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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord
Autoren: Oliver Buslau
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Jetzt. Klar?«
    »Aber Schrott! Rott, meine ich.«
    »Was willst du eigentlich? Zinsen? Nach nicht mal zwei vollen Tagen? Du hast sie doch nicht alle.«
    Piet stand vor dem offen stehenden Lagereingang, wo sein Mechaniker immer noch zugange war. Mir platzte der Kragen. Ich packte Piet am Hemd und schubste ihn in den Raum hinein. Er stolperte, hielt sich an einem Regal fest und brachte es zum Wackeln, dass es nur so klirrte.
    Ehe er sich wieder fangen konnte, pfefferte ich die Tür zu, drehte den Schlüssel, ging zur Hebebühne und legte den Hebel um. Während mein Auto langsam abwärts schwebte, hörte ich Getrommel an der Tür, begleitet von einer dumpfen Stimme.
    »Mach die Tür auf! Rott! Sofort!«
    Ich sah mich um und prüfte, ob noch andere Mitarbeiter in der Nähe waren. Aber die Luft war rein. Dafür klingelte weit entfernt ein Telefon, und nur zwei Sekunden später kam Susi aus dem Büro gestöckelt, offenbar auf der Suche nach ihrem Chef. Jetzt konnte ich auch sehen, dass sie einen rosa Minirock trug.
    »Ist Piet etwa da drin?«, fragte sie, während ich immer noch den Hebel festhielt und der Golf langsam auf den Boden aufsetzte.
    »Der ist mal für kleine Jungs.«
    Susi lächelte verständnisvoll.
    Die Hebebühne stoppte und mit ihr der Lärm. Piets Getrommel und Geschimpfe waren plötzlich viel lauter.
    »Susi, bist du das da draußen? Macht endlich auf, verdammt noch mal! Godverdomme! Klootzak!«
    »Es scheint, als habe er sich in der eigenen Werkstatt verirrt.« Ich nickte Susi zu. Sie schien immer noch darüber nachzudenken, was hier eigentlich los war.
    Ich ließ sie weiter rätseln, stieg in meinen Wagen, startete und fuhr davon.
    Als ich in Varresbeck die Autobahn erreichte, tastete ich nach hinten, wo meine Stadtpläne und die Autoatlanten des Bergischen Landes herumrutschten. Es schien alles noch vorhanden zu sein. Piet hatte nichts davon herausgenommen.
    Im Handschuhfach fand ich die alten Kassetten, die genauso wie der Wagen selbst früher meinem Kumpel Manni gehört hatten. Ich holte ein paar davon heraus - und staunte, als ich noch eine halbe Schachtel Camel zutage förderte. Großartig!
    Am Sonnborner Kreuz kam ich in den ersten Stau. Und genau an meiner Lieblingsstelle, wo die Schwebebahn quer über die Autobahn führt, legte ich Musik ein und zündete mir eine Zigarette an.
    ABBA begann mit »Waterloo«.
    Der Golf war wieder mein. Und ich hatte einen Job.
    Was konnte jetzt noch passieren?
    Unterwegs suchte ich im Radio nach Neuigkeiten, aber der Gladbacher Mordfall schien im Moment niemanden zu interessieren. An der Raststätte Ohligser Heide fuhr ich raus, kaufte ein paar Zeitungen und holte ein schnelles Frühstück nach.
    Die Presse hatte sich offenbar daran erinnert, dass wir im Schiller-Jahr lebten, und so hatten sie sich bei BILD und Express unabhängig voneinander darauf geeinigt, den unbekannten Mörder den »Tell von Gladbach« zu nennen. Wozu einen eine Armbrust doch inspirieren konnte.
    Die Informationen, die ich in den Zeitungen über Magic Landini fand, hatte ich alle schon von Jutta gehört, mit dem Unterschied, dass ich den großen Magier jetzt auch zu sehen bekam. Landauer war ein älterer Mann mit weißem, zurückgekämmtem Haar. Eine Brille mit tropfenförmigen Gläsern verlieh ihm einen etwas verhangenen Blick.
    Der Express brachte ein Farbbild aus einer Zauberschau, auf dem auch die Assistentin Heike zu sehen war. Wie so oft in solchen Zauberduos war die Frau viel netter anzusehen und wahrscheinlich auch deswegen überhaupt mit von der Partie. Volle dunkle Haare flössen unter einem glitzernden Zylinder hervor, und ihre langen Beine steckten in einer Netzstrumpfhose, um die die Schöße eines roten Fracks baumelten. Landauer, der gerade Tücher aus einer mit Flitter besetzten Kiste zu holen schien, wirkte neben ihr wie einer dieser amerikanischen Showmaster aus den fünfziger Jahren: hellblaues Sakko, Rüschenhemd, graue Fliege.
    Wie in der Zeitung erklärt wurde, war die Aufnahme bei einem Fernsehauftritt entstanden. Im letzten Jahr hatte Magic Landini beim runden Geburtstag eines Orchesterintendanten in Leipzig gezaubert, und der Mitteldeutsche Rundfunk hatte einen Beitrag darüber gebracht.
    Offensichtlich hatte den Zauberer seine Karriere doch aus dem Bergischen Land herausgeführt.
    Ich suchte nach weiteren Informationen über den Tathergang, fand aber nichts, was ich nicht schon gewusst hätte. Immerhin war die Beteiligung des unbekannten Motorradfahrers jetzt
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