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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur
Autoren: Emrah Serbes
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von sechzig beginnend rückwärts gezählt wurden, und sagte: »Wenn dir langweilig ist, erzähl ich dir die letzten Neuigkeiten. Halis und Hayrettin haben sie uns weggeschnappt. Sie werden sicher nicht mehr unter ihrer Meldeadresse aufzufinden sein. Aybars wird nächsten Monat befördert. Seine Rolle wurde in der Anklageschrift nicht einmal erwähnt. Muhsin haben sie wer weiß wo verscharrt. Allah sei seiner Seele gnädig. Falls Gökhan es auch diesmal wieder schafft, abzuhauen, ist er in Sicherheit. Wir konnten nur die Ratte auf dem heißen Blechdach schnappen. Den hatten sie ohnehin abgeschrieben, deswegen haben sie ihn uns überlassen. Wegen qualifizierten Mordes kann er sogar lebenslänglich bekommen. Ich bin aus dem Polizeidienst ausgeschieden und zum Ballsportverein zurückgekehrt. Ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn sie mir eines Tages eine Beamtenpension anbieten. Ich kenne ja die finanzielle Lage unseres Vereins. Und ein Recht auf eine Pension habe ich auf jeden Fall, ich hab der Mordkommission schließlich zwanzig Jahre meines Lebens geopfert. Die Arbeit hat mich ganz schön fertiggemacht. Ich werde Bahar anrufen und ihr sagen, daß sie recht hatte.
Es gibt kein richtiges Leben im falschen
. Ich weiß nicht mehr, von wem der Satz ist, irgendwas mit Storno oder Porno. Ich hab jedenfalls aufgehört. Hab mein Zahnrädchen eingepackt und die Maschine verlassen. Wenn Bahar auch ja sagt, könnte Berna mit bei uns wohnen. Gönül würde das verstehen, sie hat ja schließlich nicht das erste Mal mit einem Mann zu tun. Aber sie hat sich so sehr mit mir abgerackert. Lach nicht, nicht so, wie du denkst. Ich hab ganz viel von ihr gelernt.«
    Behzat Ç betrachtete sich selbst im Rückspiegel. Er lächelte zufrieden, übernächtigt, stolz, aber nicht eitel. Er hatte verstanden, wie die Welt funktioniert… Als noch zehn Sekunden bis zur Grünphase angezeigt wurden, stieg aus seinem Funkgerät eine knisternde Melodie auf. »Siehst du, Engin«, sagte er, »jetzt hab ich alles an den Nagel gehängt, aber das Funkgerät hab ich immer noch in der Tasche.« Er wollte es gerade abstellen, da hörte er, wie die Funkzentrale einen Selbstmord durchgab. Als die Ampel auf Grün umsprang und er den ersten Gang einlegte, sagte Harun: »Herr Vorgesetzter, hast du gehört? Selbstmordfall am oberen Ende der Mithat-Paşa-Straße. Ende.«
    Hat der Junge denn gar nicht mitbekommen, daß ich aus dem Dienst ausgeschieden bin? Ich hab es ja niemandem gesagt, woher soll er es wissen
.
    »Hab ich«, sagte er. »Bitte eine Einsatzgruppe vor Ort. Ende.« Obwohl er die Antwort bereits kannte, fragte er: »Wer ist bei dir?«
    »Ich, wer sonst«, sagte der Geier. »Wir sind schon fast am Tatort. Kommst du nicht? Ende.«
    »Ich treff mich mit meiner Tochter. Fahrt ihr hin. Ende.«
    Meine Tochter
… In seinem Hirn brauten sich plötzlich Wolken zusammen, schon schlugen in rascher Abfolge Blitze ein. An jenem unglückseligen Sonntag hatte Berna wutentbrannt vor ihm gestanden.
    »Du klebst an mir… Wie ein Phantom.«
    »Ja, ein Phantom. Ich bin wie ein Phantom.«
    »Du läßt mich nicht leben… Laß mich endlich in Ruhe…«
    »Stimmt, wir lassen niemanden leben. Wir verdienen unser Auskommen mit Leichen.«
    »Seit ich mich kenne, fügst du mir Schmerzen zu. Ich hasse dich.«
    »Seit wann?«
    »Seit langem. Du hast uns sitzenlassen. Du hast mich sitzenlassen.«
    »Stimmt, hab ich bestimmt.«
    »Ich war dir schon immer egal… Du hast mich nie ernstgenommen… Immer mußtest du arbeiten… Dann kümmere dich doch um deine Arbeit… Und laß mich in Frieden!«
    »Hab ich doch getan. Und, was ist daraus geworden? Allen möglichen Mist hast du verzapft.«
    »Ich verzapfe so viel Mist, wie ich will. Jeden Mist, den ich möchte. Was hast du mir denn je gegeben, daß du etwas zurückfordern willst? Was geht dich mein Leben an? Wer bist du denn überhaupt?«
    Klatsch
.
    Er fuhr Engin rechts ran. Genau an dem Ort, wo er sich mit Berna treffen wollte, hatte sich eine Menge Schaulustiger versammelt. Der Geier hatte eine Absperrung gezogen und hielt mit seinen bedrohlichen Blicken die Leute davon ab, näherzukommen. Er versuchte, die Schaulustigen beiseite zu stoßen und sich durch die Menge zu wühlen.
    Lieber Gott, nein
, dachte er.
Nein, das kann nicht sein. Yunus hat sich das nur ausgedacht, um mir Angst einzujagen. Sie ist nicht suizidär. Das kann doch gar nicht sein. Aber warum hat sie sich so sehr für Betüls Geschichte interessiert? Warum hat
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