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Belial

Belial

Titel: Belial
Autoren: Jason Dark
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Musik, wie er sie noch nie gehört hatte. Fremdartige Töne vereinigten sich zu einer heulenden und mörderischen Sinfonie, die brüllte, schrie, jammerte, säuselte, mal schrecklich wurde, dann für einen Moment zusammenbrach, als sollten die Instrumente neu gestimmt werden.
    Das Heulen oder Toben war nicht gefährlich. Es gab andere Dinge, die dem Jungen Sorgen bereiteten.
    Der Orkan zerrte und riß an den Bäumen. Er packte Zweige, Geästs, er schlug um sich, riß vieles los, was nicht mehr in Saft und Kraft stand, und er schleuderte die abgerissenen Gegenstände wie nutzlosen Sperrmüll durch den Wald.
    Billys Gesicht war verzerrt. Er fürchtete sich. Das Bersten des alten Geäst quälte sein Gehör. Er traute sich nicht, sich aufzurichten, die Gewalten waren unberechenbar. Sie glichen einem Inferno der Natur, die sich in einem rasenden Anfall von Haß und Wut befand, um sich an den Menschen zu rächen.
    Und dann war der Donner da.
    Ein mächtiger Schlag, der alle anderen Geräusche übertönte, erschütterte die kleine Welt.
    Dabei erschreckte er den Jungen so sehr, daß dieser laut aufschrie.
    Er hatte das Gefühl, auseinandergerissen zu werden, aber der Donner war nicht schlimm. Der folgende ebenfalls nicht, da hatte sich Billy bereits an ihn gewöhnt.
    Die Donnerschläge dröhnten über den Himmel. Sie wurden von langen, scharfen Blitzen begleitet, die Billy bemerkte, obwohl er den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen hielt. Die Blitze ähnelten Speeren aus Licht. Sie jagten eindrucksvoll dem Erdboden entgegen.
    Billy hatte die erste Angst überwunden, doch er befürchtete, von herumfliegenden Ästen getroffen zu werden, doch noch war das Glück auf seiner Seite. Er war bislang unverletzt.
    Langsam richtete er sich auf. Scharfer Wind erfaßte ihn, und Billy schaute Richtung Straße und dann zum Himmel.
    Die Luft war klar. Es fiel noch kein Regen.
    Das breite Wolkenband war gerissen. Es zeigte freie Flächen, die in einem ungewöhnlichen Licht glänzten. Sonnenstrahlen fielen in langen Bahnen der Erde entgegen, nachdem sie die Wolken passiert hatten. An der linken Seite war der Himmel dunkler, an der rechten zeigte er eine breite Aufhellung, und dazwischen – ja, was war das? Billy wußte nicht Bescheid, er war völlig von der Rolle. Er schüttelte den Kopf, er war starr, er schluckte, er zitterte, und er merkte nicht, wie er sich langsam aufrichtete.
    Der Wind war noch da, aber nicht mehr so stark. Er wehte und umsäuselte Billy.
    Dafür interessierte er sich nicht, auch nicht für den Regen, der urplötzlich niederging. Etwas anderes hatte ihn in seinen Bann gezogen.
    Es war ein bestimmter Regenschleier, der sich praktisch auf eine Zone konzentrierte. Und zwar ihm gegenüber, auf dem Feld, der Wiese, wo das Gelände so flach war. Dort zeichnete er sich ab, und gleichzeitig glaubte Billy, inmitten des Schleiers eine Bewegung zu sehen. Oder waren es nur Wolken?
    Er hatte keine Ahnung, er war nur der Beobachter, aber er hatte seine Umgebung vergessen, auch wenn er bis auf die Haut durch den Regen naß geworden war.
    Alles war anders geworden. Die Luft, der Wind, der Regen. Nur nach vorn konnte er schauen, und dort sah er dann, was passierte. Regen und Wolken hatten etwas entlassen.
    Eine Gestalt.
    Ein Mensch?
    Billy Wilson wußte nicht, ob er es glauben sollte. Es war einfach zu unwahrscheinlich und unheimlich. Gebannt schaute er zu…
    ***
    Ich hatte Suko als ersten aus dem Lift treten lassen und folgte ihm mit langsameren Schritten. Wir waren vom Büro aus nach Hause gefahren und freuten uns auf einen Feierabend. Gemütlich wollten wir den Tag ausklingen lassen. Mehr wollten Suko und ich nicht.
    Normalerweise wäre einer von uns schon vorgegangen, um die Wohnung zu erreichen, aber Suko war stehengeblieben und wartete auf mich. Ich stoppte ebenfalls, weil ich überrascht war. »He, was hast du? Keine Sehnsucht nach Shao?«
    »Das wollte ich dich gerade fragen.«
    »Ob ich Sehnsucht habe?«
    »Nein, das nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Unsinn. Ich wollte dich nur fragen, was mit dir los ist.«
    »Wie? Mit mir?«
    Suko verdrehte die Augen. »Mit wem sonst, John? Oder siehst du noch einen anderen?«
    »Das nicht.«
    »Dann raus mit der Sprache.«
    Ich hob die Schultern. »Ob du es glaubst oder nicht, ich habe mich in den letzten Stunden nicht eben wohl gefühlt.«
    Suko nickte. »Das habe ich bemerkt.«
    »Schön.«
    »Kennst du auch den Grund?« Mein Freund ließ einfach nicht locker.
    »Keine Ahnung.«
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