Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bei Dir bin ich geborgen

Bei Dir bin ich geborgen

Titel: Bei Dir bin ich geborgen
Autoren: Patricia Kay
Vom Netzwerk:
mich an, sobald ihr sie habt.“ Er sah Glynnis fest in die Augen. „Machen Sie sich keine Sorgen, Ma’am, wir finden sie wieder.“
    Bitte, lieber Gott, betete Glynnis, mach, dass er Recht hat. Bitte lass sie sie finden. Hoffentlich passiert ihr nichts. Ich will sie nur einfach wieder wiederhaben, sonst gar nichts.
    Dan O’Neills Schicht begann eigentlich erst um drei Uhr, aber da er sich zu Hause gelangweilt hatte, war er schon früher auf die Wache gekommen.
    Um Weihnachten herum stieg dann die Kriminalität gewöhnlich etwas an. Selbst hier in Ivy, Ohio, mit seinen weniger als fünfundreißigtausend Einwohnern, hatten sie um die Feiertage herum immer mehr zu tun. Natürlich waren es andere Verbrechen als in Chicago, wo er früher gearbeitet hatte: Statt Morden, Drogendeals oder Raubüberfällen gab es in Ivy tatsächlich eher Diebstähle, Fälle häuslicher Gewalt und manchmal Trunkenheit am Steuer.
    Nicht gerade aufregend, dachte Dan.
    Aber wegen Aufregung war er auch nicht hierher gezogen. In den Jahren beim Chicago Police Department hatte er genug erlebt, um bis an sein Lebensende davon erzählen zu können. Bei der Erinnerung an Chicago und die Gründe für seinen Weggang fühlte er, wie sich eine vertraute Niedergeschlagenheit in ihm ausbreitete. Nein! Er versuchte sie abzuschütteln. Dan war es leid, sich schlecht oder schuldig zu fühlen. Er war seiner selbst müde.
    Bald würde ein neues Jahr anbrechen. Ein neues Jahr. Im Stillen wiederholte er die Worte. Ein neues Jahr verhieß Veränderungen. Es bedeutete, sich schlechter Angewohnheiten zu entledigen und neue Vorsätze zu fassen.
    „Ein neues Leben“, murmelte er.
    „Hast du was gesagt?“
    Dan sah auf. Romeo Navarro, sein Kollege, betrachtete ihn prüfend.
    „Selbstgespräche, nichts weiter“, meinte Dan.
    „Hoppla, ich dachte, das machen nur alte Leute.“
    Dan zuckte mit den Schultern. Gerade als Romeo noch etwas sagen wollte, läutete das Telefon. Elena, die Sekretärin, hob ab.
    „Oh, das ist ja schrecklich!“ sagte sie, während sie zuhörte. „Ich schicke sofort jemanden vorbei.“ Sie legte auf und klopfte an das Glasfenster des Chefbüros.
    „Chief Crandall! In einem Laden im Einkaufszentrum ist ein kleines Kind verschwunden.“
    Dan und Romeo waren aufgesprungen, bevor ihr Vorgesetzter sie dazu auffordern musste. „O’Neill, Sie übernehmen die Leitung“, entschied Chief Crandall. „Wenn Sie mehr Unterstützung brauchen, rufen Sie an. Elena wird für Verstärkung sorgen“, fügte er hinzu.
    Fünf Minuten später waren Dan und Romeo unterwegs zum Einkaufszentrum auf der Westseite der Stadt, während sie sich über Funk von Elena die Details geben ließen. Das Opfer war ein dreijähriges Mädchen, die von einer Unbekannten entführt worden war.
    Der Vorfall war auf Video aufgezeichnet worden. Vielleicht hatten sie ja Glück und das Mädchen war wieder aufgetaucht, wenn sie ankamen. Dan versuchte nicht darüber nachzudenken, was wäre, wenn nicht.
    Als sie an der Ivy Mall ankamen, stellte Dan zufrieden fest, dass alle Türen verriegelt waren. Er hoffte, es war rechtzeitig geschehen. Er und Romeo zeigten ihren Dienstausweis, und ein dunkelhaariger Mann, der sich als Geschäftsführer des Einkaufszentrums vorstellte, ließ sie ein.
    Dan und Romeo folgten dem Mann durch die volle Passage bis zur Mitte, wo ein großer Weihnachtsmann aufgestellt war. Dan musste nicht lange raten, wo der Schauplatz des Geschehens war, denn vor Corinne’s Boutique drängte sich eine aufgeregte Menschenmenge. Die Spannung war förmlich fühlbar.
    Die beiden Polizisten bahnten sich einen Weg durch die Menge. Dan wusste sofort, dass die rothaarige Frau, die in der Ecke des Büros saß, die Mutter sein musste. Ihr gehetzter Blick und das angespannte, bleiche Gesicht sprachen Bände. Neben ihr stand ein kleiner dunkelhaariger Junge, der müde und verängstigt wirkte.
    Dan nickte der Frau zu. In ihrem Blick lag nackte Angst. Er wünschte, er könnte ihr sagen, dass es keinen Grund zur Sorge gab, doch seine Erfahrung hatte ihn eines Besseren belehrt. Er wandte sich an die beiden Beamten des Sicherheitsdienstes. „Ich bin Lieutenant Dan O’Neill vom Ivy Police Department.“ Sie stellten ihm Glynnis vor. „Das ist Mrs. March, die Mutter des vermissten Kindes.“
    „Ich kümmere mich gleich um Sie“, sagte Dan zu der Frau und wandte sich an den Sicherheitsbeamten. „Sie haben den Vorfall auf Video aufgezeichnet? Können wir das Band sehen?“
    Als das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher