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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord
Autoren: Oliver Buslau
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tun.«
    »Ich hab die Regeln kapiert«, sagte ich und stand auf.
    »Halt mich auf dem Laufenden.«
    »Klar. Du bist ja meine Klientin.«
    Wir verabschiedeten uns, und Jutta schloss die Tür. Hinter dem Milchglas war sie nur ein Schemen, der schnell wieder in den hinteren Räumen verschwand.
    Ich machte mich an den Abstieg. In meiner Tasche raschelten Juttas Euroscheine.

Radio
    Piet van Straelen fläzte sich in dem Chefsessel hinter seinem Schreibtisch. Die golden behaarten Unterarme hatte er vor der Brust verschränkt. Hinter ihm stand eine große blonde Frau, die ihm den Rücken massierte und dabei den Blick gesenkt hielt, als wolle sie Piets zwischen den hellen Haaren rötlich schimmernde Kopfhaut nach Flöhen absuchen. Piets graue Augen waren zielgenau auf mich gerichtet, und das blieb auch so, als er die Arme öffnete, seine Zigarette aus dem Mund nahm und sie im Aschenbecher ausdrückte.
    »Schrott«, sagte er. »Wer hätte gedacht, dass wir uns so schnell wiedersehen?«
    Ich grinste schief. Es war ein uralter Witz, dass Piet meinen Namen verhunzte.
    »Schön, dass du die Gebrauchtwagen da draußen mal beim Namen nennst. Hör zu, ich hab nicht viel Zeit.«
    »Meinst du, ich? Du siehst doch, was hier los ist. Etwas fester, Susi.« Er grinste dämlich. »Willst du dir ein Auto kaufen? Ich hätte da was für dich.«
    Ich hatte mich gar nicht erst auf einen der Besucherstühle gesetzt, sondern stand mitten in Piets Büro. Ich fasste in meine Hosentasche, wo sich das Geld von Jutta und der Zweitschlüssel für meinen Golf befanden. Ich holte zwei Fünfhunderter heraus und legte sie auf Piets Schreibtisch.
    »Ich will meinen Wagen abholen«, sagte ich. »Wo steht er?«
    Piet machte ein Gesicht, als wäre ich ein kleines Kind, das etwas Dummes gesagt hat.
    »Schrott, Schrott, Schrott! So einfach geht das doch nicht.«
    »Wieso nicht? Heute ist Dienstag, und wir haben acht Uhr früh. Am Samstag, so gegen fünf Uhr nachmittags, habe ich dir meinen Golf gebracht und tausend Euro dafür kassiert. Jetzt, keine vierzig Stunden später, hätte ich das Auto gern zurück und lege dir die tausend Euro wieder hin. Also?«
    »Ich kann dir den Wagen nicht geben.«
    »Hast du ihn etwa verkauft?«
    »Nein, das nicht, aber…«
    Ich drehte mich einfach um und ging durch die Glastür auf den Parkplatz hinaus. Ein großer Hof, von Backsteinmauern umgeben. An der langen Seite eine Werkstatt, daneben in der Ecke das schäbige Büro, das er mit dieser Susi teilte. Ein verrostetes Schild versprach in altertümlicher Schreibschrift »Kfz-Reparaturen aller Art«, ein etwas neueres »Gebrauchte hammergünstig!«. Gegenüber, auf der anderen Seite der schmalen Straße, erhob sich der steile bebaute Hang zum Arrenberg hinauf.
    Ich entdeckte meinen Wagen auf der Hebebühne. Piet, der mir hinterhergelaufen kam, holte mich ein.
    »Mensch, Schrott, du kannst doch nicht…«
    »Was habt ihr mit ihm gemacht?«, fragte ich.
    »Nichts. Nur durchgecheckt. Das Auto ist alt, das muss man doch mal überprüfen.«
    »Hör mal zu, Piet. Ich hab dir das Auto nur verpfändet, nicht verkauft. Was fällt dir ein, daran rumzubasteln? Hol sofort den Wagen runter, ich nehme ihn mit.«
    »Kauf dir doch mal was Neues!« Er deutete in Richtung Büro. Direkt neben dem Eingang stand ein blaues Mercedes-Cabrio. Ein 200er SLK. Piets eigenes Auto, vermutete ich. Oder der Wagen gehörte Susi, und Piet hatte ihn ihr für Sonderdienste vermacht.
    »Lass den Quatsch. Ich will meinen Golf. Und ich hab's eilig.«
    »Zehn Riesen, und der flotte Blaue ist dein.«
    Seine Stimme wurde schleimig, und ich hörte deutlich seinen holländischen Dialekt heraus.
    »Ich habe dir tausend gegeben. Mehr habe ich gar nicht.«
    Aus den Tiefen der Werkstatt kam ein unrasierter dicker Mann in verdreckter blauer Monteurskluft herangeschlurft. Er holte einen Schlüssel aus der Hosentasche und öffnete eine quietschende Metalltür, auf die jemand mit dickem Edding »Lager« gekritzelt hatte.
    »Dein Auto hat völlig abgefahrene Bremsbeläge.«
    »Der Wagen ist in Ordnung. Und er hat noch zwei Jahre TÜV.«
    Piet lachte gekünstelt. »Das heißt überhaupt nichts, Junge. Das weißt du genauso gut wie ich.«
    Ich ging einen Schritt auf die Bühne zu. Piet wollte mich festhalten, aber ich knuffte ihn zur Seite.
    »Ich darf dich damit gar nicht wegfahren lassen, Schrott, weißt du das? Ich kann Ärger kriegen!«
    »Den hast du bereits«, rief ich. »Das ist mein Auto da oben. Und du wirst es mir geben.
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