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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord
Autoren: Oliver Buslau
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dachte nach. Einen Tausender brauchte ich für den Golf, dann vielleicht noch fünfhundert als Reserve. Das musste für den Anfang genügen. Jutta würde handeln, also setzte ich das Ganze etwas höher an.
    »Gib mir zweitausend«, sagte ich.
    »Für einen Tag?« Jutta guckte entsetzt.
    »Für drei. Ich bin vollkommen blank und muss mich ja bewegen können.«
    »Kannst du mir nicht einen Freundschaftspreis machen?«
    »Fünfzehnhundert«, sagte ich. »Und wenn ich erfolgreich bin, bringst du mich übers Radio ganz groß raus. Aber vergiss die Prämie nicht.«
    »Wie hoch soll die sein?«
    »Sagen wir fünf.«
    »Drei.«
    »Plus Spesen. Die gehen neben den Tagessätzen sowieso extra. Benzingeld und so weiter.«
    »Also gut.«
    Wieder stand sie auf. Diesmal war etwas weniger Haut zu sehen. Sie holte etwas aus der Diele. Dann zählte sie mir drei Fünfhunderter auf den Glastisch. Ich steckte das Geld ein.
    »Und jetzt erzähl mal«, sagte ich.
    »Was meinst du?«
    »Na, du bist meine erste Zeugin. Ich muss zum Beispiel wissen, wer dieser Landini war. Und was es sonst so an Informationen gibt.«
    Jutta dachte nach. »Landini war eigentlich Beamter. Er hat in Köln beim Regierungspräsidenten gearbeitet und ist vor etwa einem halben Jahr pensioniert worden. Die Zauberei hat er seit Jahren nebenbei gemacht.«
    »Richtig mit Kaninchen aus dem Hut und allem?«
    »Ja, so in der Art. Eigentlich ist er selten öffentlich aufgetreten. Mehr auf runden Geburtstagen und Jubiläen und so was. Im privaten Kreis. Ein paar Mal gab's was Öffentliches. In Bergisch Gladbach im Bergischen Löwen und dann bei den ›Artgenossen‹ in Lindlar. Das ist ein Hotel mit Restaurant, in dem auch kulturelle Veranstaltungen stattfinden.«
    »Das heißt, so berühmt war er gar nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht über das Bergische Land hinaus. Aber die Idee mit dem Interview nach der Hochzeit fand ich ganz nett, und…«
    »Und wer ist seine Braut, diese Heike?«
    »Sie heißt Heike Quisselborn. Sie ist noch ziemlich jung.«
    »Sie ist dreiundzwanzig«, sagte ich.
    »Woher weißt du das?«
    »Du hast es im Interview im Radio gesagt.«
    »Stimmt. Sie ist eigentlich Studentin.«
    »Und wegen ihr hat er seine Frau verlassen, oder?«
    »Du meinst, alter Mann, junge Frau bedeutet immer fremdgehen und Scheidung? Nein, so war das nicht. Er war Witwer. Schon einige Jahre. Und jetzt, wo er in Pension ging, wollte er sich eine richtige Zaubershow aufbauen und Karriere machen.«
    »Im Radio hat Landini über einen besonderen Trick gesprochen, den er im Bergischen Löwen vorführen wollte. Was hat es denn damit auf sich?«
    »Das weiß keiner, außer Heike vielleicht. Meinst du, das hat was mit dem Mord zu tun?«
    »Man muss es wohl in Betracht ziehen, oder? Es ist schon merkwürdig: Da steht der Zauberer auf dem Marktplatz, und dann kommt einer mit der Armbrust. Vielleicht ein Konkurrent? Ein anderer Zauberer?«
    »Der hätte ihn vielleicht eher verschwinden lassen«, sagte Jutta und lächelte zum zweiten Mal heute Abend.
    »Vielleicht war's ein Stümper, der auf Landini neidisch war.«
    »Übrigens, wir standen nicht auf dem Markplatz, sondern auf der Treppe vom Rathaus. Nur damit es keine Missverständnisse gibt.«
    »Kapiert. Ich schaue mir das morgen sowieso an. Weiter im Text.«
    Jutta ließ sich nach hinten sinken. »Was willst du denn noch wissen?«
    »Zum Beispiel, wie ›Magic Landini‹ mit bürgerlichem Namen hieß, wo er wohnte und so weiter.«
    »Er hieß Nikolaus Landauer. Den Rest schreibe ich dir auf.«
    Wieder klaffte der Bademantel, und Jutta holte Stift und Papier.
    Während sie schrieb, fragte ich: »Gibt es weitere Zeugen? Wer war denn bei der Hochzeit noch dabei? Gäste?«
    »Ein paar Leute liefen da schon herum. Wahrscheinlich Landinis und Heikes Familie und ehemalige Kollegen. Ich weiß es nicht. Wir haben uns nur mit dem Ü-Wagen dahin gestellt, die Hochzeit um Viertel vor fünf abgewartet und um fünf nach fünf mit dem Interview angefangen.«
    Jutta legte mir den Zettel hin. Es stand eine Bergisch Gladbacher Adresse drauf: »Schreibersheide«.
    »Den Rest musst du selbst rauskriegen. Ich bin jetzt verdammt müde.«
    Ich nickte, steckte den Zettel ein. »Wo ist Radio Berg?«, fragte ich noch.
    »Gewerbegebiet Kürten-Herweg. Leicht zu finden.«
    »Ich kann mich doch bei dem Sender blicken lassen, oder? Ich meine, um mit Frau Schall und den Mitarbeitern zu reden?«
    »Sicher. Nur offiziell hast du nichts mit dem Radio zu
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