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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur
Autoren: Emrah Serbes
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Heft mit ihrer Handschrift und schicken es zum Vergleich nach. Schließlich ist sie Studentin.«
    Er war der Überzeugung, die Frage der beiden flüchtigen Heranwachsenden ernsthaft ansprechen zu müssen. Er reichte dem Phantom die beiden Personalausweise, die auf seinem Tisch lagen.
    »Schnapp dir Harun und findet die Kerle, die euch entwischt sind, bis Mittag.«
    »Die hab ich doch schon längst. Waren in die Kneipe nebenan, weil ihnen kalt war. Da wollen sie sich verquatscht haben, und als sie rauskamen, sollen alle schon weggewesen sein.«
    Harun breitete seine Hände nach beiden Seiten aus, um ein Siehst-du-hab-ich-es-dir-nicht-gesagt anzudeuten. Behzat Ç kaute die Tablette, die Cevdet ihm gebracht hatte.
    »Wenn das mal stimmt«, kommentierte er.
    Cevdet war schon wieder im Laufschritt verschwunden, um für das Aspirin ein Glas Wasser zu bringen.
    Auf seinem Stuhl im Vernehmungszimmer hatte Behzat Ç die Hände hinter dem Kopf verschränkt und entspannte seine Augen, indem er den Flecken an der Decke Formen verlieh. Harun ging ziemlich hart ran.
    »Wehe, das stimmt alles nicht!«
    Die beiden Jugendlichen wanden sich förmlich vor ihm.
    »Ich schwöre bei Gott!«, riefen beide im gleichen Augenblick.
    »Halt, einer nach dem anderen.«
    Fedai nutzte Kısmets Stutzen, um das Wort zu ergreifen: »Uns war doch so kalt. Und dann hat der da gesagt, laß uns in die Kneipe nebenan gehen. Bis sie die Ausweise wieder austeilen, trinken wir ein Bier.«
    Kısmet wehrte sich: »Stimmt ja gar nicht, Herr Kommissar, der lügt. Zuerst hat der da gesagt, laß uns in die Kneipe gehen.«
    Dafür bekam er Fedais Ellenbogen ab. Fedai war ziemlich stämmig, Kısmet dafür umso schmächtiger.
    Harun gab erst Fedai, dann Kısmet eine Ohrfeige.
    »Was soll das denn, seinem Freund in den Rücken zu fallen! Seid ihr denn keine Männer?«
    Jetzt, wo er gerade den Atlantischen Ozean an der Decke ausgemacht hatte, senkte Behzat Ç den Blick auf die Jugendlichen, die schwiegen und einander mit leichter Scham anschauten.
    »Gehört die Waffe euch?«
    Kısmet und Fedai stammelten beide gleichzeitig so etwas wie: »Nein, ich schwöre…«
    »Und die Pillen hier?«
    »Wirklich nicht, bei Gott und dem Koran, beim heiligen Allah, der Blitz soll uns treffen…«
    Harun verlor die Geduld.
    »Einer nach dem anderen hab ich gesagt!« Er stieß Fedai vor die Schulter.
    »Zuerst du.«
    »Mit Pillen und Gras und so haben wir nichts zu tun, Herr Kommissar. Sowas machen wir nicht!«
    »Aber sonst macht ihr anscheinend allen möglichen Scheiß.«
    »Nein, Herr Kommissar. Wir trinken schön unser Bier oder mal ein paar Rakı, aber so mit Gras und Piece, oder Pillen und so… echt nicht… Wir sind doch alles Ankaraner Jungs, wir wissen, was sich gehört.«
    Harun setzte sich.
    »Das werden wir dann ja sehen, wenn wir die Ergebnisse der Blutproben haben.«
    Behzat Ç schaute ihnen etwas genauer ins Gesicht. Zwei junge Männer, bei denen gerade der Schnurrbart zu sprießen begann. Fedai, der eine grüne Jacke trug, wrang nervös die Hände und rutschte mit seinen Stiefelspitzen, die im Halblicht des Vernehmungszimmers glänzten, auf dem Boden herum, als müßte er andauernd Zigarettenkippen austreten.
    »Warum hast du so komische Stiefel an?«
    »Das ist Glanzleder, Herr Kommissar, die sind wasserdicht.«
    »Wieviel haben die gekostet?«
    Fedai stockte.
    »Weiß ich nicht, Herr Kommissar, ich glaube neunzig, weiß nicht mehr so genau.«
    »Was ist dein Vater von Beruf?«
    »Wir haben einen Stand auf dem Markt in Ayrancı.«
    Behzat Ç stand auf und öffnete das Fenster, das zum Parkplatz hinausging. Er wanderte auf und ab und kratzte sich dabei mit dem Zeigefinger an der Wange. Er stellte sich neben den beiden ängstlich blickenden Jugendlichen auf. Es gab einmal eine Zeit, da er diese Angst sofort erkannt hatte. Diese Angst der anderen, die einen dazu brachte, sich für ganz was Tolles zu halten. Die Angst, der Polizei in die Finger zu geraten, auf irgend einer Wache zu landen, wie sie jedem Staatsbürger ganz tief eingebrannt war. Am Anfang hatte es sein Selbstwertgefühl gekitzelt, diese Angst bei seinem Gegenüber zu spüren. Mit der Zeit aber verging das Lustempfinden und mittlerweile hatte er es einfach nur satt, immer wieder denselben scheiß Gesichtsausdruck zu sehen.
    »Hier, nehmt eure Personalausweise«, sagte er. »Ihr dürft die Stadt nicht verlassen. In drei Tagen kommt ihr zu mir ins Büro. Und wehe, wenn nicht…«
    Als die beiden Jugendlichen
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