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Bei schlechten Noten helfen gute Eltern

Bei schlechten Noten helfen gute Eltern

Titel: Bei schlechten Noten helfen gute Eltern
Autoren: Christoph Eichhorn
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dass der Lehrer die Noten laut vor der ganzen Klasse vorlas. In dem Moment, als der Lehrer mit dem Vorlesen der Noten begann, war in der Klasse kein Ton zu hören. Es gab keinen einzigen Schüler, der nicht innerlich angespannt und hoch konzentriert diese Prozedur verfolgte. Das zeigt, wie wichtig Schülern ihre Noten sind. Selbst wenn manche so tun, als seien sie ihnen völlig egal. Das ist ein Schutzmechanismus, der einzig und allein dazu dient, die Enttäuschung über die schlechte Note zu reduzieren.
    So gut wie allen Schülern sind ihre Noten wichtig, selbst dann, wenn sie nach außen hin so tun, als seien sie ihnen völlig egal.
    Stellen Sie sich bitte vor, Sie suchen dringend eine neue Arbeit. Nach Monaten des Wartens erhalten Sie eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Natürlich bereiten Sie sich darauf vor. Natürlich ist es Ihnen nicht egal, ob Sie einen guten oder schlechten Eindruck hinterlassen. Sie gehen hin. Erhalten nach einer Woche ein Schreiben des Unternehmens. Mit welchen Gefühlen öffnen Sie diesen Brief?
    So wie kein Schüler absichtlich schlechte Noten schreibt, so wenig möchten wir bei einem Vorstellungsgespräch absichtlich einen schlechten Eindruck hinterlassen. Trotzdem kann es sein, dass wir trotz aller Vorbereitung nicht die Leistung zeigen, die wir von uns selbst erwarten. Natürlich sind wir dann innerlich zumindest ein klein wenig enttäuscht. Und je nachdem, wie wichtig uns die Bewerbung war, können wir sogar sehr enttäuscht sein oder sogar richtiggehend deprimiert sein, wenn wir eine Absage erhalten. So oder ähnlich erleben Schüler schlechte Noten.
    Stellen Sie sich bitte noch einmal vor, Sie haben eine Absage auf die Bewerbung erhalten, an die Sie so viele Hoffnungen geknüpft hatten. Wie möchten Sie, dass diejenigen Personen, die Ihnen wirklich nahestehen, reagieren, wenn Sie ihnen davon berichten? Mit Vorwürfen, wie »Ich hab dir ja gesagt, dass du dich zu wenig vorbereitet hast – das konnte ja nicht gut gehen«? Oder mit Verständnis? Vielleicht sogar mit Zuneigung? Dass sie Ihnen versichern, dass sie trotz allem weiter hinter Ihnen stehen? Dass sie Sie spüren lassen, dass Sie ihnen weiter als Mensch wertvoll sind?
    2  Schlechte Noten lassen nicht einmal die Eltern cool bleiben
    Eine schlechte Note löst nicht nur beim betroffenen Schüler Emotionen aus – nein, meist auch bei seinen Eltern. Auch Eltern können enttäuscht, verärgert oder frustriert sein. Auch Sie als Eltern hatten vielleicht genau den gleichen Wunsch, genau die gleiche Hoffnung wie Ihr Kind: Nämlich, dass die Note diesmal gut sein möge.
    Dann wieder die Enttäuschung. Da ist es doch ganz normal, dass Eltern mitfühlen. Es ist sogar ein Zeichen Ihres Mitschwingens mit Ihrem Kind. Es wäre doch sehr eigenartig, wenn eine schlechte Note Ihres Kindes Sie ganz und gar kalt, unberührt und gleichgültig ließe.
    Die wichtigsten Gefühle in diesem Zusammenhang sind:
    •  Ärger und Wut auf das Kind, die vor allem dann entstehen, wenn Eltern der Ansicht sind, ihr Kind hätte zu wenig gelernt
    •  Frustration und Resignation, die vor allem dann entstehen, wenn das Kind viel gelernt hat und trotzdem wieder eine schlechte Note hat.
    Weil uns derartige Gefühle nicht unberührt lassen und unser weiteres Handeln meist ungünstig beeinflussen, ist es sinnvoll, dass Sie, bevor Sie mit Ihrem Kind über eine schlechte Note sprechen, Ihre eigenen Gefühle registrieren. Also überlegen, wie es Ihnen geht. Sind Sie enttäuscht von Ihrem Kind? Hatten Sie nicht so viel zusammen geübt? Oder hatten Sie Ihr Kind nicht dutzende Male, wie sich jetzt wieder herausstellt, auch zu Recht ermahnt, mehr zu lernen? Und sind Sie jetzt vielleicht verärgert, weil Ihr Kind all Ihr gutes Zureden wieder in den Wind geschlagen hat?
    Alles verständliche und ganz normale Reaktionen.
    Sie behindern aber das Gespräch mit Ihrem Kind. Warum?
    Innerlich angespannt, können wir uns schlecht in den anderen hineinversetzen, schlecht zuhören, schlecht nachvollziehen, was im anderen vor sich geht – weil wir noch mit unseren eigenen Gefühlen so beschäftigt sind.
    Wenn das bei Ihnen manchmal der Fall ist, könnten Sie zu Ihrem Kind sagen: »Ich bin jetzt selbst innerlich so aufgewühlt, dass ich jetzt gar nicht richtig mit dir über die Note reden kann. Lass uns das auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.«
    Damit sind Sie sogar ein beispielhaftes Modell für Ihr Kind, wie man mit belastenden Emotionen konstruktiv
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