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Beim Blick in deine Augen

Beim Blick in deine Augen

Titel: Beim Blick in deine Augen
Autoren: Sharon Kendrick
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„Bis jetzt haben wir noch keine Entscheidung getroffen“, erwiderte sie unsicher.
    „Du bist gut für ihn“, erklärte der alte Mann plötzlich.
    „Nein …“
    „ Doch . Besser, als jede andere bis jetzt für ihn war.“ Das tiefe Seufzen, das sich ihm entrang, schien er schon lange in sich zu tragen, und Schmerz stand in seinen müden Augen. „Besser, als ich oder seine Mutter für ihn waren, so viel steht fest.“
    „Ich glaube nicht …“
    „Ich war ein schlechter Vater – ein sehr schlechter Vater“, unterbrach sie Nikolos Karantinos leidenschaftlich. „Ich weiß das. Ich habe Constantines Mutter angebetet – ich war einer dieser dummen Männer, die von einer Frau besessen sind. Sie hat mich geblendet mit ihrer Schönheit und ihrer Jugend, sodass ich außer ihr nichts mehr wahrnahm.“ Es entstand eine Pause. „Und diese Art von Liebe ist gefährlich. Sie macht blind. Sie ließ mich nicht mehr zwischen Fantasie und Wirklichkeit unterscheiden – und irgendwo blieb ein kleiner Junge auf der Strecke, der von den beiden Menschen nicht beachtet wurde, die sich am meisten um ihn hätten kümmern müssen.“ Er seufzte tief. „Wir haben ihn beide vernachlässigt.“
    Laura schluckte. „Hast du … hast du jemals versucht, Constantine das alles zu erklären?“, fragte sie vorsichtig. „Versucht, ihm zu sagen, wie es war? Ich meine, wie…wie leid es dir tut?“
    „Oh, schon eine Million mal“, gestand er. „Aber mein stolzer und erfolgreicher Sohn hört nur, was er hören will, und er findet die Vergangenheit zu schmerzhaft, um sich damit auseinanderzusetzen. Vergib mir, Laura – denn ich möchte nicht schlecht über ihn sprechen. Ich liebe ihn.“ Seine Stimme zitterte. „Und ich bin ein alter Mann.“
    Sie starrte ihn an und verstand plötzlich die Bedeutung seiner Worte. Er starb vielleicht bald. Und dann würde die schmerzhafte Vergangenheit vielleicht niemals überwunden – und streckte ihre giftigen Tentakel stattdessen weit in die Zukunft hinein.
    Der alte Mann nahm kurze ihre Hand und verließ dann das Arbeitszimmer.
    Laura starrte aus dem Fenster auf den wunderschönen griechischen Tag. Es brach ihr fast das Herz, als sie an den schrecklichen tiefen Graben zwischen den beiden Männern dachte, der sich vielleicht niemals schließen würde.
    Aber sie war aus einem bestimmten Grund hier. Und selbst wenn ihr das Problem, was sie anziehen sollte, im Verhältnis zu dem, was Nikolos Karantinos ihr gerade erzählt hatte, ziemlich oberflächlich vorkam, riss sie sich zusammen und rief ihre Schwester in England an.
    An diesem Abend zitterten Lauras Hände, als sie ihre Wimpern noch einmal tuschte. Sarah war sich sofort sicher gewesen, welches Kleid sie anziehen sollte, nachdem sie ihr jedes einzelne genau beschrieben hatte, aber Laura konnte sich trotzdem nicht erinnern, vor einer Party jemals so nervös gewesen zu sein. Angsterfüllt stand sie vor dem Spiegel, und für einen Moment kam es ihr vor, als würde sie eine völlig Fremde ansehen. Eine schlanke und weltgewandte Fremde in einem teuren Kleid mit großen, schwarzumrandeten Augen.
    Es klopfte an der Tür, und als Laura sich umdrehte, öffnete sie sich. Constantine stand da und musterte sie mit einem undurchdringlichen Ausdruck auf dem Gesicht.
    Nervös schluckte Laura. „Gefällt … gefällt es dir?“
    „Ich bin nicht sicher“, sagte er gedehnt.
    „Aber du hast es gekauft! Du hast darauf bestanden, dass ich so etwas Auffälliges trage.“
    „Ich weiß.“ Er hatte nur keine so vollständige Verwandlung erwartet. An der jungen Frau, die es ihm in der Boutique vorgeführt – und ziemlich heftig mit ihm geflirtet hatte, bis seine Gleichgültigkeit sie schließlich aufgeben ließ –, hatte das Kleid ganz anders gewirkt. Aber der blaue Satin schmiegte sich so eng an Lauras Kurven, dass es aussah, als sei sie in den Sommerhimmel eingetaucht. Ihre Haut glänzte golden, ihr feines helles Haar war hochgesteckt, und nur einzelne Strähnen umrahmten ihr Gesicht wie flüssiges Gold.
    Und ihr Gesicht! Sie trug kaum je Make-up – manchmal gar nicht – und sah immer unglaublich sexy aus. Aber heute Abend ließ der ungewohnte dunkle Lidstrich um ihre Augen und der goldene Schimmer auf ihren Lippen sie aussehen wie eine Verführerin. Jeder Mann, der sie ansieht, wird sie begehren, dachte Constantine – und ein Muskel zuckte auf seiner Wange.
    „Gefällt es dir?“, wiederholte Laura, die kurz davor stand, das verdammte Ding wieder
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