht blickte, erschrak er. Die linke Gesichtshälfte war mit hässlichen Narben übersät und eingefallen.
    Leise sprach Lorenz sie an »Frau Bernstein? Hören Sie mich?« Doch Charlotte zeigte keinerlei Reaktion.
    »Sie ist zwar nicht taub, aber sie kann Sie nicht verstehen«, erklärte die Ärztin. »In ihrem Kopf herrscht absolute Leere.«
    Ein dünner Speichelfaden lief über Charlottes Lippen. Lorenz nahm sein Taschentuch und wischte ihn weg. In dem Moment glaubte er, ein Zucken in ihrem Gesicht erkannt zu haben. Doch er war sich nicht sicher und behielt seine Vermutung für sich. »Glauben Sie, dass sich ihr Zustand jemals bessern wird?« Er trat einen Schritt zurück und drehte sich zu der Ärztin um.
    »Das wissen wir nicht. Wir führen in regelmäßigen Abständen Untersuchungen durch. Die Messungen haben deutliche Aktivitäten feststellen können. Etwas Ungewöhnliches scheint in ihrem Gehirn vorzugehen. Doch wir wissen nicht, was es ist. Wir stehen vor einem Rätsel. Es scheint fast so, als würden sich die beschädigten Regionen schrittweise regenerieren. Doch wenn ich ehrlich bin, halte ich eine vollständige Genesung für absolut unwahrscheinlich. Meiner Meinung nach wird sich an ihrem Zustand nicht mehr viel ändern - von kleinen Verbesserungen einmal
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