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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur
Autoren: Emrah Serbes
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zur Terrasse. Aber anscheinend gibt es von der Rückseite der Bar einen zweiten Ausgang. Der soll in der fraglichen Nacht abgeschlossen gewesen sein. Und angeblich hat nur der Barbesitzer einen Schlüssel.«
    »Warum?«
    »Er dient gleichzeitig als Getränkelager. Den Kerl habt ihr gesehen, ein ganz gerissener. Anscheinend traut der nicht einmal seinen Angestellten übern Weg. Befragt trotzdem mal das Barpersonal, ob es wirklich nur einen Schlüssel gibt.«
    Behzat Ç nahm die Personalausweise, die neben dem Schalldämpfer lagen, und wendete sie hin und her.
    »Kısmet Güleryüz, Fedai Özcan. Wo sind denn bitte die Inhaber dieser Ausweispapiere?«
    »Keine Ahnung. Die waren nicht mehr da, als wir die Ausweise wieder ausgeteilt haben.«
    »Das heißt, die Herren sind euch durch die Lappen gegangen.«
    »Sozusagen. Aber ihre Polizeiregistereinträge sind sauber.«
    Behzat Ç hatte von Herren gesprochen. Den Paßbildern nach zu urteilen handelte es sich allerdings eher um Kinder. Er suchte nach einem Mittelweg und fragte: »Warum sind die beiden Heranwachsenden abgehauen?«
    »Vielleicht vor Kälte.«
    »Red nicht so’n Quatsch!«
    »Die lassen sich aber leicht finden.«
    »Du willst also Überstunden machen. Wenn sonst niemand flüchtig ist, gehört die Waffe vielleicht ihnen. Und bringt gleich den mit BTM-Eintrag mit, der hat die Captagon-Pillen im Wasserkasten versteckt, der stellt ja eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar.«
    Nachdem Haruns Auflachen in ein Grinsen übergegangen war, winkte er ab: »Ach was, das Phantom findet die bis heute abend.«
    Behzat Ç verspürte einen stechenden Schmerz, der sich von der Mitte seiner Stirn zu den Schläfen hin ausbreitete. Er stützte seine Ellenbogen auf den Tisch und massierte die Schmerzregion mit kreisenden Bewegungen. Wenn er zum Arzt ginge, würde er erfahren, daß es sich um Migräne im Frühstadium handelte, doch bisher begnügte er sich mit dem Verzehr von drei Aspirin pro Tag. Da er die Schulmedizin für den Zerfall seiner Familie verantwortlich machte, nahm er keine Medikamente außer rezeptfrei verkäuflichen Schmerztabletten. Schließlich hatte er auch seinerzeit eine Nierenkolik überwunden, indem er auf Hippokrates geflucht und sich an dem von den Staatlichen Alkoholfabriken produzierten Bier festgeklammert hatte. Um den sich wellenförmig ausbreitenden Schmerz unter Kontrolle zu bekommen, kniff er die Augen zusammen und fixierte einen Punkt, wobei er sein Gesicht in Falten legte.
    »Nichts da, die mußt du finden«, griff er mit seiner heiseren Stimme an. »Und nimm Cevdet mit, damit der auch mal was lernt und nicht immer nur euren Laufburschen spielt.«
    Als Harun das Poğaça im Hals steckenblieb und er einen Hustenanfall bekam, stand er auf, um ihm auf den Rücken zu klopfen.
    »Iß langsamer.«
    Er hielt ihm den Kaffee, den er lustlos getrunken hatte, vor die Nase. Harun trank den lauwarmen Kaffee in zwei Schlucken aus und sagte: »Ich hab aber nachmittags schon was vor.« Bei den letzten beiden Worten zwinkerte er leicht mit dem rechten Auge.
    »Gut so«, lobte Behzat Ç.
    Beide wußten um die Bedeutung dieses Lobes. Denn seit die Spannungen am Arbeitsplatz begonnen hatten, saßen alle hier auf heißen Stühlen. Der über das Lob sichtlich erfreute Harun fragte: »Glaubst du denn nicht, daß es Selbstmord war, Chef?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Das Phantom und Sıtkı von der Spurensicherung standen längst schon unbemerkt im Zimmer.
    »Wir glauben es nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Das Geländer der Terrasse ist ziemlich niedrig. Das Mädchen war sowieso ein zierliches Ding. Es dürfte kein Problem sein, sie zu packen und runterzuwerfen.«
    »Aber bei all den Leuten in der Bar…«, sagte Harun.
    »Von innen kann man die Terrasse aber nicht sehen. Außerdem ist es dort so laut, daß es nicht einmal jemand mitbekommt, wenn sie dich da runterwerfen.«
    Alle lachten. Haruns stattliche Statur hatte die Ausmaße einer handelsüblichen Stahltür. Er konnte mitlachen, weil er sich seines Körpers nicht schämte, knurrte aber zurück, um nicht den kürzeren zu ziehen: »Sie hatte einen Abschiedsbrief in der Tasche. Einen Selbstmordbrief!«
    »Genau das ist der springende Punkt«, sagte Behzat Ç. Er überreichte Sıtkı den Brief und die Waffe. »Bring das ins Labor. Aber Recep soll sich selbst darum kümmern, sie sollen das nicht irgendwo liegenlassen. Schaut nach dem Eintrag der Waffe. Für die Schriftanalyse des Briefes besorgen wir uns noch ein
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