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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman
Autoren: Dora Heldt
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über das Gesicht legte, um die Reste der Maske abzuwischen, ließ Katja zusammenzucken. Mit Sensibilität hatte das nicht viel zu tun, Katja musste husten und rang nach Atem.
    »Haben Sie schon mal jemanden umgebracht?«
    Statt zu antworten, lachte Xenia bloß. »Sie sind so witzig, Frau Severin. Echt jetzt.«
    Katja machte den Mund wieder zu und nahm sich vor, Anke und Doris später alles detailliert zu berichten. Außerdem gehörte eine flotte Kosmetikszene unbedingt in das Buch.
    Wenn sie sich bis jetzt noch überlegt hatte, ob sie wirklich mit den beiden anderen ein Buch schreiben sollte, dann war sie nun endgültig von der Idee überzeugt. Und wenn es nur zum Spaß war.
     
    Doris begann fast zu schnurren vor lauter Wohlbehagen. Sie fand es unglaublich entspannend, unter warmen Decken zu liegen und mit duftenden Fingern das Gesicht massiert zu bekommen. Sie fühlte regelrecht, wie die teuren Öle und Cremes in ihre Haut flossen, die sofort jünger, glatter und rosiger wurde. Frau Hermanns, die Chefin des Spa, war in ihrem Alter, Doris kannte sie schon ein paar Jahre, es war nicht das erste Mal, dass sie sich in diese Hände begab.
    »Und danach gehen Sie dann Ihren Geburtstag feiern?« Die ruhige Stimme passte zu den gleichmäßigen Fingerbewegungen. »Dann schminke ich Sie auch noch ein bisschen, oder?«
    »Woher wissen Sie denn das schon wieder?« Doris öffnete erstaunt die Augen und schloss sie sofort wieder, als der |289| tadelnde Blick von Frau Hermanns sie traf. »Sie haben meine Mutter getroffen? Ja?«
    »Heute Morgen, als ich zur Arbeit kam. Sie stand an der Rezeption und wollte einen Termin. Ich hatte nur leider keinen mehr. Aber Ihre Mutter ist ja sehr hartnäckig. Wenn sie unbedingt etwas will, erweckt sie den Anschein, als ginge es um Leben und Tod. Ich habe es dann noch hinbekommen, wir mussten nur zwei Termine ein bisschen schieben.«
    »Ich hätte es abgelehnt.« Doris sah den Tanz, den ihre Mutter hier aufgeführt haben musste, vor sich. »Sie geht nicht zu einem Ball. Es handelt sich lediglich um eine Nachmittagseinladung. Aber wenn sie kein Theater machen kann, fehlt ihr etwas.«
    Frau Hermanns antwortete nicht darauf, sondern sagte: »Ich trage Ihnen ein Regenerationsserum auf. Das fördert die Durchblutung und alles wird wieder jugendlich.«
    Sie klopfte den Inhalt einer Ampulle mit den Fingerspitzen in die Haut, während Doris darüber nachsann, dass die letzten Tage eigentlich schon wie eine Regeneration gewirkt hatten. Zumindest fühlte sie sich bereits belebt und jugendlich. Im Moment war sie ganz entspannt.
    »So.« Frau Hermanns trat ein Stück zurück und machte sich an dem Tisch hinter sich zu schaffen. »Jetzt sehen Sie aus wie neu. Wann soll es denn nachher losgehen?«
    »Was?« Doris war tatsächlich entspannt. »Ach so, die Geburtstagsfeier. Wir gehen einfach hin, wenn wir hier fertig sind. Mein Mann kommt mit den Gästen gegen drei. Wir müssen ja nicht pünktlich sein.«
    »Aber Sie sind doch die Hauptperson.« Frau Hermanns hielt erstaunt inne. »Ihre Mutter hat mir erzählt, dass Ihr Mann alles organisiert hat, das hat mich so gerührt. Also, bei |290| meinem Mann muss ich schon froh sein, dass er nicht vergisst, wann ich Geburtstag habe. Er hat’s ja nicht mit Daten. Und auf so eine Idee würde er im Leben nicht kommen.«
    »Das ist die magische Zahl fünfzig.« Doris drehte den Kopf, um sie ansehen zu können. »Ich habe vorher schon genug darüber lamentiert.«
    »Fünfzig.« Frau Hermanns lachte. »Das ist doch eine schöne Zahl. Ich bin letztes Jahr sechzig geworden, im Nachhinein habe ich gedacht, dass die letzten zehn Jahre bislang die besten gewesen sind. Und Sie fangen jetzt damit an.«
    Sie tupfte mit einem Kosmetiktuch Doris’ Gesicht ab, die ihr im Spiegel dabei zusah. »Sie sind schon sechzig? Das sieht man Ihnen aber nicht an. Wirklich? Wie machen Sie das?«
    »Das kommt von innen.« Frau Hermanns lachte. »Und ab und zu nehme ich eine von diesen Ampullen.«
    Doris betrachtete sie verwundert. »Und Sie fanden das Leben mit fünfzig am schönsten?«
    »Ja.« Frau Hermanns nickte und griff zu einem Tiegel mit Tagescreme. »Ich hatte ja plötzlich Zeit, weil meine Kinder ausgezogen waren. Keine Wäscheberge mehr, keine Fahrten von A nach B, kein Stress beim Einkaufen und Kochen, die Tage bekamen gefühlte vier Stunden mehr. Mein Mann kocht gern. Seit er pensioniert ist, hat er die Küche komplett übernommen, sodass ich trotz der Arbeit hier viel mehr Zeit für
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