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Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Titel: Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
Autoren: Howard P. Lovecraft
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am Anfang etwa fünfzehn Fuß breit und ebenso hoch war Wände, Sohle und gewölbte Decke bestanden aus dem gewohnten megalithischen Mauerwerk. Die Wände waren spärlich mit konventionellen Kartuschen in einem späten, dekadenten Stil verziert; Mauerwerk und Gravierungen waren durchweg ausgezeichnet erhalten. Der Boden war ziemlich sauber, abgesehen von einer dünnen Staubschicht, in der sich nach oben gerichtete Pinguinspuren und die abwärts weisenden Abdrücke jener anderen abzeichneten. Je weiter wir eindrangen, um so wärmer wurde es, so daß wir bald anfingen, unsere schweren Mäntel aufzuknöpfen. Wir fragten uns, ob wir dort unten tatsächlich Erscheinungen vulkanischer Natur finden und ob die Wasser dieser sonnenlosen See heiß sein würden. Ein kurzes Stück weiter löste massiver Fels das Mauerwerk ab, doch der Tunnel behielt dieselben Maße und bot nach wie vor den Anblick gemeißelter Regelmäßigkeit. Hin und wieder wurde das Gefälle so stark, daß Querrinnen in den Boden gegraben waren. An mehreren Stellen bemerkten wir die Öffnungen kleiner Seitengänge, die auf unseren Diagrammen nicht verzeichnet waren; aber keiner von ihnen war so angelegt, daß er unseren Rückweg hätte komplizieren können, und alle waren sie uns willkommen als mögliche Schlupfwinkel, falls wir auf irgendwelche aus dem Abgrund zurückkehrende unheimliche Wesen stoßen sollten. Der unbeschreibliche Geruch dieser Wesen war sehr deutlich. Es war ohne Zweifel selbstmörderische Torheit, sich unter den beschriebenen Umständen in den Tunnel zu wagen, doch der Reiz des Unerforschten wirkt auf manche Menschen stärker als man gemeinhin annimmt und es war ja dieser Reiz gewesen, der uns überhaupt erst in diese unirdische Polarwüste gebracht hatte. Im Weitergehen sahen wir mehrere Pinguine und stellten Vermutungen an über die Entfernung, die wir würden zurücklegen müssen. Nach den Reliefs hatten wir einen steil abwärtsführenden Marsch von ungefähr einer Meile bis zu dem Abgrund erwartet, aber unsere bisherigen Wanderungen hatten gezeigt, daß man sich in Fragen des Maßstabs nicht ganz auf diese Darstellungen verlassen konnte.

    Ungefähr nach einer Viertelmeile wurde dieser unbeschreibliche Geruch sehr stark, und wir merkten uns im Vorbeigehen sorgfältig jede einzelne der seitlichen Öffnungen. Wir trafen keinen Dampf an wie oben in der Öffnung, doch das war zweifellos auf das Fehlen kühlerer Luft zurückzuführen. Die Temperatur stieg schnell, und wir waren nicht überrascht, als wir auf einen Haufen von Material stießen, der uns auf schauerliche Weise bekannt vorkam. Er bestand aus Pelzen und Zeltplanen aus Lakes Lager, und wir hielten uns nicht damit auf, die bizarren Formen zu studieren, in die diese Textilien zerrissen worden waren. Ein paar Schritte weiter stellten wir einen deutlichen Anstieg in der Größe und Anzahl der Seitengänge fest und schlössen daraus, daß wir jetzt die stark unterhöhlte Gegend unter den größeren Vorbergen erreicht haben mußten. Der unbeschreibliche Geruch mischte sich jetzt auf sonderbare Weise mit einem anderen, kaum weniger widerwärtigen über dessen Art und Herkunft wir keine Vermutungen anstellten, obwohl wir an verfaulende Organismen und vielleicht unbekannte unterirdische Pilze denken mußten. Dann stießen wir überraschend auf eine Erweiterung des Tunnels, die wir aufgrund unserer Skizzen nicht erwartet hatten der Raum weitete sich nach den Seiten und nach oben zu einer hohen, natürlich aussehenden elliptischen Höhle mit einem waagrechten Boden, an die 75 Fuß lang und 50 breit, mit vielen ausgedehnten Seitengängen, die in kryptische Finsternis führten.

    Obschon diese Höhle den Eindruck machte, als sei sie auf natürlichem Wege entstanden, ließ eine Untersuchung mit Hilfe beider Taschenlampen vermuten, daß sie durch die künstliche Zerstörung mehrerer Trennwände zwischen nebeneinanderliegenden Hohlräumen gebildet worden war. Die Wände waren rauh, und die hohe, gewölbte Decke hing dicht voller Stalaktiten; doch der massive Felsboden war geglättet und geradezu unnatürlich frei von Schutt, Trümmern und sogar Staub. Mit Ausnahme des Tunnels, durch den wir gekommen waren, galt das auch für den Boden all der großen Gänge, die hier ihren Ausgang nahmen; die Einzigartigkeit dieser Entdeckung gab uns Rätsel auf, die wir vergeblich zu lösen versuchten. Der sonderbare neue Gestank, der sich dem anderen unerklärlichen Geruch beigemengt hatte, war hier so scharf,
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