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Belial

Belial

Titel: Belial
Autoren: Jason Dark
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Zweimal begegneten ihm andere Radfahrer, dann war er wieder allein auf der Strecke zwischen den beiden Nachbarorten.
    Und er versäumte es nicht, immer wieder einen Blick zum Himmel zu werfen. Das hatte er auf seinen sonstigen Fahrten nur selten getan, aber ihm stecke noch die Kraft der unheimlichen Sturmbö in den Knochen.
    Das war schon ungewöhnlich gewesen, und dieser Himmel über ihm sah auch anders aus.
    Es hätte eigentlich ein Winterhimmel sein müssen, aber als das konnte er ihn nicht ansehen. Der Junge wunderte sich über die Wolkenformationen, sie sahen einfach anders aus als sonst. Sie schoben sich zusammen und übereinander, hatten unterschiedliche Farben, und manchmal leuchteten die helleren Flecken dazwischen wie die Stapel kleiner Seen.
    Da oben braut sich etwas zusammen, dachte der Junge. Selbst die Luft kam ihm anders vor. Sie war sehr klar, nur wunderte er sich, daß er sich darüber nicht freuen konnte. Es hatte sich zugleich abgekühlt, und die Luft schnitt in sein Gesicht.
    Billy Wilson strampelte weiter. Es drängte ihn, nach Hause zu kommen.
    Rechts führte das Band der wenig befahrenen Verbindungsstraße entlang. Links von ihm lag der Wald, der bis zu seinem Dorf reichte.
    Auf der anderen Straßenseite wuchs kein einziger Baum. Da war das Land flach, mit einer klaren Sicht bis hin zum fernen Horizont. Wiesen und Felder, im Sommer grün und blühend, jetzt aber, im Winter, ähnlich aussehend wie der trübe Himmel hoch oben.
    An der linken Seite huschte der Wald vorbei. Geheimnisvoll. Eine Welt für sich.
    Billy Wilson kannte die Strecke genau, und er wußte stets, wie weit es noch bis zu seinem Ziel war.
    Ungefähr die Hälfte der Strecke lag bereits hinter ihm. Normalerweise war er froh, wenn er das merkte, an diesem frühen Abend jedoch war er es nicht. Noch immer steckte die Furcht vor dem Wind in ihm, und er wunderte sich auch darüber, daß die Dunkelheit noch nicht weiter fortgeschritten war. Es schien, als wollte die Natur der Jahreszeit einen Streich spielen und den Tag bewußt verlängern, um Sicht und Platz für etwas anderes zu schaffen.
    Aber für was?
    War die Welt nicht mehr in Ordnung?
    Der Blick nach rechts gestattete ihm die freie Sicht über das Feld hinweg. Dort war alles so klar, als hätte jemand mit einem riesigen Tuch Staub gewischt. Eine Klarheit wie in einem riesigen Spiegel, und der Junge kam auch mit dieser Beobachtung nicht zurecht.
    Einen Moment später erschrak er so stark, daß er beinahe das Vorderrad durch eine heftige Bewegung verrissen hätte. Nur mühsam konnte er sich im Sattel halten, denn nicht das Gelände hatte bei Billy für das Erschrecken gesorgt, sondern der unendlich wirkende Himmel mit seinem düsteren Farbenspiel, letzten Sonnenstrahlen dazwischen, die schleiergleich die Wolken durchteilten, um in der Ewigkeit zu versickern.
    Einen derartigen Himmel hatte Bill in seinem zwölfjährigen Leben noch nicht gesehen. Er war von diesem Anblick so überrascht, daß er abbremste, stehenblieb, wobei er sein Rad zwischen den Beinen festklemmte.
    Das da oben war grandios – und unheimlich.
    Ja, Billy empfand den Anblick als unheimlich. Ein Schauer rieselte über seinen Körper. Er spürte, wie sein Gesicht käsig bleich wurde, und er hatte im nächsten Moment eine Vision.
    Er glaubte nicht mehr daran, daß er nach Hause kam. Irgend etwas würde passieren.
    Der Junge drehte sich, er blickte nach vorn, und in der Ferne des flachen Landes sah er bereits die Umrisse des Dorfes, in dem er lebte.
    Einige Sekunden wartete der Junge ab, wischte dann Wasser aus seinen Augen und wollte wieder in den Sattel steigen.
    Er befand sich noch in der Bewegung, als es geschah. Plötzlich erwischte ihn wieder eine Bö, und diesmal machte der brutale Windstoß mit ihm, was er wollte…
    ***
    Der Windstoß hatte Billy an der rechten Seite erwischt und schleuderte ihn nach links, hinein in den Wald.
    Während das Rad im Unterholz hängenblieb, rollte der Junge ein Stück weiter, bis er mit der Schulter gegen einen Baumstumpf prallte und leise aufschrie. Verletzt war er nicht. Allein die mörderische Kraft des Sturms war für diese Lage verantwortlich gewesen. Der wütende Orkan spielte mit Menschen wie mit Bällen.
    Auf dem Bauch blieb Billy Wilson liegen. Er hatte auch keine Zeit, sich um seine Schulter zu kümmern, denn um ihn herum toste eine wahre Hölle.
    Der Orkan jagte über das Land und verschonte auch den Wald zwischen den beiden Dörfern nicht. Um Billy herum tobte eine
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