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Beim Blick in deine Augen

Beim Blick in deine Augen

Titel: Beim Blick in deine Augen
Autoren: Sharon Kendrick
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abflauen? Und was blieb ihnen dann noch? Die leere Hülle einer Ehe. Schon jetzt konnte sie sich vorstellen, wie es sein würde, und ein kalter Schauer lief trotz der warmen Nacht über ihren Rücken.
    „Nein“, sagte sie.
    „Nein?“ Seine Stimme klang ungläubig, und er machte einen Schritt auf sie zu. „Wie kannst du nein sagen, wenn du weißt, dass es das ist, was Alex wollen würde?“, fragte er aufgebracht. „Was Alex will .“
    Erschrocken legte sie die Hand an ihren Hals und starrte ihn angstvoll an. „Hast du ihn gefragt? Dich hinter meinem Rücken mit ihm verbündet?“
    Sein Mund verzog sich. „Du glaubst, dass ich so etwas tun würde, Laura? Nein, habe ich nicht – aber du weißt, dass es wahr ist. Der Junge liebt es hier – er ist seit seiner Ankunft regelrecht aufgeblüht.“
    Schuldbewusst wandte Laura den Kopf ab. Hatte sie nicht selbst das Gleiche gedacht – und war ihm das bewusst? „Aber das ist … Erpressung !“, flüsterte sie.
    Nein, dachte Constantine. Er kämpfe nur um das, was ihm gehört – etwas, das ihm, wie er festgestellt hatte, mehr bedeutete als sein gesamter Besitz oder seine Schiffe oder der internationalen Ruhm, den er genoss. Sein Sohn war viel mehr für ihn als nur ein Erbe … der junge Alex hatte sich in sein Herz geschlichen und hielt es gefangen. Würde Laura wirklich einfach über die Wünsche ihres Sohnes hinweggehen?
    „Frag ihn doch“, spottete er. „Na los – frag ihn.“
    Aber Constantines grausame Worte ließen Laura erkennen, was wirklich zählte. Sie stand auf und sah ihn trotzig an.
    „Nein, ich werde ihn nicht fragen – weil ich dich nicht mal heiraten würde, wenn du der letzte Mann auf der Welt wärst!“, zischte sie. „Einen Mann, der so grausam und kalt ist, dass er seinem eigenen Vater nicht vergeben kann. Obwohl sein Vater ihn immer und immer wieder für seine Fehler um Verzeihung gebeten hat!“
    „Du hast mit meinem Vater gesprochen?“, fragte er wütend.
    „Und wenn ich es getan habe? Ist das ein Verbrechen?“, gab sie zurück.
    „Du wagst es, mich zu beschuldigen, dich hintergangen zu haben, und jetzt stelle ich fest, dass du genau das selbst getan hast!“, donnerte er.
    „Oh, bitte, versuch jetzt nicht abzulenken!“, fuhr sie ihn hitzig an. „Dein Vater hat Fehler gemacht, ja – und deine Mutter auch. Obwohl es für mich klingt, als hätte sie nicht anders gekonnt. Manche Leute sind einfach so. Schwach. Unfähig zu lieben – selbst ihre eigenen Kinder. Und sie können es nicht ändern – sie wurden so geboren!“
    Constantine ballte wütend die Hände zu Fäusten. Wie konnte sie es wagen? „Bist du jetzt fertig?“
    Sein drohender Tonfall hätte viele Menschen zum Schweigen gebracht, aber Laura war zu aufgewühlt, um sich aufhalten zu lassen. „Nein, bin ich nicht! Ich kann einfach nicht glauben, dass du mir tatsächlich einen Heiratsantrag gemacht hast! Du bist immer noch wütend über deine eigene Kindheit, und jetzt willst du Alex genau das Gleiche zumuten.“
    „Wovon zur Hölle sprichst du, Laura?“
    Es tat weh; vielleicht zu weh – und Laura war nicht bereit zuzugeben, dass ihre Ehe im Hinblick auf die Liebe genauso einseitig sein würde wie die seiner Eltern. Weil Constantine nicht klar war, dass sie ihn liebte. Und würde es ihm nicht Macht über sie geben, wenn er es wusste?
    „Ich spreche davon, ein Kind in einer Ehe ohne Liebe aufwachsen zu lassen – es ist einfach nicht fair. Es würde schlimmer zwischen uns werden – niemals besser – und je älter Alex wird, desto mehr muss er dann auf Zehenspitzen um uns herumschleichen und sich unsere Streitereien anhören. Was für ein Beispiel geben wir ihm damit?“ Ihre Stimme zitterte bei dem Gedanken an ihren geliebten Sohn. „Welche Hoffnung hätte er darauf, selbst ein glückliches Leben zu führen, wenn um ihn herum nur Unfrieden herrscht? Wie kann er an Liebe und Glück glauben, wenn er es zu Hause nie erlebt, Constantine?“
    Ihre Stimme erstarb. Sie hatte nichts mehr zu sagen – aber sie glaubte auch nicht, dass es nötig war. Denn Constantines Gesicht war zu einer Maske erstarrt. Und seine Augen – sonst immer so unergründlich –, wirkten wie merkwürdige, kalte Steine. Als sei das Licht hinter ihnen erloschen.
    „So siehst du das also?“, fragte er.
    „Ja“, flüsterte sie, obwohl es ihr das Herz brach, es zuzugeben. „Weil es die Wahrheit ist.“
    Eine Moment lang herrschte Schweigen – ein schweres, unangenehmes Schweigen. Dann wurde
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