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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition)
Autoren: Alfred Döblin
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Zertrümmerung zu verhüten. Schleppten nach Calais Le Havre Antwerpen, an die Girondemündung Schiffe, die aus der Grönlandexpedition rostend und faulend in den nördlichen Häfen lagen. In die afrikanischen weiten und längst aufgeschlossenen Landschaften, nach dem nördlichen und südlichen Amerika führten sie große Massen.
    Wie beim Uralischen Krieg, als die Feuerwalzen zusammen schlugen, das Kaspische Meer, wurde die Ostsee bei der Zertrümmerung der dänischen und skandinavischen Stadtreiche von entsetzten hungernden sterbenden Menschenwesen überschwemmt. An der südlichen Küste dieser See dehnten sich die Märker aus, bis nach Litauen im Osten, an den Rhein im Westen. Sie hatten fruchtbare bestellte Gebiete zwischen sich. Hier verdarb um diese Zeit der schwarze Konsul Zimbo, als er den Augenblick benutzen wollte, um die märkische Macht durch Überfälle nach Norden und Westen auszudehnen. Die bewaffneten starken ackerbauenden Horden erschlugen ihn in Berlin während einer Beratung, öffneten ihre Grenzen nach Norden und Westen, nahmen Scharen der Flüchtigen auf. Über die Rheingrenze gingen damals helfend märkische Horden. Die Erhaltung des größten Teils der späteren westlichen Bewohner war ihr Werk. Durch ihr eigenes Gebiet führten sie nördliche Scharen über die Warthe, die Weichsel. Die russische Tiefebene betraten sie, die wieder geglättet beruhigt begrünt war nach dem Flammenkampf. Nomadisierende mongolische und sibirische Stämme nahmen sich der einschmelzenden Städtereste an. Von den in die Stadtschaften Verlockten und Verschlagenen blieben nur die Nachkommen der älteren härteren Weißen und Dunklen auf dem Kontinent; der junge Zufluß, der nicht verkam, verebbte nach Süden. Dünn besiedelt war das Land, auf dem die gewaltigen Stadtschaften, die Mütter der Giganten gewachsen waren. Es waren in der Masse Nachfahren indianischer Mischlinge und noch nicht lange eingewanderte körperstarke Mestizen, versprengte Reste Weißer.
    Dann war die Wut des Orkans gebrochen. Auf dem europäischen Kontinent rangen in furchtbarster drängender Arbeit die Menschen mit dem Boden. Amerika hatte keine Gebilde entwickelt wie Delvil Tafunda Kuraggara. Hier flossen die Stadtschaften früh aus, die Senate schwanden, Apparate und Wissenschaften verdarben. Als der östliche Teil des einstmaligen Völkerkreises sich selbst zerschmetternd zusammenbrach, hatte der amerikanische Kontinent noch viele kleine fröhliche Städte innerhalb der verfallenden, Berge und Wiesen überziehenden Reste der ungeheuren Stadtreiche. In Dorfstaaten, oft bei den schwach besiedelten Resten der alten Stadtschaften ballten sich in Europa die Menschen. Es kamen nicht viel später Angriffe afrikanischer Raubhorden, die den alten Hang zum nördlichen Kontinent nicht verloren hatten. Die Vorstöße führten zu Gegenbewegungen, zur Festigung europäischer Stammesgebilde und Volksgruppen und zur Ausdehnung am Mittelmeer.
    Über Nordeuropa zog nach den Vorgängen in Cornwall Staub wie von Vulkanausbrüchen, wochenlang gingen Regengüsse nieder. Man beachtete es in der Verkrampfung und tödlichen Wut dieser Tage nicht. Und wer von den noch Lebenden an die Giganten dachte, fürchtete sie nicht; man kannte jetzt keine Furcht. Erst wie das Ringen zu Ende ging, besann man sich der tobenden Giganten. Und man sah die harten ledergekleideten Islandfahrer, die, hinter sich kleine Scharen neuer Entschlossener, durch die Länder ritten, Fußpfade herstellten, die verfallenen Chausseen freirissen, große Wanderscharen auseinandertrieben. Im Belgischen und am Rhein verbreitete sich das Gerücht, dies seien Männer und Frauen der alten Herrengeschlechter, die gegen die Senatoren rebellisch geworden wären, sich ungeheurer Kräfte auf Island und Grönland bemächtigt hätten und die Giganten auf den britischen Inseln niedergekämpft hätten. Seien Männer und Frauen wie Marduk und die White Baker, nur stärkere; sie hätten die Giganten mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Es nutzte nichts, daß die Islandfahrer den Gerüchten entgegentraten. Sie schwiegen zu viel, man sah ihr Vulkanzeichen und wie sie sich vor dem Feuer demütigten. Das mußte die Gewalt sein, die sie selbst niederhielt. Ob sie sich wieder wie die alten Herren über die Menschen erheben würden. Und während man vor ihnen auf der Hut war, tat man den Fahrern nach, verehrte das Feuer, um mit ihnen auf einem Boden zu stehen und auch, um nicht eine große unbekannte Gewalt zu beleidigen.
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