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Belial

Belial

Titel: Belial
Autoren: Jason Dark
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geriet Bewegung in die Menge, und jemand schob sich nach vorn, der bereits ein aufgeklapptes Messer festhielt.
    »Ja«, sagte Belial lobend, »das ist wunderbar. Darauf habe ich direkt gewartet. Ich danke dir.« Er nahm das Messer entgegen und lächelte bösartig. Wenig später tanzte die Klinge vor dem Gesicht des Mädchens, und Belial fragte: »Siehst du es?«
    Sie nickte.
    »Nimm es!«
    Die Kleine streckte die Hand aus. Für alle sichtbar blieb sie sekundenlang in dieser Pose, und selbst Belial weidete sich an diesem Anblick. »Schaut auf das Messer!« rief er. »Schaut genau hin, und ihr werdet erleben, wie diese verdammte Liebe auch äußerlich zerstört wird. Daß es sie nicht gibt, daß es nur die Lüge gibt und den Haß. Liebe ist Lüge, sie wird es euch beweisen. Wie heißt du?«
    »Eve!« Das Mädchen schaute wie in Trance auf die Klinge, die vor ihrem Gesicht aufragte.
    »Und wie heißt dein Freund?«
    »Albert!«
    »Sehr gut, Eve. Du hast gesagt, daß du Albert liebst, nicht wahr?«
    Eve drehte mit einem Ruck den Kopf. »So?« höhnte sie, »habe ich das tatsächlich?«
    »Etwa nicht?« säuselte Belial. »Du enttäuschst mich. Du hast gesagt, du würdest ihn lieben.«
    »Nein, ich liebe ihn nicht.«
    »Was stimmt denn nun?«
    »Weiß nicht!« keuchte Eve.
    Wieder diese säuselnde Frage. »Oder haßt du deinen Freund etwa? Sag, haßt du ihn?«
    »Nein, auch nicht.«
    »Was dann?«
    »Er ist mir egal!« flüsterte Eve. »Er ist mir egal, ich hasse und liebe ihn nicht.«
    »Das ist gut, Eve, das ist sogar sehr gut. Wenn er dir egal ist, dann braucht er auch nicht mehr bei dir zu sein. Oder irre ich mich?«
    »Du irrst dich nicht!«
    Belial nickte und tätschelte sie. »So ist es gut, Eve, so ist es wunderbar. Albert ist dir egal. Albert kann dir egal sein, und dir kann auch egal sein, ob er lebt – oder nicht?«
    »Ja!«
    Belial riß die Arme hoch, die Hände waren gespreizt. Er wirkte wie der große Guru, der alles unter Kontrolle hatte. »Wenn er dir egal ist, dann töte ihn. Zeige uns allen, die wir hier zuschauen, daß es dir nichts ausmacht. Nimm das Messer und stoße es ihm in die Kehle. Los, tu es!«
    Eve hörte die Worte.
    Dann nickte sie. Die Klinge sank nach unten. Sie drehte ihre rechte Hand.
    Alberts Hals lag frei.
    Sie konnte ihn nicht verfehlen.
    Ihre Augen zogen sich zusammen. Sie zielte genau.
    Albert rührte sich nicht. Er stand da wie eine Statue. Seine Arme hingen starr wie zwei Stöcke zu beiden Seiten des Körpers nach unten. Der Blick war ins Leere gerichtet.
    »Jetzt töte ihn, Eve!«
    »Nein, sie tötet ihn nicht!«
    ***
    Die Stimme war laut gewesen, peitschte über die Köpfe der Gäste hinweg, und sie hatte sich angehört, als würde sie keine Widerspruch dulden. Ein entsetztes und auch überraschtes Schweigen breitete sich aus wie eine schwere Decke, die jeden Gast berührte. Es war niemand da, der sich rührte, und es konnte sich auch keiner vorstellen, daß es jemand unter ihnen gab, der dem großen Belial Widerstand entgegensetzte.
    Und doch waren die Worte keine Täuschung gewesen, das wußte auch Belial, der auf Eve schaute und sich darüber ärgerte, daß sie dem Befehl ebenfalls gefolgt war.
    Noch immer stand sie vor ihrem Freund, zielte mit der Messerspitze auf dessen Hals, ohne allerdings zuzustoßen.
    Im Hintergrund entstand Bewegung. Nicht mal weit vom Ort des Geschehens entfernt, und Belial sah seinen bösen Zauber zusammenbrechen. Er hatte nicht sofort widersprochen, weil er noch über die Stimme nachdenken mußte, die ihm nicht ganz unbekannt gewesen war. Jemand hatte zu den Leuten gesprochen, der aber nicht auf seiner Seite stand, und das ärgerte ihn.
    »Töte ihn, Eve!«
    Sie nickte. Ihre Hand zuckte zurück, weil sie ausholen wollte, doch bevor sie das Messer nach vorn wuchten konnte, war plötzlich die andere Hand da, und zugleich stürzten mehrere Gäste zu Boden, weil der Ankömmling keine Rücksicht nehmen konnte.
    Eve schrie auf. Nicht vor Triumph, sondern weil die andere Hand ihr Gelenk so brutal umfaßte. Sie wollte den Befehl noch immer ausführen und dabei nach vorn rucken, das aber ließ Raniel nicht zu. Er setzte seine Kraft gegen die der jungen Frau ein, und er bog ihren Arm zurück, obwohl Eve alles versuchte.
    Das Messer rutschte aus ihren Fingern und landete mit einem klirrenden Geräusch am Boden.
    Belial knurrte. Er hatte nicht eingegriffen, denn er wußte plötzlich, wer sein Feind war.
    Ausgerechnet der Gerechte. Raniel, halb Mensch, halb
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