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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord
Autoren: Oliver Buslau
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»Ich glaube nicht, dass Radio Berg die Interviewreihe nach so einem Vorfall weiterführt. ›Menschen im Bergischen live‹ ist erst mal gestorben.«
    »Sei nicht so pessimistisch. Das ist doch sonst nicht deine Art. Such dir was anderes, worüber du berichten kannst.«
    Wir hingen unseren Gedanken nach. Jutta war es, die zuerst wieder etwas sagte.
    »Das Beste wäre, wenn dieser Typ mit der Armbrust schnell geschnappt würde.«
    Sie griff in eine runde Dose mit Zigaretten, die auf dem Tisch stand. Juttas dünne Damendinger. Die mochte ich nicht.
    »Aber nicht von der Polizei«, ergänzte ich. »Sondern von dir. Das heißt, von mir. Das wäre doch ein Ding, oder? Eine Sensation! Ich sehe schon die Schlagzeile in der Presse: »Radio-Berg-Reporterin löst das Rätsel des Armbrust-Mörders‹.«
    Sie sah mich skeptisch an. »Das traust du dir doch nicht wirklich zu, Remi, oder?«
    »Ich bin Privatdetektiv, Jutta. Und zwar nicht nur einer, der irgendwelche entlaufenen Ehemänner einsammelt. Ich habe schon vier Mordfälle gelöst. Du selbst warst an einigen der Ermittlungen beteiligt.«
    Jutta wiegte den Kopf skeptisch hin und her, das Glas in der Hand.
    »Aber ob dich Radio Berg anheuert?«
    »Brauchen sie gar nicht! Warum gibst du mir nicht den Auftrag?« Ich konnte mir einen Zusatz nicht verkneifen: »Leisten kannst du es dir ja. Und so ganz nebenbei: Du löst damit meine derzeitige Finanzmisere.«
    Jutta lächelte. Das erste Mal an diesem Abend. »Was heißt derzeitig? Hat es bei dir schon mal einen anderen Zustand gegeben?«
    »Es wäre wirklich wichtig für mich.«
    Sie sah mich eine Weile schweigend an. »Und du glaubst, du schaffst das? Gegen die Polizei zu ermitteln? Die haben doch ganz andere Möglichkeiten als du.«
    »Lass es uns doch einfach mal versuchen. Du zahlst mir den normalen Tagessatz. Sollte ich den Fall vor der Polizei klären, kriege ich einen Bonus. Sollte ich scheitern, darf ich die Tagessätze behalten.«
    Jutta nickte und starrte einen Moment ins Leere. Sag zu, beschwor ich sie innerlich. Du kannst doch nur gewinnen.
    »Warte einen Moment«, sagte Jutta und stand auf. Sie tat es mit einem solchen Schwung, dass der Bademantel für einen winzigen Moment zurückglitt und glatte rosa Haut bis über die Hüfte sichtbar wurde. Wie schaffte es die Frau nur, so jung und sexy zu bleiben? »Ich bin gleich wieder zurück«, sagte sie, durchquerte das Wohnzimmer und ging die geschwungene Treppe hinauf, einen feinen Duft von irgendeiner Bodylotion hinter sich herziehend.
    Ich hatte keine Ahnung, was sie da oben wollte. Aber dann hörte ich sie gedämpft sprechen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie auf nackten Füßen wieder heruntergetapst kam.
    »Claudia ist einverstanden«, sagte sie und goss sich ein weiteres Glas Wein ein.
    »Du hast mit Radio Berg telefoniert?«
    »Mit Claudia Schall, ja.«
    »Um diese Zeit? Es ist nach zwölf!«
    »Man merkt, dass du sie nicht kennst. Die ist immer im Einsatz. Sie findet meine Idee gut.«
    »Deine Idee?«
    Sie setzte sich. »Ich musste das schon als meine Idee verkaufen. Schließlich will ich ja vorankommen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Vorankommen! Sie tat, als hinge ihre Existenz davon ab. Dabei waren das nur Spleens. Jutta wechselte sie wie andere Frauen ihr Make-up. Vor ein paar Monaten hatte sie sich noch in den Kopf gesetzt, Klavier spielen zu lernen. Sie hatte einen superteuren Konzertflügel gekauft und hier oben hinschaffen lassen. Apropos. Ich wandte den Kopf. Wo war der eigentlich? Egal. Dann probierte sie manchmal aus Jux die luxuriösesten Hotels der Welt aus. Alle fünf Minuten kaufte sie sich ein neues Auto. Und zwischendurch spielte sie noch die Assistentin in meinen Ermittlungen. Dieser Spleen blieb weitgehend konstant. Und jetzt war es eben ihr Spleen, bei Radio Berg zu arbeiten.
    »Freu dich aber nicht zu früh«, sagte Jutta. »Es gibt Spielregeln.«
    »Welche?«
    »Auf gar keinen Fall darf herauskommen, dass ein Detektiv für Radio Berg arbeitet. Wenn irgendjemand, zum Beispiel die Polizei, davon Wind bekommt und sich bei Frau Schall erkundigt, haben die noch nie von dir gehört. Kapiert?«
    »Ich bin ja nicht taub.«
    »Außerdem musst du es wirklich vor der Polizei schaffen, den Fall zu lösen. Das ist entscheidend.«
    »Das versteht sich ja von selbst.«
    »Deine Bezahlung übernehme ich. Es ist sozusagen mein Risiko, wenn du es nicht schaffst.«
    Trifft keine Arme, dachte ich.
    »Was kostest du denn so am Tag?«
    Ich atmete tief durch und
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