Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Titel: Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
Autoren: Howard P. Lovecraft
Vom Netzwerk:
hatten. Gewisse Dinge, so waren wir übereingekommen, sollten nicht an die Öffentlichkeit dringen oder leichtfertig diskutiert werden und ich würde auch heute nicht darüber sprechen, wenn es nicht darum ging, um jeden Preis die Starkweather-Moore-Expedition und auch andere zurückzuhalten. Es ist unbedingt notwendig, im Interesse des Friedens und der Sicherheit der Menschheit, daß einige der dunklen, toten Winkel und unergründlichen Tiefen der Erde nicht angetastet werden, um zu verhüten, daß schlafende Abnormitäten zu einem neuen Leben erwachen und blasphemisch überlebende Nachtmahre aus ihren schwarzen Schlünden hervorgekrochen kommen und auf neue und größere Eroberungen ausgehen. Alles, was Danforth je verriet, war, daß dieser letzte Schrecken eine Luftspiegelung war. Er hatte, so erklärte er, nichts mit den Kuben und Höhlen dieser widerhallenden, dampfigen, wurmartig durchhöhlten Berge des Wahnsinns zu tun, die wir überquerten; es war ein einziges phantastisches, dämonisches Abbild, inmitten der brodelnden Wolken im Zenit, von dem, was hinter jenen anderen violetten, westlichen Bergen lag, die die Alten Wesen gemieden und gefürchtet hatten. Es ist sehr wahrscheinlich, daß es sich um eine reine Sinnestäuschung gehandelt hat, hervorgerufen durch die Belastungen, denen wir ausgesetzt gewesen waren, und aus der realen, wenn auch nicht erkannten Luftspiegelung der toten transmontanen Stadt, die wir am Tage zuvor nahe bei Lakes Lager wahrgenommen hatten; doch dieses Trugbild war so wirklichkeitsnah, daß Danforth noch heute darunter leidet. Hin und wieder hat er unzusammenhängende und unverantwortliche Dinge geflüstert: »Die schwarze Grube«, »der gewölbte Rand«, »die Proto-Schoggothen«, »die fensterlosen Körper mit fünf Dimensionen«, »der namenlose Zylinder«, »der ältere Pharos«, »Yog-Sothoth«, »der urzeitliche weiße Gallert«, »die Farbe aus dem All«, »die Schwingen«, »die Augen im Dunkeln«, »die Mondleiter«, »das Ursprüngliche, das Ewige und das Unsterbliche« und andere bizarre Begriffe; doch wenn er ganz Herr seiner selbst ist, weist er all das von sich und führt es auf die kuriose und makabre Lektüre früherer Jahre zurück-. Tatsächlich weiß man, daß Danforth zu den wenigen gehört, die es je gewagt haben, das wurmstichige Exemplar des Necronomicon von vorn bis hinten durchzulesen, das in der College-Bibliothek unter Schloß und Riegel verwahrt wird.

    Der Himmel über uns war, als wir die Bergkette überflogen, sicherlich dunstig und unruhig genug; und obwohl ich den Zenit nicht sehen konnte, kann ich mir gut vorstellen, daß seine Eisstaubwirbel seltsame Formen angenommen haben. Einbildung mag ein übriges getan haben, denn es ist ja bekannt, wie täuschend wirklichkeitsnah ferne Szenen oft von solche n Schichten aufgewühlter Wolken reflektiert, gebrochen und vergrößert werden; und Danforth hat natürlich nichts von diesen bestimmten Schreckbildern gesagt, bevor er nicht Gelegenheit gefunden hatte, sich seine einstige Lektüre in Erinnerung zu rufen. Denn so viel kann er mit einem einzigen, nur einen Herzschlag lang währenden Blick nicht gesehen haben.
    In jenem Moment beschränkten sich seine Schreie auf die Wiederholung eines einzigen, irrsinnigen Wortes von nur allzu offensichtlicher Herkunft: »Tekelili! Tekelili!«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher