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Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Titel: Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
Autoren: Howard P. Lovecraft
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jener anderen Lebewesen zu Gesicht bekommen? Wieder kam dieses heimtückische melodieartige Pfeifen » Tekelili! Tekelili!«
    Dann wir hatten eben gemerkt, daß wir einen Vorsprung vor unserem Verfolger gewonnen hatten kam uns der Gedanke, das Wesen sei womöglich verwundet. Wir konnten aber kein Risiko eingehen, denn es näherte sich uns ganz offensichtlich auf Danforths Schrei hin und nicht, weil es auf der Flucht vor irgendeinem anderen Wesen war. Die zeitliche Übereinstimmungwar zu genau, als daß es noch irgendeinen Zweifel hätte geben können. Wo sich jenes noch schwerer vorstellbare und noch unbeschreiblichere Ungeheuer befand jener stinkende, nie erblickte Berg schleimspeienden Protoplasmas, dessen Rasse den Abgrund erobert und Landpioniere ausgeschickt hatte, die sich durch die Höhlungen der Berge schlängeln und die Reliefs neu gravieren sollten darüber konnten wir keine Vermutungen anstellen; und es versetzte uns einen schmerzlichen Stich, daß wir dieses wahrscheinlich verletzte Alte Wesen vielleicht der einzige Überlebende der Gefahr neuerlicher Gefangennahme und einem unsäglichen Schicksal überlassen mußten.

    Dem Himmel sei Dank, daß wir unseren Lauf nicht verlangsamten. Der brodelnde Nebel hatte sich wieder verdichtet und wälzte sich mit erhöhter Geschwindigkeit voran; und die umherirrenden Pinguine hinter uns kreischten und schrien und ließen Anzeichen für eine Panik erkennen, die uns überraschte, weil sie sich um uns kaum gekümmert hatten, als wir an ihnen vorbeigekommen waren. Abermals kam dieses unheimliche, über einen großen Tonumfang reichende Pfeifen »Tekelili! Tekelili!« Wir hatten uns geirrt. Das Wesen war nicht verwundet, sondern nur stehengeblieben, als es auf die Körper seiner getöteten Artgenossen und die höllische Schleiminschrift über ihnen gestoßen war. Wir würden nie erfahren, was diese dämonische Inschrift besagte doch die Begräbnisse in Lakes Lager hatten gezeigt, welch große Bedeutung die Wesen ihren Toten beimaßen. Unsere rücksichtslos eingesetzte Taschenlampe erleuchtete jetzt vor uns die große, offene Höhle, in die mehrere Gänge aus verschiedenen Richtungen mündeten, und wir waren erleichtert, daß wir diese morbiden Palimpseste hinter uns lassen konnten, deren Gegenwart wir beinahe gespürt hatten, auch ohne hinzusehen.

    Ein weiterer Gedanke, auf den uns die Ankunft in dieser
    Höhle brachte, war die Möglichkeit, unseren Verfolger an diesem verwirrenden Brennpunkt großer Korridore abzuschütteln. Mehrere Pinguine befanden sich unter der hohen Kuppel, und es war nicht zu übersehen, daß sie durch das herannahende Wesen in tödliche Furcht versetzt wurden. Wenn wir an dieser Stelle die Taschenlampe bis auf das unbedingt notwendige Maß verdunkelten, und sie strikt nach vorne gerichtet hielten, würden die aufgescheuchten, kreischend im Nebel umherirrendenVögel durch ihr Lärmen vielleicht unsere Schritte übertönen, den Weg, den wir wirklich nahmen, verbergen und unseren Verfolger irgendwie auf eine falsche Fährte locken. Inmitten des brodelnden, wirbelnden Dampfes würde der mit Trümmern übersäte, nichtglitzernde Boden des Haupttunnels jenseits der Höhle, der sich so deutlich von den anderen, unheimlich glatten Gängen unterschied, kaum in besonderem Maße die Aufmerksamkeit unseres Verfolgers auf sich ziehen, nicht einmal, so hofften wir, in Anbetracht der besonderen Sinnesorgane, dank deren die Alten Wesen teilweise, wenn auch nicht vollständig, unabhängig vom Licht waren. Wie wir denn auch tatsächlich die Befürchtung hegten, wir könnten in der Eile selbst den richtigen Weg verfehlen. Wir hatten natürlich beschlossen, geradewegs zu der toten Stadt hinaufzusteigen, da die Folgen eines Irregehens in diesen verzweigten Höhlungen unter den Vorbergen unausdenkbar gewesen wären.

    Die Tatsache, daß wir überlebten und wieder ans Tageslicht kamen, ist Beweis genug dafür, daß jenes Wesen einen falschen Gang wählte, während wir durch die Gunst des Schicksals den richtigen trafen. Die Pinguine allein hätten uns nicht retten können, doch im Verein mit dem Nebel mögen sie den Ausschlag gegeben haben. Nur einer gütigen Vorsehung ist es zu danken, daß die Nebelschwaden im entscheidenden Augenblick dicht genug waren, denn sie zogen unablässig umher und drohten sich zu verflüchtigen. Ja, sie teilten sich sogar wirklich für eine Sekunde, unmittelbar bevor wir aus dem Tunnel mit den widerwärtigen nachgemachten Gravierungen in
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