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Bei schlechten Noten helfen gute Eltern

Bei schlechten Noten helfen gute Eltern

Titel: Bei schlechten Noten helfen gute Eltern
Autoren: Christoph Eichhorn
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jeder von Ihnen heute oder in den letzten Tagen gut gemacht hat oder was ihm gut gelungen ist. Versuchen Sie herauszuarbeiten, was ausschlaggebend für das positive Ergebnis war.
    Als Leons Familie diese Übung am Donnerstagabend durchführt, sagt er: »Ich hab im Fußballtraining heute ein Tor geschossen.« Auf die Frage seiner Mutter: »Prima, und wie hast du das geschafft?« fällt Leon nicht viel ein, außer: »Ich hab geschossen und der Ball war drin.« Das ist eine für Kinder typische Antwort. Sie lässt den Schluss zu, dass es sich um einen Zufallstreffer gehandelt haben könnte. Zufällig war Leon am richtigen Ort, zufällig hat er den Ball richtig getroffen, zufällig ging er rein. Mag sein, dass der Zufall eine Rolle gespielt hat. Diese Meinung stärkt aber nicht Leons Überzeugung, sich für diesen Erfolg engagiert und etwas beigetragen zu haben.
    Manchmal, und gerade bei Kindern mit geringem Selbstvertrauen, müssen wir Eltern versuchen, sie von ihren Fähigkeiten und von ihrem Engagement zu überzeugen. Wie könnte das bei Leon aussehen? Immerhin ging er zuvor regelmäßig ins Training. Immerhin hat er sich dort angestrengt. Immerhin hat er dort trainiert, wie man schießt. Immerhin hat er dort trainiert, wie man im Spiel mitdenkt. Immerhin hat er versucht zu lernen, das ganze Spiel im Blick zu haben. Immerhin ist er dann in diesem Spiel an den richtigen Ort gelaufen, dort wo der Ball hinkam. Immerhin hat er auch bemerkt, dass der Ball zu ihm kam, weil er nicht gerade woanders hingeschaut hat. Immerhin hat er sich dann in die für einen guten Schuss notwendige Position gebracht. Immerhin hat er erkannt, dass sich ein Schuss aufs Tor jetzt lohnt, und hat den Ball nicht woandershin, beispielsweise zu einem Mitspieler abgegeben.
    War es nun Zufall, oder war es eigenes Dazutun, dass der Ball schließlich im Tor gelandet ist? Diese Frage ist gar nicht wichtig. Wichtig ist vielmehr, dass Leon erkennt: »Ich kann die Dinge zwar nicht vollständig steuern, aber zumindest positiv beeinflussen. Wenn ich mich darum bemühe.« Und genau das fördert sein Kompetenzerleben.
    Wenn ein Schüler eine gute Note schreibt, diese aber auf Zufall oder Glück zurückführt, so fördert dies nicht sein Kompetenzerleben. Wenn er hingegen angeben kann, je genauer umso besser, welchen Beitrag er dazu geleistet hat, dann stärkt das seine Überzeugung, wichtige Dinge seines Lebens beeinflussen zu können. Dann kann er das Resultat, bei entsprechender Anstrengungsbereitschaft, auch wiederholen. Und gerade dieses Gefühl, »Ich kann selbst etwas dafür tun« fördert seine Motivation, sich ein weiteres Mal anzustrengen.
    Fördern Sie das Kompetenzerleben Ihres Kindes. Vor allem dort, wo es stark ist.

Kapitel 2
    Kein Schüler schreibt absichtlich schlechte Noten
    1  Kein Schüler schreibt absichtlich schlechte Noten
    Nach außen wollte sich der 14-jährige Alexander natürlich nichts anmerken lassen. Aber innerlich tat ihm die schlechte Note weh. Sehr weh sogar. So sehr hatte er sich angestrengt, wieder war das Ergebnis schlecht. Zu Hause wollte er gar nicht drüber reden. Aus Enttäuschung über sich selbst, aus Angst vor Ärger mit seinen Eltern und auch, weil er seine Eltern nicht enttäuschen wollte. Diese Mischung negativer Gefühle hätte er aber nie vor jemandem zugegeben – nicht einmal ihm selbst waren seine Gefühle wirklich bewusst.
    Hatten Sie in der Schule auch manchmal schlechte Noten? Wenn ja, dann nutzen Sie doch bitte diese Erfahrung, um sich jetzt in Ihr Kind hineinzuversetzen. Versuchen Sie sich einfach daran zu erinnern, wie das bei Ihnen war. An den Moment, als Ihnen der Lehrer mitteilte, die Note sei schlecht. An Ihre Gefühle in diesem Augenblick.
    Wenn ich auf das Ergebnis einer Prüfung wartete, so war ich jedes Mal innerlich angespannt. Ich hoffte inständig, dass die Note diesmal gut sein würde. Fast betete ich dafür, dass sie diesmal gut sein möge. Gleichzeitig hatte ich Angst davor, dass sie doch wieder schlecht sein würde. Als der Lehrer die Prüfungshefte austeilte, blätterte ich jedes Mal aufgeregt und schnell auf die Seite, auf der die Note zu finden war. Sie war wieder schlecht. Jede schlechte Note löste immer einen kleinen Schock aus. Immer auch die Angst, im Vergleich zu den anderen etwas dümmer zu sein. Dabei war ich als über Jahre hinweg schlechter Schüler, der einmal eine Klasse repetierte, schlechte Noten gewohnt.
    Hin und wieder war es während meiner Schulzeit noch üblich,
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