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Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Titel: Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
Autoren: Howard P. Lovecraft
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ihm gerufen hatten. Denn es war nur ein Pinguin obschon von einer riesigen, unbekannten Spezies, größer als die größten bekannten Königspinguine und unheimlich durch die Verbindung von Albinismus und praktisch vollständiger Augenlosigkeit.

    Als wir dem Ding in den Bogengang gefolgt waren und beide Taschenlampen auf die unbekümmerte und keineswegs scheue Dreiergruppe richteten, sahen wir, daß es drei augenlose Albinos derselben unbekannten, riesigen Spezies waren. Ihre Größe erinnerte uns an einige der archaischen Pinguine, die auf den Reliefs der Alten Wesen dargestellt waren, und wir folgerten sogleich, daß sie von derselben Rasse abstammten und zweifellos durch den Rückzug in eine wärmere erdinnere Gegend überlebt hatten, deren ununterbrochene Finsternis ihre Färbung zerstört und ihre Augen zu bloßen nutzlosen Schlitzen hatte verkümmern lassen. Daß ihr jetziger Lebensraum jener gewaltige Abgrund war, den wir suchten, daran zweifelten wir keinen Augenblick; und dieser Beweis für die noch immer andauernde Wärme und Bewohnbarkeit der Höhlung erweckte in uns die kuriosesten und verwirrendsten Phantasievorstellungen.
    Auch fragten wir uns, was diese Vögel bewegt haben mochte, sich aus ihrem gewohnten Unterschlupf hervorzuwagen. Der Zustand und die Ruhe der großen toten Stadt ließen keinen Zweifel daran, daß sie zu keiner Zeit als regelmäßig aufgesuchter Brutplatz gedient hatte, und angesichts der Gleichgültigkeit des Trios gegen unsere Anwesenheit konnten wir uns kaum vorstellen, daß eine vorüberziehende Gruppe jener anderen sie hätte erschrecken können. War es möglich, daß jene anderen aggressiv geworden waren oder versucht hatten, ihre Fleischvorräte zu ergänzen? Wir hielten es für unwahrsche inlich, daß dieser stechende Geruch, den die Hunde so verabscheut hatten, eine ähnliche Abneigung bei diesen Pinguinen hervorrufen konnte, da deren Vorfahren offenbar friedlich mit den Alten Wesen zusammengelebt hatten eine freundschaftliche Beziehung, die sich fortsetzen mußte, solange überhaupt noch ein paar der Alten Wesen am Leben waren. Wieder flackerte unser alter wissenschaftlicher Eifer auf, und wir bedauerten, die anomalen Wesen nicht photographieren zu können; wir überließen sie ihrem Gekreisch und arbeiteten uns weiter vor, in Richtung auf den Abgrund, von dessen Zugänglichkeit wir jetzt restlos überzeugt waren und über dessen Lage gelegentliche Pinguinspuren Aufschluß gaben.
    Nicht lange danach ließ uns ein steiler Abstieg durch einen langen, niedrigen, türlosen und merkwürdigerweise auch schmucklosen Stollen vermuten, daß wir uns endlich dem Tunneleingang näherten. Wir waren an zwei weiteren Pinguinen vorbeigekommen und hatten andere unmittelbar vor uns gehört. Dann mündete der Gang in eine gewaltige Höhle, die uns unwillkürlich den Atem anhalten ließ eine vollkommene Halbkugel, offenbar tief unter der Erde, volle hundert Fuß im Durchmesser und fünfzig Fuß hoch, in die sich rings von allen Seiten niedrige Bogengänge öffneten, bis auf eine Stelle, an der höhlenartig ein schwarzes, gähnendes Loch sich auftat, das die Symmetrie des Gewölbes bis zu einer Höhe von fast fünfzehn Fuß durchbrach. Das war der Eingang zu dem großen Abgrund.

    In dieser gewaltigen Halbkugel, deren Kuppel eindrucksvoll, wenn auch in dekadentem Stil mit Gravierungen verziert war, dergestalt, daß sie dem urzeitlichen Himmelsgewölbe glich, wandelten ein paar weiße Pinguine umher Fremde hier, doch gleichgültig und gesichtslos. Der schwarze Tunnel verlor sich steil abfallend ins Bodenlose; in die Pfosten und den Sturz, die seine Öffnung zierten, waren groteske Muster gemeißelt. Wir glaubten zu spüren, daß diesem kryptischen Schlund eine etwas wärmere Luftströmung und vielleicht sogar so etwas wie schwacher Dampf entquoll; und wir fragten uns, was für lebende Wesen außer den Pinguinen die grenzenlose Leere dort unten, und die damit zusammenhängenden, verzweigten Hohlräume unter der Oberfläche und im Innern der titanischen Berge, beherbergen mochten. Und wir fragten uns weiter, ob die von Lake zunächst beobachtete schwache Rauchwolke über einem der Berge sowie der sonderbare Dunst, den wir selbst über dem mit Wällen gekrönten Gipfel wahrgenommen hatten, nicht vielleicht doch aus Dämpfen gebildet wurden, die durch verschlungene Kanäle aus den unergründeten Tiefen des Erdinneren aufquollen.

    Als wir in den Tunnel hinabstiegen, sahen wir, daß er -
    zumindest
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