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Beherrscher der Zeit

Beherrscher der Zeit

Titel: Beherrscher der Zeit
Autoren: A. E. van Vogt
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der Nacht gegen sie zusammenballte. Ja, ich werde ihn gehen lassen, aber noch nicht sofort.
    Zuerst wurde ihr selbst nicht klar, was sie mit der Hinauszögerung bezweckte. Aber irgend etwas brütete ihr Gehirn aus, etwas Schreckliches, Tödliches! Weiter lenkte sie den Wagen, ohne überhaupt genau zu wissen, wohin.
    Allmählich begann sie den unterbewußten Todeswunsch zu verstehen, und zwar, als das Taxi sich dem Fluß näherte.
    Sie gab den Fahrer frei und taumelte aus dem Wagen.
    Jetzt wußte sie, was sie tun mußte! Dort war der Park am Fluß, wo sie vor fast vier Jahren halb verhungert und verzweifelt Selbstmord hatte begehen wollen. Hier würde sie sich den Tentakeln stellen!
    Sie beobachtete sie ungerührt, als sie durch die Bäume hindurch auf sie zuschwebten und hin und wieder der Schein der Parklichter ihre metallenen Röhrenleiber aufleuchten ließ. Verwundert, doch ohne auch nur die geringste Spur von Furcht dachte sie:
    »Ist das die Wirklichkeit? Ist es möglich, daß es niemanden gibt, keine Waffe, keine Luft-, Land- oder Seestreitkräfte, gar nichts, das mich beschützen könnte?«
    In plötzlichem Grimm schleuderte sie ihre Kraft gegen den vordersten Tentakel. Dann lachte sie laut über die Nutzlosigkeit, als das – das Ding nicht einmal erzitterte. Soweit es die Tentakel betraf, war ihre Kraft gleich Null. Das bedeutete, daß Dr. Lell sie sofort töten lassen konnte, sobald er hier ankam.
    Sie stolperte die Böschung hinunter zum dunklen Flußufer. Die von ihrem Gehirn hervorgerufene Stimmung, die sie hier in den Park geführt hatte, wo sie sich einst den Tod wünschte, füllte sie völlig aus. Mit angespannten Nerven bemühte sie sich, diesen Gemütszustand zurückzurufen, denn nur der Gedanke daran genügte nicht.
    Wenn sie nur diese schwarze Verzweiflung jener anderen dunklen Nacht wieder heraufbeschwören könnte!
    Eine kühle, feuchte Brise strich über ihre Wangen. Aber sie konnte den Wunsch einfach nicht aufbringen, hinein in dieses nasse, kalte Wasser zu steigen. Sie wollte den Tod nicht, auch nicht Macht, noch die Vernichtung durch die Energien des dritten Grades.
    Was sie wollte, war die Ehe, ein Zuhause mit einem Garten mit grünem Rasen und blühenden Blumen. Sie wollte ein zufriedenes Leben führen – mit Jack Garson!
    Garson!
    Es war mehr ein Gebet als ein Befehl, der in diesem zweiten Hilferuf über ihre Lippen drang. Ein Appell aus tiefster Seele an den einzigen Mann, der ihr in all den langen, schrecklichen Jahren etwas bedeutet hatte:
    Jack, wo immer du auch bist, komm zu mir, hier auf die Erde! Komm durch die Leere der Zeit! Komm zu mir in Sicherheit, ohne daß dir ein Leid widerfährt, mit gesundem Körper und klarem Geist! Komm! Komm jetzt!
    Sie zuckte erschrocken zusammen. Denn plötzlich stand ein Mann neben ihr am Ufer des dunklen Flusses!
    Die vorher sanfte Brise wurde zu einem Windstoß. Der scharfe Geruch des rauschenden Wassers biß in ihre Nase. Aber es war nicht körperliche Aufmunterung, die sie jetzt brauchte. Wieder war es ihr Geist, der sich viel zu langsam bewegte. Ihr Geist, der noch nie sehr positiv auf ihre Kraft reagiert hatte. Ihr Geist, der wie ein eisiger Klumpen in ihr zu liegen schien.
    Die Gestalt stand in steinerner Unbeweglichkeit, wie ein Stück nur halb geformter Ton. Ein Schauder rann ihr über den Rücken. Hatte sie vielleicht aus dem Reich der Toten einen verwesten Körper ins Leben zurückgerufen, der seit Generationen im Grab gelegen hatte?
    Die erschreckende Gestalt rührte sich – wurde zu einem Menschen, einem Mann.
    Garson sagte mit einer Stimme, die unnatürlich dumpf in seinen Ohren klang:
    »Ich bin gekommen – aber mein Verstand muß sich erst zurechtfinden. Und nach einer Billiarde von Jahren fällt das Sprechen schwer.«
    Er schüttelte sich in Gedanken an die endlosen Jahre, die er in der Ewigkeit zugebracht hatte. Dann murmelte er:
    »Ich weiß nicht, was geschehen ist. Ich weiß auch nicht, welche Gefahr dich mich ein zweites Mal rufen ließ, noch ob überhaupt eine besteht. Aber wie immer auch die Situation, ich weiß nun über alles Bescheid.
    Du und ich werden von den geheimnisvollen Universumsmanipulatoren benutzt, weil wir – ihrer Geschichte nach – benutzt wurden! Sie hätten es nicht zugelassen, daß wir in eine so verzweifelte Lage gerieten, wenn es ihnen möglich gewesen wäre, physischen Kontakt zu uns aufzunehmen. Und doch ist es völlig klar, daß es das Ende für sie bedeutet – und für uns –, falls sie sich
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