Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Titel: Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
Autoren: Howard P. Lovecraft
Vom Netzwerk:
von der Frage, wie es in diesem, allem Anschein nach präkambrischen Gestein überhaupt irgendeine Form von Leben gegeben haben konnte; ich sah deshalb keinen rechten Sinn in Lakes Forderung nach einer Unterbrechung unseres auf Zeitersparnis gerichteten Programms einer Unterbrechung, die den Einsatz aller vier Flugzeuge, vieler Männer und der gesamten technischen Ausrüstung der Expedition erfordert hätte. Zu guter Letzt legte ich kein Veto gegen das Vorhaben ein, entschloß mich aber, nicht an dem Vorstoß nach Nordwesten teilzunehmen, obwohl Lake großen Wert auf mein Fachwissen als Geologe gelegt hätte. In der Zeit bis zu ihrer Rückkehr wollte ich mit Pabodie und fünf Mann im Lager bleiben und endgültig Pläne für die Verlegung nach Osten ausarbeiten. Zur Vorbereitung dieser Verlegung hatten wir damit begonnen, mit einem der Flugzeuge ausreichende Benzinvorräte vom McMurdo-Sund heranzuschaffen; aber das hatte auch noch etwas Zeit. Ich behielt einen Schlitten und neun Hunde, da es unklug gewesen wäre, auch nur für kurze Zeit ohne Transportmöglichkeit in einer gänzlich unbewohnten Welt urzeitlichen Todes zu bleiben.

    Lakes Sonderexpedition ins Unbekannte gab, wie man sich erinnern wird, mit Hilfe der Kurzwellensender der Flugzeuge ihre eigenen Berichte durch; diese wurden gleichzeitig von unserer Anlage im südlichen Lager und von der Arkham am McMurdo-Sund aufgefangen, von wo aus sie auf Wellenlängen bis zu fünfzig Metern an die Außenwelt weitergegeben wurden. Der Aufbruch erfolgte am 22. Januar um vier Uhr morgens, und schon zwei Stunden später erhielten wir den ersten Funkbericht, in dem Lake mitteilte, sie seien gelandet und hätten an einem etwa dreihundert Meilen von uns entfernten Punkt damit begonnen, in bescheidenem Umfang Eis abzuschmelzen und Bohrungen vorzunehmen. Sechs Stunden später erhielten wir einen zweiten, aufgeregten Bericht, dem zu entnehmen war, daß in fieberhafter Arbeit ein nicht sehr tief reichender Schacht gegraben und durch Sprengungen erweitert worden war; diese Anstrengungen seien durch die Entdeckung von SchieferBruchstücken belohnt worden, die ähnlich rätselhafte Abdrücke aufwiesen wie jene erste Probe.

    Drei Stunden später erfuhren wir durch einen kurzen Funkspruch, daß die Flugzeuge trotz eines heftigen, beißenden Sturms wieder starten würden; als ich in meiner Antwort gegen weitere Risiken protestierte, erwiderte Lake kurz angebunden, seine neuen Proben würden jedes Risiko rechtfertigen. Mir wurde klar, daß Lake in seiner Begeisterung mittlerweile auch zur Meuterei bereit gewesen wäre und ich nichts dagegen tun konnte, daß der Erfolg unserer ganzen Expedition so leichtsinnig aufs Spiel gesetzt wurde; aber ich erschrak bei dem Gedanken daran, wie er tiefer und tiefer in diese trügerische und unheimliche weiße Unendlichkeit der Stürme und unergründeten Geheimnisse eindrang, die sich an die fünfzehnhundert Meilen bis zu der halb bekannten, halb vermuteten Küste von Königin Maryund Knox-Land erstreckte. Dann, ungefähr anderthalb Stunden später, kam jener doppelt erregte Funkspruch aus Lakes in der Luft befindlichem Flugzeug, der mich beinahe meinen Entschluß bereuen und wünschen ließ, ich hätte doch an der Expedition teilgenommen:
    »10 Uhr 05 abends. Unterwegs, nach Schneesturm Gebirgskette gesichtet, höher als alle bisher entdeckten. Möglicherweise so hoch wie Himalaya, Höhe des Plateaus mitgerechnet. Wahrscheinliche Breite 76° 15’, Länge 113° 10’Ost. Reicht soweit zu sehen nach rechts und links. Glauben zwei rauchende Kegel zu erkennen. Alle Gipfel schwarz und schneefrei. Von dorther wehender Sturm behindert Navigation.«
    Von da an saßen Pabodie, die anderen Männer und ich in atemloser Spannung neben dem Funkgerät. Der Gedanke an diesen titanischen Gebirgswall siebenhundert Meilen entfernt erregte unsere Abenteuerlust aufs äußerste; und wir waren begeistert, daß unsere Expedition, wenn auch nicht wir persönlich, ihn entdeckt hatte. Nach einer Stunde meldete sich Lake wieder:
    »Moultons Maschine zur Landung gezwungen in Vorbergen auf dem Plateau, aber niemand verletzt und Reparatur vielleicht möglich. Werde anderen drei Anweisungen für Rückkehr oder falls nötig Weiterflug geben, aber im Augenblick längere Flüge kaum noch nötig. Berge übertreffen jede Erwartung. Steige in Carrolls Maschine ohne Ballast auf, um Überblick zu gewinnen. Könnt euch so was überhaupt nicht vorstellen. Höchste Gipfel müssen über 35
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher