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Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
Autoren: Amber Benson
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Füße auf der untersten Stufe Halt fanden. Ich griff nach dem schmiedeeisernen Geländer, das entlang der Wendeltreppe verlief, riss die Hand jedoch sofort wieder zurück, als ich feststellte, dass es vom nahen Feuer glühend heiß war.
    „Igitt“, sagte ich halblaut. Ich spürte noch immer den beißenden Schmerz der Berührung mit dem Geländer. Wahrscheinlich würde eine Narbe auf meiner Handfläche zurückbleiben.
    Ich schob mich die Wendetreppe empor. Von oben wehte mir kalte Luft ins Gesicht und verschaffte mir Erleichterung von der Hitze. Ich erreichte einen Treppenabsatz, den ich zuerst für das Ende der Treppe hielt, doch dann stellte ich fest, dass es sich um die Rückseite eines weiteren Kamins handelte. Als ich den Kopf hob, sah ich, dass die Wendeltreppe nach oben weiterging und ihr Ende nicht abzusehen war.
    „Herrin Calliope!“
    In der Ecke eines kleinen Zimmers voller großer, klappriger Webstühle – wahrscheinlich ein Nähzimmer – saß Jarvis. Er hatte einen langen, blutigen Schnitt auf der hübschen Wange und war mit Nylonschnur an einen der altersschwachen Webstühle gefesselt. Es handelte sich um die gleiche Sorte Schnur, mit der mein Vater Monsieur D. an der Palme festgebunden hatte. Mir wurde klar, dass Jarvis und Monsieur D. zauberkundig waren. Wahrscheinlich besaß die Schnur antimagische Eigenschaften.
    Jarvis lächelte mich breit und zahnreich an. Er wirkte sehr glücklich, mich zu sehen. „Ich hatte mich schon damit abgefunden, nicht gerettet zu werden und für den Rest meines natürlichen Lebens hier festgebunden zu sein.“ Seiner Stimme war anzumerken, dass er geradezu trunken vor Freude war, mich zu sehen – oder überhaupt irgendein wohlgesinntes lebendes Wesen.
    „Ich freue mich auch, dich zu sehen.“ Ich hatte einen kleinen Kloß im Hals, als ich mich neben den Faun kniete und ihn umarmte. „Danke, dass du mir das Leben gerettet hast“, flüsterte ich ihm ins Ohr.
    Gott sei mein Zeuge, dass er errötete.
    „Wie kriege ich dich aus diesem Schlamassel raus?“, fragte ich dann und machte mich an der Schnur zu schaffen. Er schüttelte den Kopf.
    „Nur derjenige, der diesen Zauber gesprochen hat, kann mich befreien“, erklärte er betrübt.
    „Blödsinn“, sagte ich, griff nach der Schnur und zerriss sie. „Ich bin der Tod, und ich kann alles töten. Sogar einen Zauber.“
    Jarvis starrte mich mit großen Augen an. „Du hast es geschafft, oder? Du hast die Aufgaben erfüllt!“
    Ich nickte.
    „Ich habe von Anfang an gewusst, dass du es schaffst!“ Er hätte Tränen in den Augen.
    Jarvis glaubte an mich – und er war sogar stolz auf mich. Wunder über Wunder.
    Ich nahm den Faun beim Ann und half ihm dabei aufzustehen, doch es war deutlich zu erkennen, dass er noch immer recht mitgenommen von seiner Auseinandersetzung mit dem Detective war. Bestimmt konnte er nicht besonders schnell laufen.
    „Kannst du gehen?“, fragte ich. Er nickte mit entschlossener Miene. Dann sah er den Kelch in meinen Händen und schnappte nach Luft.
    „Du hast den Kelch von Jamshid hierher gebracht? Hast du den Verstand verloren?“ Offenbar stand er kurz davor loszuschreien.
    „Wie bitte?“ Mir war nicht ganz klar, warum er sich wegen dieses blöden Kelchs so aufregte.
    „Willst du etwa, dass er dem Detective in die Hände fällt? Weißt du, was das bedeuten würde?“
    Ich schüttelte den Kopf. Jarvis lag mir wirklich am Herzen, aber manchmal konnte er einem ein bisschen auf die Nerven gehen. Ich hoffte, dass mir nicht eine weitere Geschichtslektion über die Welt des Übernatürlichen bevorstand.
    „Der Kelch von Jamshid verleiht ewiges Leben, deshalb …?“, sagte er und wandte dabei diesen Lehrertrick an, mit dem man die Klasse zum Beantworten einer Frage brachte, indem man sie die „Deshalb“-Hälfte hinzufügen ließ. Ich beschloss, ihm zuliebe mitzuspielen – schließlich hatte er mir das Leben gerettet.
    „Und weil der Kelch Macht über Leben und Tod hat, wäre es ziemlich schlecht, wenn jemand von den Bösen ihn kriegt“, sagte ich monoton. Jarvis wirkte überrascht, belohnte meine Worte jedoch mit einem zufriedenen Nicken.
    Obwohl dieses ganze Frage-und-Antwort-Spiel wirklich einen Riesenspaß machte, musste ich mir langsam Gedanken um Clio und den Rest meiner Familie machen. Wenn wir heute noch jemand retten wollten, mussten wir dem Nähzimmer Auf Wiedersehen sagen und unsere Ärsche in Bewegung setzen.
    „Lass uns von hier verschwinden.“ Ich nahm Jarvis bei der
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