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Bei schlechten Noten helfen gute Eltern

Bei schlechten Noten helfen gute Eltern

Titel: Bei schlechten Noten helfen gute Eltern
Autoren: Christoph Eichhorn
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gelingt, Ihrem Kind zu vermitteln, dass Sie es trotz der schlechten Note als Mensch annehmen und hinter ihm stehen, dann haben Sie bereits das wichtigste Ziel erreicht.
    Wie reagiert Alexanders Mutter, als er nach Hause kommt?
    Vor dem Gespräch mit Alexander entspannt sich Frau Kramer kurz. Sie ruft sich ins Gedächtnis, wie sie selbst dann reagieren wird, wenn die Note schlecht sein sollte. Nämlich mit Verständnis und Zuhören. Nachdem sie gesehen hat, in welcher Stimmung Alexander zu Hause ankommt, ahnt sie schon, dass es auch diesmal wieder keine gute Note sein wird. Enttäuschung schleicht sich bei ihr ein.
    Dennoch fragt sie erwartungsvoll, als sie sich mit Alexander an den Arbeitstisch setzt: »Na, wie war die Mathearbeit?« Die Art wie Frau Kramer fragt, zeigt, dass sie doch insgeheim auf eine gute Note gehofft hat. Verständlich und normal.
    Aber Alexander gibt keine Antwort.
    Frau Kramer: »Du möchtest am liebsten nicht darüber sprechen?«
    Alexander gibt keine Antwort.
    Statt zu drängen wartet Frau Kramer ab. Vielleicht zwanzig, vielleicht dreißig Sekunden. Sie atmet durch und versucht sich zu entspannen.
    Nach einiger Zeit sagt Frau Kramer: »Du bist enttäuscht?«
    Alexander nickt – und zeigt damit, dass ihn seine Mutter richtig verstanden hat.
    Frau Kramer wartet wieder ein bisschen ab, dann sagt sie: »Kann ich verstehen, du hast dich ja auch so sehr vorbereitet.« Oder: »Kann ich verstehen, du hattest dir ja auch so sehr ein anderes Ergebnis gewünscht.«
    Das Wichtigste bei schlechten Noten ist Verständnis.
    Was nicht nötig ist:
    •  Weiteres Nachfragen wie beispielsweise: »Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte?« Das ist ein Vorwurf.
    •  Weiteres Nachfragen wie beispielsweise: »Was für Noten haben denn die anderen?« Denn wenn die anderen bessere Noten haben, stellt das Alexander in schlechtes Licht und macht ihm deutlich, dass er im Vergleich zu den anderen eine schlechte Leistung gezeigt hat. Das kann dazu führen, dass er noch mehr an sich zweifelt. Das wiederum mindert seine Lernenergie.
    •  Resignation von Frau Kramers Seite, etwa: »Wie soll es denn jetzt weitergehen?« Das würde Alexander nur entmutigen und hilflos machen. Oder: »Ich weiß gar nicht mehr, was ich jetzt noch mit dir machen soll.« Damit würde sie Alexander vermitteln, dass er eigentlich ein hoffnungsloser Fall ist.
    •  Drohen wie: »Wenn deine Noten nicht endlich besser werden, wirst du die Klasse wiederholen müssen.« Wenn Sie tatsächlich diese Befürchtung haben, dann sagen Sie es besser zu einem späteren Zeitpunkt, wenn Sie sich selbst wieder beruhigt haben. Dann könnten Sie sagen, »Alexander, ich mache mir wirklich Sorgen, dass du das Klassenziel nicht erreichen wirst.«
    •  Strafen wie: »Für heute Abend ist dein Fußballtraining gestrichen.« Damit würde ihm Frau Kramer sogar einen wichtigen Ausgleich nehmen. Denn das Fußballtraining hat gerade jetzt zahlreiche Vorteile. Es lenkt Alexander ab, vermittelt ihm durch die intensive Bewegung bessere Stimmung und fördert sein Kompetenzerleben immerhin in Bezug auf Fußball.
    Manche Kinder brauchen jetzt eine kurze Pause. In diesem Fall sagt Alexanders Mutter: »Komm, wir machen jetzt erst mal eine kleine Pause. Soll ich dir einen Schluck Wasser bringen?«
    Andere Kinder sind schon wieder in der Lage, sich an ihre Hausaufgaben zu setzen. Diese Kinder brauchen keine weitere Hilfe.
    6  Die Wiederaufbau- und Bewältigungsphase
    Diese Phase ist für diejenigen Kinder gedacht, die mehr Unterstützung brauchen. Sie sind meist jünger, wie Julian, der zehn Jahre alt ist und gerade eine schlechte Note geschrieben hat.
    Nach einer kurzen Pause sagt Frau Bertrand: »Gleich ist Zeit für die Hausaufgaben.«
    Julian: »Ich hab keine Lust.«
    Frau Bertrand: »Das kann ich verstehen.« Sie lässt eine kurze Pause und fährt dann fort: »Ich möchte trotzdem, dass du anfängst. Soll ich dir dabei helfen, oder willst du es lieber alleine machen?«
    Damit macht sie klar, dass jetzt kein Weg an den Hausaufgaben vorbeiführt, auch wenn Julian gar nicht dazu aufgelegt ist. Gleichzeitig bietet sie ihm Unterstützung an.
    Oft ist es dann sinnvoll mit dem Kind die Hausaufgaben ein wenig vorzustrukturieren. Frau Bertrand bespricht mit ihm, was er alles aufhat. Gemeinsam erstellen sie eine kurze Liste aller Aufgaben. Frau Bertrand hilft Julian, die Liste so zu ordnen, dass Julian mit einer kurzen und leicht zu bewältigen Aufgabe beginnen kann.
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