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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden
Autoren: Jeffrey Archer
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Worte verpasst«, sagte George grinsend.
    »Wohl kaum«, sagte Mr Irving. »Ich habe während eines zeitigen Frühstücks das Wort an sie gerichtet, da ich der Ansicht bin, es sei von größter Bedeutung, dass sie nicht zu spät zu ihren Bewerbungsgesprächen kommen. Wenn Sie nun meinen, ich sei in Sachen Pünktlichkeit ein Pedant, Mallory, dann warten Sie nur ab, bis Sie Mr Benson kennenlernen.«
    George schob seine Schüssel mit dem Porridge zu Guy hinüber, stand langsam auf und schlenderte aus dem Speisesaal, als hätte er keine Sorgen der Welt. Doch dann stürzte er über den Hof und in das Collegegebäude, als wollte er einen Olympiasieg erringen. Er nahm drei Stufen auf einmal hoch bis zum obersten Stock. In diesem Moment fiel ihm ein, dass er keine Sachen für die Übernachtung eingepackt hatte. Doch als er in sein Zimmer stürzte, stellte er erleichtert fest, dass sein kleiner Lederkoffer fertig zugeschnallt neben der Tür stand. Guy musste vorausgeahnt haben, dass er wieder einmal alles in der letzten Sekunde erledigen würde.
    »Danke, Guy«, sagte George laut und hoffte, dass sein Freund sich die wohlverdiente zweite Schüssel Porridge schmecken ließ. Er schnappte sich den Koffer, sprang, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinab und rannte über den Hof zurück. Erst an der Portierloge blieb er stehen. »Wo ist die Kutsche, Simkins?«, fragte er verzweifelt.
    »Ist vor fünfzehn Minuten abgefahren, Sir.«
    »Verdammt«, murmelte George, ehe er auf die Straße stürzte und in Richtung Bahnhof rannte, zuversichtlich, dass er den Zug trotzdem noch erreichen würde.
    Er rannte mit dem unbehaglichen Gefühl durch die Straßen, irgendetwas vergessen zu haben, aber was immer es war, er hatte ganz gewiss nicht die Zeit, umzukehren und es zu holen. Als er um die Ecke auf den Station Hill einbog, sah er eine dicke, graue Rauchwolke, die in die Luft ausgestoßen wurde. Dampfte der Zug gerade ein, oder fuhr er bereits wieder ab? Er beschleunigte sein Tempo, stürmte an einem verblüfften Fahrkartenschaffner vorbei und auf den Bahnsteig, nur um zu sehen, wie der Zugschaffner sein grünes Fähnchen schwenkte, die Stufen des letzten Waggons erklomm und die Tür hinter sich zuknallte.
    George sprintete dem Zug hinterher, als dieser sich in Bewegung setzte, und erreichte gleichzeitig mit ihm das Ende des Bahnsteigs. Der Schaffner bedachte ihn mit einem mitleidigen Lächeln, als der Zug Fahrt aufnahm und schließlich in einer Rauchwolke verschwand.
    »Verdammt«, wiederholte George, als er sich umdrehte, nur um den Fahrkartenschaffner zu erblicken, der sich ihm mit raschen Schritten näherte. Sobald der Mann wieder zu Atem gekommen war, sagte er: »Darf ich bitte Ihre Fahrkarte sehen, Sir?«
    In diesem Moment wusste George, was er vergessen hatte.
    Er ließ seinen Koffer auf den Bahnsteig plumpsen, öffnete ihn und durchwühlte demonstrativ seine Kleidung, als suchte er nach seiner Fahrkarte, von der er wusste, dass sie auf dem Tisch neben seinem Bett lag.
    »Wann fährt der nächste Zug nach London?«, fragte er beiläufig.
    »In einer Stunde, jede Stunde«, lautete die prompte Antwort. »Aber Sie werden trotzdem eine Fahrkarte brauchen.«
    »Verdammt«, sagte George ein drittes Mal. Er wusste genau, dass er es sich nicht leisten konnte, den nächsten Zug zu verpassen. »Ich muss meine Fahrkarte im College vergessen haben«, fügte er hilflos hinzu.
    »Dann werden Sie sich eine neue kaufen müssen«, sagte der Fahrkartenschaffner.
    George spürte, wie Verzweiflung ihn übermannte. Hatte er überhaupt Geld dabei? Er durchsuchte die Taschen seines Anzugs und atmete erleichtert auf, als er die Half Crown fand, die seine Mutter ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Er hatte sich schon gefragt, wo sie abgeblieben war. Widerspruchslos folgte George dem Schaffner zurück zum Fahrkartenschalter, wo er eine Hin- und Rückfahrkarte dritter Klasse von Winchester nach Cambridge erwarb, zum Preis von einem Shilling und Sixpence. Er hatte sich schon oft gefragt, warum Züge keine zweite Klasse hatten, aber er hatte das Gefühl, dass dies jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, um zu fragen. Sobald der Schaffner seine Fahrkarte entwertet hatte, kehrte George auf den Bahnsteig zurück und kaufte eine Ausgabe der Times von einem Zeitungsjungen, wofür er sich von einem weiteren Penny trennte. Er setzte sich auf eine unbequeme Holzbank und schlug die Zeitung auf, um zu erfahren, was in der Welt geschah.
    Der Premierminister,
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