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Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Titel: Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
Autoren: Howard P. Lovecraft
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die Höhle entkommen waren, so daß wir tatsächlich das herannahende Wesen eine Sekunde lang halb sahen und halb erahnten, als wir einen letzten, verzweifelt angstvollen Blick hinter uns warfen, bevor wir die Taschenlampe verdunkelten und uns unter die Pinguine mischten, in der Hoffnung, der Verfolgung entgehen zu können. Wenn das Schicksal, das uns entkommen ließ, ein gütiges war, so gilt das genaue Gegenteil für jenes, das uns diesen sekundenlangen Anblick gewährte; denn auf ihn müssen wir die Hälfte all des Grauens zurückführen, das uns seither nicht mehr verlassen hat.
    Der eigentliche Grund für unseren Blick nach hinten war vielleicht nichts anderes als der uralte, instinktive Trieb des Verfolgten, den Abstand zu seinem Verfolger abzuschätzen; oder vielleicht war es auch ein automatischer Versuch, eine Antwort auf eine unbewußte Frage zu finden, die unsere Sinne uns stellten. Nur darauf bedacht, all unsere Fähigkeiten auf unser Entkommen zu konzentrieren, waren wir nicht in der Lage, Einzelheiten zu bemerken und zu analysieren; doch selbst in dieser Bedrängnis müssen unsere latenten Gehirnzellen die Nachricht registriert haben, die ihnen von unseren Geruchsnerven übermittelt wurde. Später wurde uns klar, was es gewesen war daß nämlich die wachsende Entfernung von den schleimbeschmierten kopflosen Gestalten und die gleichzeitige Annäherung des uns verfolgenden Wesens nicht zu der Veränderung der Gerüche geführt hatten, die man logischerweise hätte erwarten können. In Nachbarschaft der niedergestreckten Gestalten hatte der neue, völlig unerklärliche Pesthauch absolut vorgeherrscht; aber mittlerweile hätte er weitgehend jenem anderen unbeschreiblichen Gestank gewichen sein müssen, den wir mit den Alten Wesen in Verbindung brachten. Doch das war nicht der Fall statt dessen war der neuere und noch weniger erträgliche Geruch jetzt praktisch ungemildert und wurde mit jeder Sekunde giftiger und erstickender.
    Wir blickten also beide, so könnte man meinen, im selben Moment hinter uns; in Wirklichkeit dürfte die ansetzende Bewegung des einen die entsprechende Reaktion beim anderen ausgelöst haben. Dabei richteten wir beide Lampen mit voller Kraft auf die für einen Augenblick aufreißende Nebelwand, und zwar entweder aus dem primitiven Antrieb heraus, möglichst viel zu sehen, oder in dem weniger primitiven, doch ebenso unbewußten Bestreben, das verfolgende Wesen zu blenden, bevor wir unser Licht abdunkelten und uns unter die Pinguine in dem vor uns liegenden Zentrum des Höhlenlabyrinths mischten. Unseliger Augenblick! Nicht Orpheus selbst noch Lots Weib mußten ihren Blick nach hinten teurer bezahlen. Und wieder kam dieses schaurige Pfeifen über einen großen Tonumfang” Tekelili!Tekelili!«
    Es wird wohl am besten sein, wenn ich ohne Umschweife berichte, was wir sahen obschon ich es nicht ertragen könnte, es in allen Einzelheiten zu schildern; doch in jenem Augenblick hatten wir das Gefühl, daß wir nicht einmal miteinander darüber sprechen durften. Die Worte, die der Leser aufnimmt, können nie und nimmer die Abscheulichkeit dieses Anblicks wiedergeben. Er lahmte unser Bewußtsein in einem solchen Maße, daß ich mich frage, woher wir den Rest an Besonnenheit nahmen, um wie geplant, unsere Taschenlampen abzudunkeln und den richtigen Tunnel zu der toten Stadt zu finden. Instinkt allein muß uns geleitet haben vielleicht besser, als es der Verstand hätte tun können; doch wenn es das war, was uns gerettet hat, so zahlten wir einen hohen Preis. Verstand war uns wenig genug geblieben.

    Danforth war völlig überreizt, und das erste, woran ich mich vom Rest unserer Flucht erinnere, ist, daß ich ihn beschwingt eine hysterische Formel singen hörte, in der außer mir kein Mensch auf der ganzen Welt etwas anderes als das sinnlose Geplapper eines Irren gesehen hätte. Seine überschnappende Stimme übertönte das Gekreische der Pinguine; sein Singsang hallte durch die Gewölbe vor uns und durch die Gott sei Dank! mittlerweile leeren Gewölbe hinter uns. Er kann aber nicht gleich danach damit angefangen haben, denn sonst wären wir nicht mehr am Leben gewesen, nicht blindlings durch den Tunnel gerannt. Ich schaudere bei dem Gedanken, was geschehen wäre, hätte er auch nur um eine Spur anders reagiert.

    »South Station Under Washington Under Park Street Under Kendall Central Harvard -« Der arme Kerl rezitierte die vertrauten Stationen des Tunnels zwischen Boston und Cambridge, der
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