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Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
Autoren: Amber Benson
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Hand und führte ihn zum Kamin. Gemeinsam stiegen wir weiter die Treppe hoch.
    Der nächste Absatz gehörte zu einem weiteren leeren Zimmer – diesmal handelte es sich um ein gut ausgestattetes Schlafgemach, das wahrscheinlich einer Frau gehörte. Auch die nächsten beiden Zimmer – beides Schlafgemächer – wirkten nicht besonders interessant. Erst auf dem vierten und offenbar letzten Treppenabsatz hatten wir Erfolg.
    „Ich glaube, wir sind da“, flüsterte ich Jarvis ins Ohr, als wir das oberste Geschoss eines der Türmchen betraten.
    Es handelte sich um einen großen, weitläufigen Raum, hinter dessen Fenstern die Schwärze der uns umgebenden Nacht lag. Das Mauerwerk, die Kerzen und all diese hübschen Dinge hätten normalerweise eine romantische Atmosphäre erzeugt - wenn man dazu in der Lage war, über die an die Wand geketteten Gefangenen hinwegzusehen.
    „Vater!“, schrie ich, als ich ihn sah. Sein Körper hing schlaff nach vorne, Ketten umschlossen seine Arme, seinen Rumpf und seine Beine. Er sah entsetzlich aus, doch als er meine Stimme hörte, hob er den Kopf und blinzelte.
    Ich drückte Jarvis den Kelch in die Hand, rannte zu meinem Vater und stützte ihn, damit die Ketten nicht so sehr in sein Fleisch einschnitten. „Vater, geht es dir gut?“
    Er nickte, und ein kleines, belustigtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Wahrscheinlich hatte er recht: Es war wirklich eine dumme Frage gewesen.
    „Jarvis und ich sind gekommen, um dich zu retten.“ Ich versuchte, zuversichtlicher zu klingen, als mir zumute war. Wahrscheinlich beruhigte es ihn nicht besonders, Jarvis und mich zu sehen und zu begreifen, dass wir beide sein „Rettungstrupp“ waren.
    „Danke, Calliope“, sagte mein Vater. Seine Stimme war tief und voll, obwohl er sicher zu Tode erschöpft war. „Wir müssen auch die anderen befreien.“ Er machte eine Kopfbewegung in Richtung der übrigen Führungskräfte, die in gleicher Weise an die Wand gekettet waren.
    Als ich die über den Raum verteilten Männer und Frauen zählte, fiel mir etwas Seltsames auf: Es waren zu wenige. Ich zählte sie noch einmal und kam erneut auf dieselbe Zahl. Jemand fehlte.
    Jemand verdammt Wichtiges.
    „Wo ist Thalia?“, fragte ich ängstlich.
    „Wieso, ich bin doch hier, Callie“, sagte eine kalte Stimme hinter mir.

29
     
     
    Der Blick meines Vaters war traurig, trauriger, als ich ihn je zuvor gesehen hatte. Ich brauchte nicht lange, um zu begreifen, was los war – schließlich war ich nicht total blöd. Ich trat einen Schritt von ihm fort und drehte mich um.
    „Thalia“, hauchte ich, doch es fiel mir schwer zu glauben, was ich mit eigenen Augen sah. Meine ältere Schwester Thalia stand, hochgewachsen und schön, doch mit einem grausamen Ausdruck auf dem anmutigen Gesicht, neben Jarvis. Mit einer Hand hielt sie den Hals des Fauns schmerzhaft umklammert, mit der anderen hatte sie Clio gepackt.
    „Schaut mal, wer in meinem Schloss herumgeirrt ist“, sagte Thalia mit eisiger Stimme.
    „Dein Schloss?“, flüsterte ich.
    Sie lächelte böse, während Jarvis sich in ihrem Griff wand.
    „Natürlich ist es mein Schloss. Wem sollte es sonst gehören? Schließlich bin ich Vritras neue Gemahlin.“
    Ich war entsetzt. „Du hast diese schmierige Schlange geheiratet?“
    Sie biss nicht an. Stattdessen schloss sie ihren Griff fester um Clios Hals, was diese vor Schmerz nach Luft schnappen ließ. Ich glaubte es einfach nicht. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Thalia etwas so Dummes getan hatte – und dass sie sich noch dazu wie ein absolutes Miststück verhielt.
    „Lass sie in Ruhe!“, fuhr ich auf. „Sie sind nur ein Kind und ein Faun.“
    Jarvis und Clio warfen mir böse Blicke zu, doch das war mir egal. Es war die Wahrheit, und wenn die Wahrheit ihnen beiden die Freiheit erkaufen würde, konnten sie mich mal.
    „Ich lasse sie los, wenn es das ist, was du willst, Callie“, sagte Thalia und trat an ein Fenster. Clio wimmerte, und Jarvis schloss die Augen.
    „Warte!“, schrie ich. „Warte einen Moment …“
    Sie drehte sich wieder um, wobei sie ihre Beute nach wie vor mit zu Klauen verkrümmten Fingern festhielt. Langsam fiel es mir wirklich schwer, diese monströse Frau mit meinem Bild von dem Mädchen in Einklang zu bringen, das einmal meine Schwester gewesen war.
    „Erklär mir etwas, Thalia. Warum hast du es getan?“ Das schien meiner älteren Schwester zu gefallen – genau wie im Film, wo die Schurken es immer genossen, ihre
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