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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur
Autoren: Emrah Serbes
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erleichtert aus dem Vernehmungszimmer stürmten, kam Cevdet herein: »Sollen wir den Barbesitzer bringen?«
    »Her mit ihm.«
    Er setzte sich wieder auf seinen angestammten Platz in einer abgelegenen Ecke des Raumes und fuhr fort, seine Augen zu entspannen. Dieses Mal versuchte er an der Decke die Umrisse einer Beretta mit aufgesetztem Schalldämpfer auszumachen. In der Nähe einer Verstrebung meinte er, den Pistolengriff identifizieren zu können, aber das andere Ende kam nicht hin. Wenn er nur wollte, könnte er bestimmt wunderbar Kaffeesatz lesen.
    Harun empfing den Barbesitzer und fragte: »So, mein lieber Barbesitzer, wie heißt du denn?«, obwohl er ein Papier mit den Personalangaben des Mannes vor seiner Nase liegen hatte. Der Mann rückte seine Brille zurecht, strich über seinen Bart und antwortete: »Ramazan.«
    Er hatte einen Bauch, als hätte er einen LKW-Reifen um seine Hüfte geschnallt. Auf ein Zeichen hin setzte er sich. Harun stolzierte vor ihm auf und ab.
    »Lieber Ramazan«, sagte er. »Jetzt hast du so viele Läden aufgemacht, und nicht einmal bist du gekommen und hast uns eingeladen.«
    »Aber Herr Kommissar, der Laden gehört ganz Ihnen, kommen Sie nur, wann Sie wollen.«
    Der liebe Ramazan war recht froh, daß die Unterhaltung auf dieser Ebene verlief. Er war von Berufs wegen ein Herz und eine Seele mit seiner Polizei und hatte geplant, ein wenig Schmiergeld zu geben und damit aus der Sache herauszukommen, und sogar schon begonnen, im Kopf eine Summe zu veranschlagen.
    »Kommen Sie nur, wann Sie wollen«, wiederholte er.
    »Wenn wir was wollen?«
    »Also, vorbeischauen, meine Gäste sein.«
    »Das ist aber ziemlich teuer bei Ihnen, soviel verdienen wir gar nicht.«
    »Aber ich bitte Sie, um Geld soll es doch zwischen uns nicht gehen, das wäre mir peinlich.«
    Harun blieb stehen und riß an dem Halfterband, mit dem seine Waffe befestigt war. Unter seinem Hemd kam ein schreckliches, schnappendes Geräusch hervor. Noch furchterregender aber war sein Grollen: »Bietest du etwa der Türkischen Polizei Schmiergeld an, Bursche?«
    »Aber ich bitte Sie, das haben Sie mißverstanden.«
    »Halt`s Maul. Ist das deine Waffe?«
    Der liebe Ramazan betrachtete die Waffe aufmerksam.
    »Nein.«
    »Warum hast du so lange geguckt?«
    »Ich habe selber eine Waffe mit Waffenschein, deshalb.«
    Behzat Ç nahm seine Augen von der Decke.
    »Lieber Ramazan, du wolltest mich anscheinend sprechen? Bitte schön…«
    Der Barbesitzer verstand nicht sofort, woher die Stimme kam. Erst jetzt nahm er Behzat Ç überhaupt wahr.
    »Ich bitte Sie, Herr Kommissar, so hatte ich das nicht gesagt.«
    »Ach, wirklich? Hast du mir nicht eben noch eine Nachricht zukommen lassen?«
    Der liebe Ramazan wußte nicht, wohin mit seinen Händen.
    »Nein, das müssen Sie falsch verstanden haben. Es ist doch schon Morgen, und zu Hause warten Frau und Kinder, deshalb dachte ich…«
    »Wenn du so weitermachst, müssen Frau und Kinder noch ziemlich lange auf dich warten«, schaltete sich Harun ein. »Herr Vorgesetzter, ich will Ihnen mal was sagen, aber Sie werden es mir kaum glauben. Der liebe Ramazan hat mir soeben Schmiergeld angeboten.«
    »Das gibt’s doch nicht. Das kann ich mir bei dem gar nicht vorstellen. So etwas würdest du doch nie machen, oder, lieber Ramazan?«
    Ramazans Aussage dauerte eine halbe Stunde. Dreiundvierzigmal schwor er, daß die Waffe nicht ihm gehöre, und vierundvierzigmal, daß er von den Pillen nichts wußte. Rund dreißig Schwüre bezogen sich auf den Umstand, daß nur er allein einen Schlüssel besaß zum Getränkelager, von dem aus man auf die Terrasse gelangte und daß er in der vergangenen Nacht dort niemanden gesehen hatte. Zu guter Letzt sagte Harun: »Leugnen ist die Schutzburg des Tapferen, mein lieber Ramazan.«
    »Ich bitte Sie, Herr Kommissar.«
    »Wenn du noch einmal ›Ich bitte Sie‹ sagst, brech ich dir die Nase, lieber Ramazan.«
    Ramazan hatte jeden Satz mit »Ich bitte Sie« begonnen. Behzat Ç war das furchtbar auf den Geist gegangen, ohne daß er sich etwas hätte anmerken lassen. Von der dunkelsten Ecke des Raumes aus erhob er die Stimme: »Die Sachen, die auf deinen Toiletten gefunden wurden, sind ziemlich ausgefallenes Zeug. Vergiß die Pillen. Sagen wir, jemand hat sie da reingestopft, weil er wußte, daß die Polizei kommen wird. Halten wir uns auch nicht mit der Pistole auf. Jeder hat eine dabei heutzutage. Aber was hat es mit diesem Schalldämpfer auf sich? Nicht einmal ich habe bisher
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