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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur
Autoren: Emrah Serbes
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jungen Frau ab. Aus der rechten Tasche holte er ein Telefon, aus der linken ein in der Mitte gefaltetes Stück Schreibpapier hervor. Auf dem Blatt stand ein mit fünf Punkten beginnender Text in einer Handschrift, die sich gut für eine Persönlichkeitsanalyse eignen würde.
    .....
Es ist nichts zu Verherrlichendes am Selbstmord. Man sollte es lediglich verstehen, rechtzeitig zu sagen: Freunde, bis hierhin und nicht weiter. Shakespeare ist an seinem Geburtstag gestorben, was für ein wunderbarer Zufall
.
    Niemand ist für meinen Tod verantwortlich, und somit sind letzthin alle verantwortlich, denke ich. Ja, bis hierhin und nicht weiter. Es wird gebeten, von Blumengaben Abstand zu nehmen. Bleibt gesund
.
    Betül
.
    Inzwischen war eine halbe Stunde vergangen, die neugierige Menge hatte sich zerstreut, und nur die Gäste der Bar waren übriggeblieben.
    Harun hielt ihm einen aufgerollten Stapel Papiere hin.
    »Die Polizeiregistereinträge der Leute aus der Bar.«
    Die Gäste der Terrassenbar hüpften vor Kälte auf und ab. Vermutlich fluchten sie insgeheim über das Mädchen, das sich heruntergestürzt hatte. Ab und an waren auch gemurrte Beschwerden zu hören. Aber im großen und ganzen legten sie jene Hochachtung vor der Polizei an den Tag, wie sie von einem normalen Staatsbürger zu erwarten ist. Behzat Ç überflog die Liste und fragte: »Und welcher von denen hat das Mädchen runtergeworfen?«
    Harun lachte.
    »Keine Ahnung. Einer hat einen Eintrag wegen Körperverletzung, einer wegen BTM. Und zwei von ihnen haben als Geburtsort Tunceli.«
    Der Nachtfrost machte sich jetzt ganz schön bemerkbar. Erst jetzt traf der private Sanitätsdienst ein, den man hatte kommen lassen, da die 112 sich nicht gerne um Tote kümmerte. Das Phantom kam näher, das Paket in seiner Hand schwenkend. Behzat Ç schob sich eine 216 in den Mundwinkel, die das Phantom mit seinem Feuerzeug anzündete und dabei verkündete: »Sie ist exakt um ein Uhr zehn gesprungen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Der Kioskbesitzer. Jemand hat ihn nach der Uhrzeit gefragt, sofort danach war ein Schrei zu hören und das Mädchen ist unten aufgeprallt.«
    »Habt ihr die Eltern schon verständigt?«
    »Ihr Cousin sitzt im Minibus.«
    Harun ergänzte: »Der ist auch wegen der Geburtstagsfeier hier.«
    Behzat Ç ging zum Minibus zurück, riß die Tür auf und fragte: »Wer ist der Cousin?«
    Ein dunkler junger Mann von riesiger Statur hob seinen Kopf zwischen seinen Händen hervor. Er hatte Tränen in den Augen.
    »Ich«, sagte er.
    Diesen Augenblick wollte der Barbesitzer ausnutzen, indem er fragte: »Herr Kommissar, darf ich jetzt gehen?«
    Doch auf die Antwort »Darfst du nicht« schwieg er lieber.
    »Cousin, komm mal her, wir müssen mit dir reden.«
    Der Cousin stieg aus dem Minibus aus. Mit seinen spitzen Stiefeln aus schwarzem Glanzleder zerquetschte er den Schnee am Boden.
    »Herzliches Beileid. Hast du gesehen, wie sie gesprungen ist?«
    »Nein.«
    »Hat sie sonst noch Verwandte in Ankara?«
    »Nein. Nur eine Großmutter.«
    »Ruf sie um diese Zeit lieber nicht an, nicht daß sie es nicht verkraftet. Wo sind die Eltern?«
    »In Urfa.«
    »Ruf sie morgen früh an. Der Sanitätswagen ist da. Ihr fahrt mit meinen Kollegen zur Gerichtsmedizin. Hast du genug Geld für den Sanitätswagen?«
    »Nicht dabei.«
    »Bist du auch Student?«
    »Ja.«
    Behzat Ç rechnete nach, ob das Geld in seiner Tasche im Notfall für den Sanitätswagen reichen würde. Selbst wenn, bis zum Fünfzehnten war es noch lange hin.
    »Ich kann Aykut fragen, der hat bestimmt was dabei.«
    »Wer ist das?«
    Der Cousin schwieg eine Weile, bevor er antwortete: »Ihr Freund.«
    Behzat Ç freute sich. Private Sanitätswagen fuhren nicht von A nach B, bevor sie ihr Geld hatten.
    »Gut. Wenn der auch nicht genug hat, komm zu mir. Wie heißt du?«
    »Yavuz.«
    Behzat Ç gab dem Cousin mit den feuchten Augen einen tröstenden Klaps auf die Schulter.
    »Komm morgen mal bei der Mordkommission vorbei und mach deine Aussage, ja?«
    Yavuz kehrte zum Minibus zurück. Als Aykut das Geld aus seiner Hosentasche Yavuz gegeben hatte, fragte er: »Herr Kommissar, kann ich auch gehen?«
    Harun war gerade damit beschäftigt, die Polizeiregistereinträge der Übriggebliebenen einzuholen, und fragte: »Bist du ein Verwandter?«
    »Ich bin ihr Freund.«
    »Bleib schön da sitzen!«
    In diesem Moment platzte ein ziemlich Dicker, der sich unter den Wartenden befand, plötzlich heraus: »Warum laßt ihr die Leute bei
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