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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur
Autoren: Emrah Serbes
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nicht, wer ihm zur Flucht verholfen hatte, sondern legte auf und rief den Staatsanwalt an. Er war nicht zu erreichen. Nach fünf Minuten klingelte erneut das Telefon. Diesmal war es Eda.
    »Was gibt’s?«, fragte er.
    »Sie haben uns Halis Tökgöz weggenommen. Wir wissen nicht einmal, wer es war. Hier herrscht völliges Chaos.«
    »Wo ist Yavuz?«
    »In der Zelle.«
    »Gut. Ruf Harun an, er soll auch kommen. Zieht eure Waffen und setzt euch neben Yavuz.«
    Behzat Ç stieg ins Auto und machte sich auf den Weg zum Polizeipräsidium. Unterwegs hätte er mehrere Male beinahe einen Unfall gebaut. Er holte Yavuz aus der Zelle beim Vollzugsdienst und brachte ihn ins Vernehmungszimmer der Kommission. Harun war bereits da.
    »Bringt mir ein Blatt Papier und einen funktionierenden Kugelschreiber«, sagte er.
    Harun tat es.
    »Jetzt hol dir einen Stuhl und setz dich vor die Tür. Laß niemanden herein.«
    Als er das Zimmer betrat, fragte Yavuz ihn: »Was ist denn los?«
    »Nichts. Bis zu deinem Gerichtstermin bleiben wir zusammen hier.«
    Er holte Handschellen aus seinem Hosenbund hervor und legte sie um Yavuz’ rechte und seine eigene linke Hand. Er verstaute den Schlüssel in seiner Tasche. Sie saßen jetzt nebeneinander auf zwei Stühlen. Er nahm den Stift in die Hand und wollte gerade etwas schreiben, als sein Telefon klingelte. Ein unbekannter Teilnehmer rief an. Er nahm das Gespräch entgegen, ohne etwas zu sagen.
    »Also, ich hab noch nie so einen unverläßlichen Zeitgenossen erlebt wie dich«, sagte der Grauhaarige vom Geheimdienst. »Du wolltest doch auf einen Tee vorbeikommen. Du hast mir das so oft versprochen und immer wieder dein Wort gebrochen. Da dachte ich, der kommt eh nie, ich schau einfach mal bei ihm vorbei. Du warst aber nicht da.«
    »Habt ihr uns Halis Tokgöz weggenommen?«
    Der Mann am anderen Ende lachte und sagte: »Nö, wer soll das sein?«
    »Hast du den Schalldämpfer?«
    Der Mann schwieg.
    »Ich habe den Schalldämpfer nicht«, sagte er dann, » ich bin der Schalldämpfer. Ich bin dafür da, daß nicht zu viel Lärm entsteht. Also, mach’s gut, ich schau mal wieder bei dir rein.«
    Am nächsten Morgen saß er auf dem Weg zum Gericht neben Yavuz auf dem Rücksitz. Erst im Verhandlungszimmer schloß Harun die Handschellen auf und führte Yavuz weg.
    Nach der Anhörung traf sein Blick den des jungen Staatsanwalts. Vermutlich hatte er sich diesen Schnurrbart stehen lassen, um älter zu wirken. Irgend jemand, der etwas vom Umgang mit Menschen verstand, mußte ihm einmal sagen, daß er mit diesem Bart nicht älter, sondern jünger wirkte. Nachdem sie sich die Hand gegeben hatten, neigte sich der Staatsanwalt zu ihm und sagte: »Du hattest recht. Wir leben wirklich in einer Traumwelt.«
    Sie lieferten Yavuz in der Haftanstalt Sincan ab und kehrten auf die Kommission zurück. Er suchte sofort Tahsin in seinem Büro auf. Eine Weile musterten sich die beiden Männer, ohne zu sprechen.
    »Du bist so furchtbar dickköpfig«, sagte Tahsin. »Aber du hast trotzdem gute Arbeit geleistet.«
    Behzat Ç legte seinen Dienstausweis, seine Waffe und die Schlüssel des Dienstwagens auf den Schreibtisch.
    »Was willst du mir damit sagen?«
    Er antwortete nicht. Er legte lediglich das Schreiben dazu, das er in der Nacht verfaßt hatte. Tahsin las es und sagte: »Du brauchst gar kein Rücktrittsgesuch einzureichen. Man denkt darüber nach, dich offiziell in den Ruhestand zu schicken.«
    Er stand auf, ohne etwas zu sagen. Am Ausgang der Mordkommission drehte er sich noch ein letztes Mal um und ließ seinen Blick in die Runde schweifen. Er hatte gerade einen Schritt vor die Tür gesetzt, da traf die Meldung ein, daß bei einer Schießerei in Bahçeli eine Person verletzt worden war.
    »Ihr habt es gehört«, sagte er zu Eda, die ihm hinterherschaute. »Bitte eine Einsatzgruppe vor Ort.«
    Necip, der Vorsitzende des Ballsportvereins Cebeci, empfing ihn lachend an der Tür: »Diese Mannschaft brauchte jemanden wie dich, der in unserem Verein großgeworden ist. Alles Gute für die Zukunft!«
    Während er den Zweijahresvertrag unterzeichnete, der ihn auf die Farben des Ballsportvereins verpflichtete, knisterte sein Funkgerät in der Tasche.
    »Entschuldige, das hab ich ganz vergessen«, sagte er.
    Der Korrespondent einer Lokalzeitung traf ein. Nach einer Fotorunde mit Necip fragte ihn der Korrespondent, was er gerne sagen möchte. Er wurde nervös.
    »Also, ich bin sehr glücklich«, begann er. »Ich bin in diesem
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